Bearbeiten von „Nydamboot“
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Das '''Nydamboot''' ist ein eisenzeitliches Kriegsschiff, das 1863 in einem Moor in Dänemark entdeckt und archäologisch gesichert wurde. Von 1877 bis 1941 befand es sich in Kiel und wurde im [[Museum für Vaterländische | Das '''Nydamboot''' ist ein eisenzeitliches Kriegsschiff, das 1863 in einem Moor in Dänemark entdeckt und archäologisch gesichert wurde. Von 1877 bis 1941 befand es sich in Kiel und wurde im [[Museum für Vaterländische Alterthümer]] ausgestellt. Heute ist es im ''Museum für Archäologie'' im Schloss Gottorf in Schleswig zu finden. | ||
== Das Schiff == | == Das Schiff == | ||
Das 23 m lange und über 3 m breite Nydamboot wurde um | Das 23 m lange und über 3 m breite Nydamboot hatte ein Gewicht von rund 30 t. Es wurde um 320 unserer Zeitrechnung aus Eichenholz gebaut. Es wurde an der Fundstelle zwischen 340 und 360 offenbar als Opfergabe versenkt. | ||
Der Rumpf ist in Klinkerbauweise, also mit überlappenden Planken gefertigt. Das Nydamboot stellt damit ein Bindeglied zwischen der "genähten" Bauweise mit auf Stoß gesetzten Planken und den späteren, stets geklinkerten Wikingerschiffen dar. | Der Rumpf ist in Klinkerbauweise, also mit überlappenden Planken gefertigt. Das Nydamboot stellt damit ein Bindeglied zwischen der "genähten" Bauweise mit auf Stoß gesetzten Planken und den späteren, stets geklinkerten Wikingerschiffen dar. | ||
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== Situation des Schiffes durch den Deutsch-Dänischen Krieg == | == Situation des Schiffes durch den Deutsch-Dänischen Krieg == | ||
Aufgrund des Krieges lagerte Engelhardt den Bestand der Flensburgsammlung vorsorglich nach Nordborg auf der Insel Alsen aus, wo er sich in der Obhut des Nordborger Pfarrers Erik Höyer Møller (1818-1904) befand. Dieser sorgte auch dafür, dass er über den Großen Belt in ein Lagerhaus in Korsör gebracht wurde, als die Invasion der Insel Alsen durch die preußischen und österreichischen Truppen drohte.<ref>[https://graenseforeningen.dk/om-graenselandet/leksikon/nydambaaden Nydambåden] bei graenseforeningen.dk (dänisch), abgerufen am 21. Januar 2023</ref><!-- Name des Pfarrers in einem undatierten Zeitungsartikel mit unbekannter Quelle von ca. 1968 --> Nach anderen Quellen<ref>[https://geschichte-s-h.de/sh-von-a-bis-z/n/nydamboot/ Nydamboot], bei geschichte_s_h.de abgerufen am 22. Januar 2023</ref><ref>[https://www.kieler-stadtentwicklung.de/Daten/Nydamboot.html Nydamboot] bei kieler-stadtentwicklung.de, abgerufen am 22. Januar 2023</ref> | Aufgrund des Krieges lagerte Engelhardt den Bestand der Flensburgsammlung vorsorglich nach Nordborg auf der Insel Alsen aus, wo er sich in der Obhut des Nordborger Pfarrers Erik Höyer Møller (1818-1904) befand. Dieser sorgte auch dafür, dass er über den Großen Belt in ein Lagerhaus in Korsör gebracht wurde, als die Invasion der Insel Alsen durch die preußischen und österreichischen Truppen drohte.<ref>[https://graenseforeningen.dk/om-graenselandet/leksikon/nydambaaden Nydambåden] bei graenseforeningen.dk (dänisch), abgerufen am 21. Januar 2023</ref><!-- Name des Pfarrers in einem undatierten Zeitungsartikel mit unbekannter Quelle von ca. 1968 --> Nach anderen Quellen<ref>[https://geschichte-s-h.de/sh-von-a-bis-z/n/nydamboot/ Nydamboot], bei geschichte_s_h.de abgerufen am 22. Januar 2023</ref><ref>[https://www.kieler-stadtentwicklung.de/Daten/Nydamboot.html Nydamboot] bei kieler-stadtentwicklung.de, abgerufen am 22. Januar 2023</ref> war das Nydamboot von dieser Auslagerung nicht betroffen, sondern blieb in Flensburg. | ||
== Rückführung der Sammlung == | == Rückführung der Sammlung == | ||
Engelhardts Bestrebungen, die Bestände der Sammlung nach dem für Dänemark verlorenen Krieg vor den preußischen Behörden zu verbergen, scheiterten letztendlich, weil der Friedensvertrag von Wien am 30. Oktober 1864 im Artikel XIV ausdrücklich bestimmte: "''Die Antikensammlung zu Flensburg, die mit der Geschichte Schleswigs in Zusammenhang stand, allein während der letzten Ereignisse großentheils zerstreut wurde, soll daselbst mit Beihülfe der dänischen Regierung aufs neue zusammengestellt werden.''"<ref>Originaltext des [http://www.ambwien.um.dk/NR/rdonlyres/AB922586-4291-44C2-BFFA-0FF1424170A2/0/Fredstraktat1864.pdf Wiener Friedens] bei archive.org, abgerufen am 22. Januar 2023</ref> 1867 mussten die Bestände in das mittlerweile preußische Flensburg überführt werden. | Engelhardts Bestrebungen, die Bestände der Sammlung nach dem für Dänemark verlorenen Krieg vor den preußischen Behörden zu verbergen, scheiterten letztendlich, weil der Friedensvertrag von Wien am 30. Oktober 1864 im Artikel XIV ausdrücklich bestimmte: "''Die Antikensammlung zu Flensburg, die mit der Geschichte Schleswigs in Zusammenhang stand, allein während der letzten Ereignisse großentheils zerstreut wurde, soll daselbst mit Beihülfe der dänischen Regierung aufs neue zusammengestellt werden.''"<ref>Originaltext des [http://www.ambwien.um.dk/NR/rdonlyres/AB922586-4291-44C2-BFFA-0FF1424170A2/0/Fredstraktat1864.pdf Wiener Friedens] bei archive.org, abgerufen am 22. Januar 2023</ref> 1867 mussten die Bestände in das mittlerweile preußische Flensburg überführt werden. | ||
1874 wurde die Flensburgsammlung aufgelöst und ihre Bestände in das Museum für Vaterländische Alterthümer in Kiel eingegliedert. Das Nydamboot befand sich allerdings nach wie vor in Flensburg. Erst, nachdem das Museum 1877 von seinem Ursprungsstandort in der [[Flämische Straße|Flämischen Straße]] 21 in das ehemalige Kollegiengebäude der Universität in der [[Kattenstraße]] 1-3 umgezogen war, gab es dort den Raum, die Bestände zu zeigen. | |||
1874 wurde die Flensburgsammlung aufgelöst und ihre Bestände in das Museum für Vaterländische | |||
== Umzug des Bootes nach Kiel == | == Umzug des Bootes nach Kiel == | ||
Ebenfalls 1877 kam daher auch das Nydamboot nach Kiel und wurde ebenso wie vorher schon in Flensburg auf dem Dachboden des Museums aufgestellt. Die räumlichen Verhältnisse waren dort aber sehr beengt und es konnte daher nur einem kleinen Personenkreis zugänglich gemacht werden. | Ebenfalls 1877 kam daher auch das Nydamboot nach Kiel und wurde dort ebenso wie vorher schon in Flensburg auf dem Dachboden des Museums aufgestellt. Die räumlichen Verhältnisse waren dort aber sehr beengt und es konnte daher nur einem kleinen Personenkreis zugänglich gemacht werden. | ||
Das änderte sich erst 1924, als das Museum auf der rechten Seite einen Anbau bekam, in welchem das Nydamboot eine eigene Ausstellungshalle bekam.<ref>[https://www.kieler-stadtentwicklung.de/Daten/Museum_vaterl_Alterthuemer.html Museum vaterländischer Alterthümer] bei kieler-stadtentwicklung.de, abgerufen am 22. Januar 2023</ref>. Dort war das Nydamboot dann 17 Jahre lang auch für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem es vorher 47 Jahre auf | Das änderte sich erst 1924, als das Museum auf der rechten Seite einen Anbau bekam, in welchem das Nydamboot eine eigene Ausstellungshalle bekam.<ref>[https://www.kieler-stadtentwicklung.de/Daten/Museum_vaterl_Alterthuemer.html Museum vaterländischer Alterthümer] bei kieler-stadtentwicklung.de, abgerufen am 22. Januar 2023</ref>. Dort war das Nydamboot dann 17 Jahre lang auch für die Öffentlichkeit zugänglich, nachdem es vorher 47 Jahre auf denm Dachboden verbracht hatte. | ||
== Auslagerung im Zweiten Weltkrieg == | == Auslagerung im Zweiten Weltkrieg == | ||
Als im Zweiten Weltkrieg die [[Luftangriffe auf Kiel]] zunahmen, wurden die Bestände des Museum, das mittlerweile ''Schleswig-Holsteinisches Museum vorgeschichtlicher Altertümer'' hieß, einschließlich des Nydambootes vorsorglich in Sicherheit gebracht. Um das Boot aus dem Gebäude bringen zu können musste die Fassade zur Kattenstraße zur Hälfte geöffnet werden. Das Boot war in einem Fachwerk-Kastenträger für den Transport vorbereitet worden und wurde am [[25. September]] [[1941]] auf einem Tieflader durch die [[Burgstraße|Burg-]] und die [[Dänische Straße]] zum Hafen gebracht. | Als im Zweiten Weltkrieg die [[Luftangriffe auf Kiel]] zunahmen, wurden die Bestände des Museum, das mittlerweile ''Schleswig-Holsteinisches Museum vorgeschichtlicher Altertümer'' hieß, einschließlich des Nydambootes vorsorglich in Sicherheit gebracht. Um das Boot aus dem Gebäude bringen zu können musste die Fassade zur Kattenstraße zur Hälfte geöffnet werden. Das Boot war in einem Fachwerk-Kastenträger für den Transport vorbereitet worden und wurde am [[25. September]] [[1941]] auf einem Tieflader durch die [[Burgstraße|Burg-]] und die [[Dänische Straße]] zum Hafen gebracht. | ||
Am [[Sartorikai]] wurde es auf auf eine Schute verladen und auf dem Wasserweg über den [[Nord-Ostsee-Kanal]], die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Mölln gebracht. Mit nur notdürftigem Wetterschutz überdauerte es am Nordufer des Ziegelsees in der ehemaligen Badebucht der Möllner Jugendherberge den Krieg; ein gelernter Zimmermann, der den Transport begleitet hatte, blieb fünf Jahre lang als Wachtmann vor Ort. Das | Am [[Sartorikai]] wurde es auf auf eine Schute verladen und auf dem Wasserweg über den [[Nord-Ostsee-Kanal]], die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Mölln gebracht. Mit nur notdürftigem Wetterschutz überdauerte es am Nordufer des Ziegelsees in der ehemaligen Badebucht der Möllner Jugendherberge den Krieg; ein gelernter Zimmermann, der den Transport begleitet hatte, blieb fünf Jahre lang als Wachtmann vor Ort. Das Museum wurde am [[18. Mai]] [[1944]] vollständig zerstört.<ref>Kieler Erinnerungstag: [https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/stadtarchiv/erinnerungstage.php?id=151 Das Nydamboot verlässt Kiel], bei kiel.de abgerufen am 22. Januar 2023</ref> | ||
== Rückkehr nach Schleswig == | == Rückkehr nach Schleswig == | ||
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Gründung des Bundeslandes Schleswig-Holstein mit Kiel als Landeshauptstadt dazu, dass das Nydamboot nicht nach Kiel zurückkehrte. Die damit zusammenhängende Auflösung des Regierungsbezirks Schleswig beraubte die Schleistadt ihrer Verwaltungsfunktion. Zum Ausgleich der damit verbundenen Nachteile erhielt Schleswig drei Landeseinrichtungen: Das Oberlandesgericht (vorher in Kiel im heutigen Justizministerium), das Landesarchiv (1922/23 als Provinzialarchiv von Schleswig nach Kiel verlegt und dort in der [[Karlstraße]] 27 beheimatet gewesen) und das neu zu gründende Landesmuseum, welches im Schloss Gottorf u. a. die Bestände des ''Schleswig-Holsteinischen Museums vorgeschichtlicher Altertümer'' und des [[ | Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Gründung des Bundeslandes Schleswig-Holstein mit Kiel als Landeshauptstadt dazu, dass das Nydamboot nicht nach Kiel zurückkehrte. Die damit zusammenhängende Auflösung des Regierungsbezirks Schleswig beraubte die Schleistadt ihrer Verwaltungsfunktion. Zum Ausgleich der damit verbundenen Nachteile erhielt Schleswig drei Landeseinrichtungen: Das Oberlandesgericht (vorher in Kiel im heutigen Justizministerium), das Landesarchiv (1922/23 als Provinzialarchiv von Schleswig nach Kiel verlegt und dort in der [[Karlstraße]] 27 beheimatet gewesen) und das neu zu gründende Landesmuseum, welches im Schloss Gottorf u. a. die Bestände des ''Schleswig-Holsteinischen Museums vorgeschichtlicher Altertümer'' und des [[Taulow-Museum]]s übernahm. | ||
Das Nydamboot kam nach fünf Jahren im Ziegelsee auf dem gleichen Weg, auf dem es ausgelagert worden war, nach [[Holtenau]] und wurde von dort weiter über die Ostsee und die Schlei geschleppt. Es erreichte Schleswig am [[18. Oktober]] [[1946]] und überwinterte zunächst auf der Schute im Hafen, bevor es exakt zwei Jahre nach dem Ende des Krieges, am [[8. Mai]] [[1947]] | Das Nydamboot kam nach fünf Jahren im Ziegelsee auf dem gleichen Weg, auf dem es ausgelagert worden war, nach [[Holtenau]] und wurde von dort weiter über die Ostsee und die Schlei geschleppt. Es erreichte Schleswig am [[18. Oktober]] [[1946]] und überwinterte zunächst auf der Schute im Hafen, bevor es exakt zwei Jahre nach dem Ende des Krieges, am [[8. Mai]] [[1947]] wieder mit einem Tiefladertransport, durch die Schleswiger Innenstadt zum Schloss Gottorf gebracht wurde. | ||
<!-- == Aktuelles == | |||
Dänische Ansprüche nach den Kriegen | |||
Weitere Grabungen 1989-99 | |||
https://www.bricksite.com/nydam/bootsgilde: Aktuelle Vermessung; Nydam Tveir | |||
Ausleihe nach Kopenhagen | |||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* Wikipedia: [https://da.wikipedia.org/wiki/Nydamb%C3%A5den Nydambåden] (dänisch), abgerufen am 21. Januar 2023 | * Wikipedia: [https://da.wikipedia.org/wiki/Nydamb%C3%A5den Nydambåden] (dänisch), abgerufen am 21. Januar 2023 | ||
* Video bei youtube.com: [https://www.youtube.com/watch?v=P_NCctoepIQ Das Nydamboot - Ein Schiff für die Götter], NDR-Dokumentation von Wilfried Hauke, 26:51 min, Sendung am 29. Mai 2003 | * Video bei youtube.com: [https://www.youtube.com/watch?v=P_NCctoepIQ Das Nydamboot - Ein Schiff für die Götter], NDR-Dokumentation von Wilfried Hauke, 26:51 min, Sendung am 29. Mai 2003 | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references /> | <references /> |