Kaiserliche Werft Kiel

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Kaiserliche Werft Kiel
auch "KWK"

Hist. Namen
Königliche Werft Kiel
Aktiv
Nein
Gegründet
1867
Beendet
1920
Stadtteil
Gaarden-Ost
Haupteingang und Verwaltungsgebäude, um 1905

Die Kaiserliche Werft Kiel war neben der Kaiserlichen Werft Danzig und der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven eine von drei staatseigenen Werften, die für die Marine des Deutschen Kaiserreiches die Instandsetzung, die Wartung und auch den Neubau von Einheiten der Kaiserlichen Marine durchführten. Während des Ersten Weltkrieg wurden auch Flugzeuge für die Marineflieger produziert und gewartet.

Geschichte

Nach Beendigung des zweiten deutsch-dänischen Krieges von 1864 verwaltete Preußen den Landesteil Schleswig und Österreich den Landesteil Holstein. Der Gasteiner Vertrag (1865) machte Kiel zu einer geteilten Stadt. Das Stadtgebiet westlich einer Linie Holstenstraße-Förde verwaltete Österreich und Preußen das östliche der Demarkationslinie gelegene Stadtgebiet. Am 24. März 1865 erfolgte dann auch noch die Entscheidung die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen.

Das Ergebnis des deutsch-deutschen Krieges um die Vorherrschaft in Deutschland von 1866 brachte beide Herzogtümer dann in preußischen Besitz. Am 24. Januar 1867 mittags um 12 Uhr verkündete der erste preußische Oberpräsident von Schleswig-Holstein, Graf Karl von Scheel-Plessen, feierlich im Kieler Schloss die Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen.

1865 wurde auf dem Gelände der heutigen Landesregierung in Düsternbrook an Stelle der früheren Badeanstalt ein preußisches Marinedepot für die aus Danzig verlegten Einrichtungen gegründet. Das Depot umfasste leichte Holzschuppen und war für Instandsetzung sowie Aus- und Abrüstung der preußischen Marineeinheiten zuständig. 1879 stellte das Marinedepot auf dem Westufer seinen Betrieb endgültig ein. Teilweise wurde die vorhandene Infrastruktur von der Torpedoinspektion genutzt, andere Teile mussten der neuen Marine-Akademie weichen.

Entsprechend einer Kabinettsweisung (Kabinettsordre) vom 23. Mai 1867 wurde das Marinedepot auf das Ostufer nach Ellerbek verlegt und sollte zu einer Großwerft ausgebaut werden.

Der Bau der Werftanlagen zog sich lange hin und der erste Abschnitt war erst 1878 beendet, obwohl bereits 1874 der erste Neubau auf der im Aufbau befindlichen Werft, das Panzerschiff „Friedrich der Große“, vom Stapel lief. Kaiser Wilhelm I. nahm am Stapellauf teil und taufte das Schiff persönlich.

Der Marinefiskus erwarb Ende März 1868 zunächst auf dem Ostufer das Gelände des ehemaligen Marineplatzes (Pächter war Georg Howaldt mit seiner Werft). Das 1868 vom Marinefiskus erworbene Gelände umfasste eine Baufläche von ca. 17 Hektar. 1869 (16 Hektar) und 1874 (37 Hektar) erwarb man noch weiteres Gelände am Strand von Ellerbek. So umfasste die zu Verfügung stehende Baufläche insgesamt ca. 70 Hektar (Kaufpreis rund 2 Mill. Mark). Die Ellerbeker Anwohner mussten bis zum 30. April 1868 ihre Wohnungen räumen. Insgesamt fielen zunächst 44 Häuser mit Nebengebäuden den Bautätigkeiten zum Opfer. Für Ellerbek bedeuteten die Bauarbeiten eine sehr unruhige Zeit und das Dorf verlor seinen Reiz als kleines, romantisches Fischerdorf.

Zeittafel

  • Planung ab 1867: Marineetablissement gegenüber Kiel am Strand von Ellerbek
  • 1868 Königliche Werft Kiel, Ankauf der ehemaligen schleswig-holsteinische Marinewerft und zusätzliches Gelände auf dem Ostufer, 1871 Kaiserliche Werft Kiel, bis 1920 Erweiterung bis Gaarden Ost (Zur Fähre) und an die Mündung der Schwentine
  • Die Kaiserliche Werft war bei weitem der größte Kieler Schiffsbaubetrieb. Auf dem Betriebsgelände von 90 000 Quadratmetern, das von hohen Mauern umgeben war, standen über 100 Gebäude. 1882 hatte die Werft 3.500, 1913 schon 6.900 und im Ersten Weltkrieg 18.650 Mitarbeiter.
  • Die neue Werft beschäftigte sich ausschließlich mit dem Neubau, der Instandsetzung und der Ausrüstung der Kaiserlichen Marine, wobei nur 20% der Arbeitsleistung auf der Werft den Neubau von Kriegsschiffen ausmachte, 80% dagegen die Instandsetzung, Verbesserung und Ausrüstung. Der Werftdirektor war ein Seeoffizier und die gesamte Betriebsorganisation militärisch ausgerichtet.
  • Mit der expansiven Flottenpolitik Wilhelms II. mussten in den Folgejahren immer mehr und größere Marineeinheiten auf Kiel gelegt werden: Das Werftgelände wurde daher nach Süden und Norden erweitert. Zwischen 1899 und 1904 dehnte sich der Betrieb so stark aus, dass die Germaniawerft einen Teil ihres Geländes an die Kaiserliche Werft abtreten musste. Auch nach Norden war ein weiterer Ausbau des Betriebes nötig. 1904 verschwanden die letzten Reste des alten Fischerdorfes Ellerbek. Die Einwohner wurden nach Wellingdorf umgesiedelt. Bis zur Mündung der Schwentine wurde die Nordwerft mit Gebäuden für das Artillerie- und Ausrüstungsressort aufgebaut. Zur Verbindung beider Werftteile entstand eine große Schwebefähre, die bald ein Wahrzeichen Kiels war.
  • Schließlich reichte das Werftgelände von Gaarden bis an die Mündung der Schwentine. Eine große Schwebefähre verband ab 1909/10 bis 1923 die beiden Fertigungs- und Ausrüstungsstätten und war zur damaligen Zeit ein Wahrzeichen der Stadt.
  • Nach Ende des Ersten Weltkriegs und der endgültigen Auflösung der Kaiserlichen Werften 1920 wurde aus der Kaiserlichen Werft Kiel zunächst die Reichswerft Kiel, die ab 1925 als Deutsche Werke Kiel AG (DWK) Teil der Deutsche Werke AG in Berlin war.[1]

Ende nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen Werke demontiert und entmilitarisiert. Von Februar 1949 bis weit in das Jahr 1950 gehörten die Sprengungen auf dem Ostufer trotz aller Proteste der Politik und der Bevölkerung zum Kieler Alltag. Dann waren Liegeplätze für Seeschiffe, Kaianlagen, Hafenbecken, Hellinge, Kräne und Docks beseitigt oder unbrauchbar gemacht worden.

Die Deutschen Werke, die als Unternehmen weiter existierten und sich inzwischen im Bundesbesitz befanden, durften ab 1950 Friedensindustrien ansiedeln. Sie durften sich aber nicht im Hinblick auf eine Wiederaufnahme des Werftbetriebs engagieren. Viele Betriebe, die sich daraufhin - häufig unter 40- bis 50-prozentiger Beteiligung der Deutschen Werke - auf dem ehemaligen Werftgelände ansiedelten, mussten wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten schnell wieder aufgeben, so dass die Deutschen Werke selber auch nicht wirtschaftlich arbeiten konnten.

Von den Kieler Werften durften sich nach einer schon in Juni 1945 getroffenen Entscheidung der britischen Besatzungsmacht lediglich die Howaldtswerke weiterhin im Schiffbau betätigen. Während die Howaldtswerke florierten und Flächen für eine Expansion brauchten, schrieben die Deutschen Werke 1954 starke Verluste. Man entschied sich daher, die Deutschen Werke 1955 mit den Howaldtswerken zu fusionieren. Diese Fusion wurde zum 1. Juli 1955 vollzogen. Damit hatten die als Königlich Preußische Werft 1867 gegründeten Deutschen Werke aufgehört zu exisiteren.

Bilder

Weblinks

 Commons: Kaiserliche Werft Kiel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise