ETSV Eintracht
Der ETSV Eintracht (Eisenbahner Turn- und Sportverein Eintracht Kiel), auch kurz "Eintracht Kiel", war ein Kieler Sportverein, der 1910 gegründet wurde und sich 2025 auflöste.[1] Das Sportgelände des Vereins befand sich seit 1946 in der Flintbeker Straße 27, unmittelbar oberhalb des heutigen Orts der Habib Moschee.
Geschichte des Vereins
Der Verein wurde am 1. Mai 1910 als FC Eintracht gegründet. Nach 1915 war kriegsbedingt kein Spielbetrieb mehr möglich, aber noch im Jahr 1918 begannen acht Mitglieder, den Spielbetrieb wieder aufzubauen.
Nachdem der Verein bis dahin auf der Moorteichwiese gespielt hatte, wurde 1920 von den Vereinsmitgliedern ein Schuttplatz der Germaniawerft am Kleinbahnhof, auf der heutigen Fläche der Diedrichstraße und der dortigen Einfahrt zum KVG-Betriebshof, zum Sportplatz ausgebaut. In den 1920er-Jahren entstanden auch eine Turn- und eine Handballabteilung.
Im Zweiten Weltkrieg konnte, anders als im ersten, der Spielbetrieb wenigstens mit einer Mannschaft aufrecht erhalten werden. Nach dem Kriegsende wurde noch 1945 eine Kegelsportabteilung gegründet und 1946 zog er auf den Platz in der Flintbeker Straße um, den er bis zum Schluss innehatte. Nach ersten Planungen 1954 entstand dort auch das 1960 fertig gestellte Sportheim.
Der Verein hatte 1929 einen Zusammenschluss mit dem Reichsbahn Turn- und Sportverein abgelehnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war dieser von der Besatzungsmacht jedoch verboten worden, so dass der FC Eintracht 1946 dessen Mitglieder übernahm und sich in RSV Eintracht (Rasensportverein) umbenannte.
Vereinsname
Seit 1951 trug er dann seinen endgültigen Namen ETSV Eintracht. Der Eisenbahnbezug im Namen hing nicht nur damit zusammen, dass der Reichsbahnsportverein in ihm aufgegangen war. Mit dem Umzug in die Flintbeker Straße war er auf die andere Seite der Bahnlinie Kiel-Hamburg gezogen und damit in der sogenannten Eisenbahnersiedlung beheimatet. (Die Straßen Schwanebeck-, Maybach- und Spolertstraße liegen zwischen der Flintbeker Straße und dem Vieburger Gehölz. Die dortige Siedlung war um 1900 als Eisenbahnersiedlung Friedrichsberg für Mitarbeiter der Eisenbahn gebaut worden. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten dort noch vorwiegend MItarbeiter der Deutschen Bundesbahn.) Die Mitglieder des Vereins kamen vor allem aus den dort wohnenden Familien. Überdies gehörte das Sportplatzgelände in der Flintbeker Straße der Bundesbahn; es grenzte Rücken an Rücken an den ehemaligen Hauptgüterbahnhof Tonberg.
Weitere Entwicklung und Ende des Vereins
Zwischen 1951 und 1994 wurde eine Reihe weiterer Abteilungen gegründet (Sportschützen, Damengymnastik, Aerobic). Ab 1963 führte der Verein jährlich ein Jugendzeltlager am Brahmsee durch.
Die 1994 vollzogene Umwandlung der Bundesbahn in die Deutsche Bahn AG ging am ETSV Eintracht nicht spurlos vorüber. Die Bevölkerungsstruktur in der Eisenbahnersiedlung änderte sich, der Mitgliederanteil der Eisenbahner im Verein sank. Die Bahn zog sich aus der Förderung des Vereins zurück und verlangte später auch eine Pacht für den Platz.
Die Änderung in der Bevölkerungsstruktur führte auch zu weniger Kindern in der Jugendarbeit. Die Schließung der Fröbelschule am Joachimplatz tat ein Übriges. Von 2002 bis 2007 gab es keine Fußball-Jugendabteilung. 2020 wurde dann die Jugendarbeit endgültig eingestellt. 2023 übernahm die Stadt Kiel zwar das Vereinsgelände von der Bahn. Aber nach dem Regierungswechsel in Syrien im Dezember 2024 gingen viele syrische Flüchtlinge, durch welche die Fußballsparte überhaupt nur noch lebensfähig war, in ihre Heimat zurück.
So blieb letzlich nur die Einstellung des Sportbetriebs und die Auflösung des ETSV Eintracht nach 115 Jahren zum 1. Oktober 2025.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Tamo Schwarz: "Der letzte Zug ist abgefahren", Artikel in den Kieler Nachrichten (Druckausgabe) vom 14. Oktober 2025, online (Bezahlschranke), abgerufen am 19. Oktober 2025
- ↑ Tabellarische Vereinschronik, memento bei archive.org, abgerufen am 19. Oktober 2025