Kiel 1848 bis 1919 Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Deutsche Bund hatte also nach 1853 weiterhin keine eigenen Seestreitkräfte. Die Bundeszentralkommission, gebildet von Österreich und Preußen, übernahm die Aufgaben der Zentralgewalt und richtete eine Marineabteilung ein. Dieser Institution unterstand seit dem 31. Januar 1850 das Oberkommando der Marine und die Seezeug-Meisterei mit nachgeordneter Marine-Intendantur.
Der Deutsche Bund hatte also nach 1853 weiterhin keine eigenen Seestreitkräfte. Die Bundeszentralkommission, gebildet von Österreich und Preußen, übernahm die Aufgaben der Zentralgewalt und richtete eine Marineabteilung ein. Dieser Institution unterstand seit dem 31. Januar 1850 das Oberkommando der Marine und die Seezeug-Meisterei mit nachgeordneter Marine-Intendantur.
=== Schleswig-Holsteinische Marine 1848 - 1852 ===
Als schleswig-holsteinische Marine werden die Seestreitkräfte der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein während der schleswig-holsteinischen Erhebung von 1848 bis 1851 bezeichnet.
Als sich die Schleswig-Holsteiner 1848 gegen Dänemark erhoben, stellten sie zunächst eine schleswig-holsteinische Armee auf. Alsbald setzte sich danach aber auch sehr schnell die Erkenntnis durch, dass zum Schutz der eigenen Küsten und Häfen eigene Seestreitkräfte erforderlich waren. Diese Erkenntnis konnte aber trotz entsprechender Bedrohungslage nicht schnell umgesetzt werden. Der Kriegsminister der Provisorischen Regierung, Prinz von Noer, war für den Verbleib der relativ autonomen Herzogtümer im dänischen Staatsverband. Seestreitkräfte sah er als Aufgabe des dänischen Gesamtstaats an. Da „schleswig-holsteinische“ Schiffe nach Ende des Konflikts in jedem Falle an die dänische Marine abzugeben gewesen wären, wollte er keinen unnötigen Aufwand betreiben und Schiffe für Dänemark bauen.
Die schleswig-holsteinischen Behörden beauftragten im Sommer 1848 lediglich den Bau von zwei Kanonenbooten, zu einem späteren Zeitpunkt wurden dann nochmals 8 weitere Boote beauftragt. Die Bewaffnung wurde von der Firma Schweffel & Howaldt geliefert. Der planmäßige Aufbau einer schleswig-holsteinischen Marine erfolgt aber erst nach dem Waffenstillstand von Malmö vom 26. August 1848.
'''''Hinweis:'''''
'''''Waffenstillstand von Malmö'''''
''Nach dem Sieg der dänischen Armee bei Bau/Bov nahe Flensburg im April 1848 erklärte der Deutsche Bund den Bundeskrieg gegen Dänemark.  Ein Bundesheer unter dem Kommando des preußischen Generals v. Wrangel entsandt. Das Bundesheer konnte die dänischen Streitkräfte bis nach Jütland zurückdrängen. Die europäischen Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien zwangen Preußen unter Vermittlung Schwedens am 26. August 1848 zu dem Vertrag von Malmö. Der Vertrag beinhaltete unter anderem die Einstellung der Feindseligkeiten zu Wasser und zu Land für die Dauer von sieben Monaten. Gekündigt wurde der Vertrag von Malmö am 22. Februar 1849 durch Dänemark. So begann die zweite Phase des Krieges zwischen Dänemark und einem deutschen Heer unter dem preußischen General Karl von Prittwitz.''
Der Nationalversammlung entsprechend führten die Schiffe der schleswig-holsteinischen Flottille auch die Flagge der Reichsflotte. Handelsschiffe aus den beiden Herzogtümern führten eine rote Flagge mit dem schleswigschen Löwen und dem holsteinischen Nesselblatt.
Eine große Niederlage der dänischen Marine wurde das Gefecht bei Eckernförde am 9. April 1849 . Sie verlor durch eine Explosion nicht nur das Linienschiff Christian VIII und auch die Fregatte Gefion musste sich ergeben und konnte in die Reichsflotte übernommen werden.
Nach Kündigung des Waffenstillstandes von Malmö durch Dänemark im März 1849 gab es wieder Kampfhandlungen an der Nord- und Ostsee. Bereits am 24. Juli 1849 setzten die Großmächte erneut einen Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark durch. Preußen und auch die Frankfurter Zentralgewalt schieden aus der Koalition gegen Dänemark aus. Dem preußisch-dänischen Waffenstillstand folgten Verhandlungen zum Berliner Frieden zwischen Preußen und Dänemark. Während der Verhandlungen fanden keine Kampfhandlungen statt. Nach dem Friedensschluss am 2. Juli 1850 war Schleswig-Holstein in seinem Kampf gegen Dänemark auf sich allein gestellt. Deshalb wurde auch die Marine im Juli 1850 wieder aktiviert.
Nachdem Friedensschluss kam es zu entscheidenden Kampfhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. Am 24. und 25. Juli 1850 errangen die Dänen einen entscheidenden Sieg in der Schlacht von Idstedt. Die Dänen rückten nun weiter nach Süden vor.
Nach letzten Gefechten akzeptierte am 11. Januar 1851 die Schleswig-Holsteinische Landesversammlung die Bedingungen, die sich nach der preußisch-österreichischen Einigung über die Fortführung des Deutschen Bundes in der Olmützer Punktation ergaben. Die Schiffe der schleswig-holsteinischen Flottille und ihre Bewaffnung fielen mit dem Ende des Krieges größtenteils an Dänemark. Sie wurden ab Mitte 1851 nach und nach übergeben. Die Übergabe wurde mit der formellen Übertragung der Kommandogewalt am 4. März 1852 abgeschlossen.
=== Kiel Flottenstützpunkt 1848 - 1854 ===
=== Flottenstützpunkt der schleswig-holsteinischen Marine 1848 ===
Mit dem Vertrag von Zarskoje Selo zwischen Dänemark und Russland im Jahre 1773 trat der Sohn des russischen Zaren Peter III., Großfürst Paul, seine holsteinischen Besitzungen an den dänischen König ab. Somit wurde auch die Stadt Kiel Teil des dänischen Gesamtstaates. In Kiel entwickelte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung, der neben der Erweiterung des wirtschaftlichen Einzugsgebietes auch durch nachfolgende in die Zukunft gerichtete Investitionen getragen wurde:
* 1784 Eröffnung des Schleswig-Holsteinischen Kanals    (ab 1853 Eiderkanal)
* 1832 Fertigstellung der ersten Chaussee zwischen    Altona und Kiel
* 1844 Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke    zwischen Kiel und Altona
Die Stadt Kiel war aber auch dänische Garnisonsstadt. Den zentralen Schutz des Hafens übernahm an der engsten Stelle der Kieler Förde die Festung Friedrichsort. Kiel war kein dänischer Flottenstützpunkt, obwohl der dänischen Marine am Hafen entsprechende unterstützende Einrichtungen zur Verfügung standen.
Ab 1848 während der schleswig-holsteinischen Erhebung war der Kieler Hafen der einzige Stützpunkt, der die logistische Unterstützung der schleswig-holsteinischen Marine gewährleisten konnte. Die Stadt Kiel war somit zum ersten Mal zentraler Flottenstützpunkt einer deutschen Marine.
Für die technisch logistische Unterstützung dieser Marine gab es in den Herzogtümern eine leistungsfähige Schiffbauindustrie. Die lokalen Werften war weitestgehend in der Lage kleinere Schiffe zu bauen. So konnte man die von der schleswig-holsteinischen Marine benötigten Kanonenboote parallel an mehreren Orten bauen. Das Kieler Unternehmen Schweffel & Howaldt betrat bei der Fertigung von zwei Neubauten für die schleswig-holsteinischen Marine (Schraubenkanonenboot Von der Tann, U-Boot Brandtaucher) sogar technisches Neuland.
Für Betrieb und Instandsetzung der Flotte benötigte die Marine neben den vorhandenen, privaten Schiffbaubetrieben auch eigene, militärische Unterstützungskapazitäten und Einrichtungen. Die Marinekommission stellte daher eine Maschinenabteilung unter Leitung des Kieler Ingenieurs Diederichsen auf. Dieser erhielt den Dienstgrad eines Obermaschinenmeisters. Ab 1849 errichtete auf dem Kieler Ostufer die schleswig-holsteinische Marine eine eigene Werft (Marineplatz) für Instandsetzungsaufgaben. So konnten im Winter 1849/50 auf dieser kleinen Werft die meisten Kanonenboote der Marine überholt werden.
Am westlichen Ufer der Förde, in Düsternbrook wurde von der schleswig-holsteinischen Marine ein weiteres Depot eingerichtet. Im neuen Depot lagerten Waffen und Munition für die schleswig-holsteinische Marine. Die von der Marine benötigte Munition stellte man in einem neu erbauten Munitionslaboratorium mit Pulverturm her.
In Kiel-Holtenau wurde das Zollpackhaus als Marinedepot hergerichtet. Es diente zugleich als Kaserne, Vorratsraum, Gefängnis, Küche und Werkstattgebäude. Gleichzeitig stand auch das Packhaus am Binnenhafen als Verpflegungslager für die Marine zur Verfügung.
Die als Marineplatz bekannte Werft auf dem Ostufer und die Depots der schleswig-holsteinischen Marine wurden 1851 von der dänischen Marine übernommen und genutzt.
Die Marinekommission gründete zusätzlich auch noch in Kiel-Holtenau eine „Seeoffizierschule“. Diese Schule wurde am 1.12.1848 eröffnet. Der erste Lehrgang umfasste 25 Kadetten im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Die Schule hatte nur den Zweck, Unterricht zu erteilen. Die Schüler hatten ein Eintrittsgeld von 31.200 Talern zu zahlen, welches bei vorzeitiger Entlassung nach Abzug der Unkosten zurückerstattet wurde. Für seinen Unterhalt hatte jeder Schüler selbst zu sorgen. Bekleidung und Ausrüstung stellte die Schule. Die Ausbildung sollte 4 bis 5 Jahre dauern.
Auf dem ehemaligen dänischen Schoner „Elben“ waren jährliche Übungsfahrten vorgesehen. Das Schiff war im März 1848 im damals dänischen Altona im Handstreich genommen und in die schleswig-holsteinischen Marine integriert. Nach dem Friedensschluss (1851) wurde die „Elben“, die in der schleswig-holsteinischen Marine „Elbe“ hieß, an Dänemark zurückgegeben.
Zum Friedensschluss mit Dänemark im Jahre 1851 wurde die Seeoffizierschule aufgelöst. Das Schulgebäude wurde noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert abgerissen.
Außerdem wurde 1849 in Kiel Holtenau am Kanal in der Nähe des bereits von der Marine genutzten Packhauses ein Hospital für leicht Erkrankte mit einer Kapazität von 20 Betten eingerichtet. Da der Krankenstand sehr hoch war (zwischen April und Dezember wurden 483 Marineangehörige behandelt) musste die Kapazität auf insgesamt 30 Betten erweitert werden. Mit der Auflösung der schleswig-holsteinischen Marine wurde das Kieler Hospital zum 01.04.1851 geschlossen.
=== Flottenstützpunkt während des Krim Krieges 1854 ===
Im Jahre 1854 wurde der Kieler Hafen kurzzeitig während des Krim Krieges zu einem wichtigen Flottenstützpunkt der englischen und der französischen Marine. Beide Staaten wollten im Rahmen der laufenden militärischen Aktionen die Festung Kronstadt vor St. Petersburg angreifen.
Am 29. März 1854 erreichte ein englisches Geschwader, insgesamt 22 Einheiten, Kiel und ankerte vor Bülk. Flaggschiff war die „Duke of Wellington“ (131 Kanonen, 1100 Mann Besatzung). Als sich die Kieler gerade an die neuen Gäste gewöhnt hatten, verließen diese auch schon wieder die Kieler Förde.
Am 21. Mai 1854 liefen acht französische Kohlenschiffe in den Kieler Hafen ein. Vor Bülk begrüßte die dänische Fregatte Thor das Geschwader mit Salut. Dann dampften die größeren Einheiten in die Förde hinein und ankerten vor Bellevue. Flaggschiff des Geschwaders war die „Inflexible“. Das Geschwader wurde in Kiel neu ausgerüstet.
Für die Stadt Kiel war der Besuch der französischen Marine ein herausragendes Ereignis hatte aber ein unschönes Nachspiel. Als das Geschwader am 30. Mai 1854 den Kieler Hafen wieder verließ, musste eine Einheit im Hafen bleiben. Auf der „Breslau“ waren die Blattern ausgebrochen. Die Zahl der Erkrankten stieg trotz erster Impfversuche auf 300 Personen an. Fast täglich musste die Besatzung Kameraden auf dem St.-Nikolai-Friedhof beisetzen. Als die Krankheit dann zurück ging, konnte die Breslau am 20 Juni 1854 ebenfalls die Kieler Förde verlassen.
=== Das politische Umfeld 1852 - 1867 ===
Nach Ende der schleswig-holsteinischen Erhebung behielt die dänische Krone die Hoheit über die Herzogtümer Schleswig (als dänisches Lehen) und Holstein sowie Lauenburg (als Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes). Dänemark verpflichtete sich aber, diese drei Herzogtümer weiterhin als selbstständige Einheiten innerhalb des dänischen Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger als Holstein und Lauenburg, die staatsrechtlich zu Deutschland gehörten, an Dänemark gebunden werden. Dennoch strebten die nationalliberalen sog. Eiderdänen eine vollständige Integration von Schleswig, aber nicht die Integration von Holstein, in den dänischen Staat an. Aber auch die holsteinischen Stände verweigerten eine Zusammenarbeit mit der dänischen Krone. Ab 1859 forderten deutsch nationale Kreise offen Unabhängigkeit von Holstein und Schleswig von Dänemark. In der Novemberverfassung von 1863 sah der dänische König Christian IX. schließlich in der die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Diese Verfassung sollte, die Bestimmungen des Londoner Protokolls missachtend, für Dänemark und Schleswig gelten und sie bezog rechtswidrig Schleswig in den dänischen Gesamtstaat ein.
Daraufhin wurde vom Deutschen Bund am 1. Oktober 1863 eine Bundesexekution beschlossen, die gegen die Herzogtümer Holstein und Lauenburg als Mitglieder des Deutschen Bundes gerichtet war.
Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken, so dass mit der Durchführung der Besetzung von Holstein und Lauenburg Österreich, Preußen, Sachsen und Hannover gemeinsam beauftragt wurden. Die Besetzung der bundesangehörigen Staaten Lauenburg und Holstein durch das Bundesheer wurde schließlich am 23. Dezember 1863 durchgeführt. Die Verwaltung der beiden Herzogtümer wurde zwei Bundeskommissaren übertragen. In Schleswig marschierten die deutschen Truppen daher zunächst noch nicht ein, sondern blieben auf dem Territorium des Deutschen Bundes.
Am 16. Januar 1864 stellten beide Großmächte Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und zur Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Die ersten Schüsse des Krieges fielen nahe der deutschen Bundesfestung Rendsburg an der Eider: Österreichische und preußische Truppen überschritten nach Ablauf des Ultimatums am Morgen des 1. Februar 1864 die Eider, die seit einem Jahrtausend die Grenze zwischen Holstein und Schleswig markierte. Gleichzeitig versuchten die Preußen erfolglos und unter recht hohen Verlusten, die Schlei bei Missunde zu überqueren. Die Österreicher rückten bis auf zehn Kilometer an das Danewerk heran. Bei Oberselk, Jagel, am Königshügel und bei Wedelspang kam es daraufhin am 3. Februar 1864 zu schweren Gefechten, bei denen die Dänen in ihre Verschanzungen zurückgedrängt wurden. Die Preußische Armee überquerte die Schlei am 6. Februar bei Arnis. Die Dänen räumten das Danewerk, um einer preußischen Umfassung zu entgehen und zogen sich über Flensburg zurück. Die Dänen zogen sich auf die Insel Alsen zurück und verschanzten sich nun bei Düppel vor den Toren der Stadt Sonderburg.
Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen ging eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus. Die Preußen stürmten die Schanzen und die dänische Besatzung wurde überwältigt. Mit dem Ausgang dieser Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden, da die dänische Hauptarmee auf Alsen gebunden war und nicht mehr in den Kampf um Jütland eingreifen konnte. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Von Preußen wurde nun eine Teilung des Herzogtums Schleswig entlang der deutsch-dänischen Sprachgrenze vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte.
Am 29. Juni 1864 gelang den Preußen und Österreichern der Übergang nach Alsen. Weitere preußische Truppen erreichten wenig später sogar die Nordspitze Jütlands. Die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.
Mit dem Friedensvertrag von Wien verlor Dänemark alle seine Rechte in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg zugunsten Österreich und Preußen. Damit war die Verbindung der Herzogtümer mit dem dänischen Staat gelöst. Preußen und Österreich übten nun die Regierungsgewalt in den Herzogtümern durch zwei Regierungskommissare gemeinsam aus, bedingt aber durch die nationale preußisch-österreichische Rivalität, mit einer unterschiedlichen Interessenlage. Bismarck wünschte die Annexion Schleswig-Holsteins für Preußen, Österreich dagegen ein vereinigtes Herzogtum unter den Augustenburgern im Rahmen des Deutschen Bundes. Der Konflikt der Bundesgenossen von 1864 schien daher unvermeidlich.
Die eigentliche Ursache für den sich bereits 1865 abzeichnenden Krieg zwischen Österreich und Preußen war die Auseinandersetzung beider Länder um die Führungsrolle im Deutschen Bund. Die Politik Preußens unter Bismarck unternahm alles, um Österreich zu isolieren und zu provozieren. Unter diesen politischen Randbedingungen muss man auch die königlich-preußische Entscheidung vom 24. März 1865, die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen, verstehen.
Mittels der Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 wurde eine vorläufige Verwaltungsteilung in den Herzogtümern vereinbart und so vorerst die Kriegsgefahr zwischen Preußen und Österreich gebannt. An Preußen fiel Schleswig, an Österreich Holstein. Lauenburg ging in den Besitz Preußens über, das dafür an Österreich eine Entschädigung von 2,5 Millionen dänische Taler zahlte. Außerdem sollte Rendsburg Bundesfestung werden und Preußen zwei Militärstraßen durch Holstein erhalten.
Dass gerade Kiel der Ostseehafen der preußischen und dann später der deutschen Marine werden sollte, darüber gingen die Meinungen der preußischen Führung auseinander. Auch Sonderburg und Arkona wurden ins Gespräch gebracht. Aber der Kieler Hafen hatte sich während der schleswig-holsteinischen Erhebung gegen Dänemark und während des Krimkrieges gegen Russland bewährt. Hinzu kamen Kostengründe, denn im Kieler Hafen gab es bereits eine gewisse Infrastruktur, die bei einer Anlage eines neuen Hafens am Alsensund oder am Jasmunder Bodden erst hätte geschaffen werden müssen. Außerdem verfügte Kiel über einen besonders geeigneten Naturhafen. Die lang eingeschnittene Förde war gegen Wind geschützt, sie verengte sich von 7 km Breite auf 1 km bei Friedrichsort und war daher gut zu verteidigen und die Wassertiefe bis zu 12m war für das Anlegen tief gehender Kriegsschiffe günstig.
Preußischer Gouverneur für das Herzogtum Schleswig wurde Generalleutnant Edwin von Manteuffel, der in seinem Amtssitz auf Schloss Gottorf am 29. August 1865 eintraf. Zum Statthalter für das Herzogtum Holstein hatte Kaiser Franz Joseph Feldmarschall-Leutnant Freiherr Ludwig von Gablenz ernannt. Am 15. September 1865 nahm er seinen Dienst im Kieler Schloss auf.
Vorwand des deutsch - deutschen Krieges von 1866 war der Streit um die Verwaltung der Herzogtümer Schleswig und Holstein nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges. Die zentrale Weichenstellung für einen Krieg gegen Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland fiel auf einer Sitzung des Kronrates am 28. Februar 1866.
Wegen der sich verschärfenden Spannungen zwischen Österreich und Preußen verließen am 7. Juni 1866 die österreichischen Truppen mit dem Statthalter Gablenz Kiel. Preußen besetzte Holstein, ohne auf österreichischen Widerstand zu stoßen. Als die Preußen am 12. Juni die Regierungsgewalt in Holstein übernahmen und die Österreicher bei Altona die Elbe überquerten, endete auch die Teilung der Stadt Kiel.
Die Entscheidung über das weitere Schicksal der Herzogtümer Schleswig und Holsteins fiel am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz. Im Prager Frieden musste Österreich seine Rechte auf die Herzogtümer dem König von Preußen übertragen.
Der Ausgang des Krieges von 1866 zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland ermöglichte Preußen eine Annexion der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Nach Verabschiedung des Annexionsgesetzes wurde Schleswig-Holstein durch königliches Patent am 12. Januar 1867 preußische Provinz.
Das Herzogtum Lauenburg wurde bereits seit 1865 in preußischer Personalunion regiert und wurde daher erst 1876 als Kreis Herzogtum Lauenburg in die Provinz Schleswig-Holstein integriert.

Version vom 5. Oktober 2023, 16:45 Uhr

Inhaltsverzeichnis

  • Inhaltsverzeichnis
  • Kiel, Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen 1848 - 1919
  • Einleitung
  • Das politische Umfeld 1848 - 1852
  • Reichsflotte 1848 - 1852
  • Schleswig-Holsteinische Marine 1848 - 1852
  • Kiel Flottenstützpunkt 1848 - 1854
  • Flottenstützpunkt der schleswig-holsteinischen Marine 1848
  • Flottenstützpunkt während des Krim Krieges 1854
  • Das politische Umfeld 1852 - 1867
  • Kiel eine zweigeteilte Stadt 1864 - 1866
  • Kiel Flottenstützpunkt 1865 - 1871
  • Flottenstützpunkt der preußischen Marine 1865 - 1866
  • Flottenstützpunkt des Norddeutschen Bundes ab 1867
  • Der Ausbau zum Reichskriegshafen ab 1865
  • Kiel Reichskriegshafen ab 1871
  • Auswirkung auf den Kieler Handelshafen
  • Befestigungsanlagen rund um die Kieler Förde
  • Erste Planungen für ein Marine Etablissement

Kiel, Flottenstützpunkt & Reichskriegshafen 1848 - 1919

Die in Berlin am 24. März 1865 getroffenen Entscheidung, die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen und damit den Kieler Hafen als preußischen Marinestützpunkt zu nutzen, wurde für die weitere Entwicklung der Stadt richtungsweisend.

Die in der Ostsee stationierten preußischen Flotteneinheiten unter dem Kommando von Konteradmiral Jachmann verlegten gemäß Anweisung des Oberbefehlshabers Prinz Adalbert am 30. März 1865 in den Kieler Hafen. Am 24. Juni 1865 verlegte das Kommando der Marinestation Ostsee aus Danzig ebenfalls nach Kiel. Die Kieler Förde wurde zum Kriegshafen der preußischen Marine und das im Kieler Schloss immer noch der österreichische Statthalter General von Gablenz residierte. In der Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 regelten dann beide Staaten die gemeinsame Nutzung des Kieler Hafens.

Diese Entscheidung war eigentlich der Abschluss einer seit 1848 eingeleiteten Entwicklung. Für die bisher beschauliche Universitätsstadt Kiel mit knapp 20.000 Einwohnern, erwartete man nun, dass sich Kiel in sehr kurzer Zeit zu einer modernen Großstadt und zu einem leistungsfähigen Industriestandort entwickelt. Letztendlich wurde daher die zukünftige Stadt- und Hafenentwicklung von der expansiven Entwicklung der Kaiserlichen Marine getrieben.

Einleitung

Das politische Umfeld 1848 - 1852

Der im Jahr 1815 gegründete Deutsche Bund stützte sich militärisch auf die Landstreitkräfte der Bundesmitglieder. Eine eigene deutsche Marine gab es nicht. Der Deutsche Bund konnte Schiffe der deutschen Handelsflotte nicht schützen. Man ging davon aus, dass auswärtige Bundesmitglieder den Schutz der Handelsflotte übernehmen, da Hannover mit Großbritannien und Holstein mit Dänemark in Personalunion verbunden waren. Lediglich Österreich verfügte über eine eigenständige Marine.

Im Frühjahr 1848, als Dänemark das Herzogtum Schleswig in den dänischen Staat integrieren wollte, kam es zum Konflikt zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. In Kiel wurde am 24. März 1848 eine provisorische Regierung für die beiden Herzogtümer gebildet und eine eigene schleswig-holsteinische Armee aufgestellt. Einzelne deutsche Staaten unterstützten die Schleswig-Holsteiner militärisch gegen die dänische Armee. Nach der Niederlage der schleswig-holsteinischen Armee bei Bau/Bov nahe Flensburg im April 1848 erklärte der Deutsche Bund den Bundeskrieg gegen Dänemark. Es wurde ein Bundesheer unter dem Kommando des preußischen Generals v. Wrangel zur Unterstützung der Schleswig-Holsteiner entsandt. Das Bundesheer schaffte es die dänischen Streitkräfte bis nach Jütland zurückdrängen.

Wegen der nur geringen bzw nicht vorhandenen Präsenz deutscher Seestreitkräfte beherrschte die dänische Marine uneingeschränkt die Nord- und Ostsee. Dänemark erklärte umgehend nach Beginn der Erhebung eine Seeblockade der Herzogtümer. Am 14. April 1848 beschlagnahmte Dänemark erstmals in größerer Zahl preußische Schiffe. Am 29. April 1848 nach Ausbruch des deutsch dänischen Krieges wurde die Blockade auf alle deutschen Küsten ausgedehnt. Der deutsche Seehandel kam zum Erliegen und es wurde verstärkt der Ruf nach einer deutschen Marine laut. In fast allen größeren deutschen Städten bildeten sich Flottenvereine und Ausschüsse, die Geld für eine deutsche Flotte sammelten. Es entwickelte sich eine richtige Flottenbegeisterung.

Die Diskussion hinsichtlich einer notwendigen deutschen Marine führte man in Frankfurt zweigleisig. Zwei Arbeitsgruppen (Vorparlament / Siebzehnerausschuss) der Bundesversammlung und des Bundestages behandelten zunächst das Problem und riefen dann Bundestag, Küstenstaaten und das deutsche Volk zur Bildung einer Kriegsmarine auf. Der Bundestag wurde am 15. April 1848 aufgefordert entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten. Drei Tage später setzte der Bundestag einen Marineausschuss ein, der aus den Gesandten Preußens, Hannovers, Mecklenburgs, Oldenburgs, Hamburgs, Bremens und Lübecks bestand.

Am 31. Mai 1848 verlangte der Deutsche Marinekongress in Hamburg von der Nationalversammlung in Frankfurt zwecks Aufbau einer Flotte, ein Marineministerium zu gründen. Die Nationalversammlung war das erste frei gewählte deutsche Parlament und tagte in der Frankfurter Paulskirche.

Wie der Bundestag gründete auch die Frankfurter Nationalversammlung am 26. Mai 1848, einen Marineausschuss. Ihm gehörten der Österreicher Karl Ludwig von Bruck, der preußische General Joseph von Radowitz und der Hamburger Reeder und Kaufmann Edgar Roß an, den später Ernst Merck ersetzte. Der Ausschuss sollte die Funktionen der Flotte festlegen, einen Stufenplan zum Bau von Schiffen erarbeiten und eine Finanzierungsplanung vorlegen. Die neue Flotte sollte ein Zeichen der deutschen Einigung sein. Die Nationalversammlung nahm am 14. Juni 1848 die Anträge des Marineausschusses an.

Reichsflotte 1848 - 1852

Die Gründung der Reichsflotte erfolgte am 14. Juni 1848 durch die Nationalversammlung in Frankfurt am Main. Es war die erste gesamtdeutsche Marine. Sie sollte als deutsche Seestreitkraft deutsche Handelsschiffe schützen und im schleswig-holsteinischen Krieg gegen Dänemark eingesetzt werden. Die deutsche Zentralgewalt in Frankfurt arbeitete eng mit den deutschen Küstenstaaten und der Provisorischen Regierung Schleswig-Holsteins zusammen. Mit an den Plänen beteiligt war Prinz Adalbert von Preußen, der als Marine-Experte galt und auch das Königreich Preußen beriet.

Zwischen 1848 und 1849 gelang es einige Schiffe zu kaufen und umzurüsten. Neben zwei kleineren unbedeutenden Gefechten mit dänischen Einheiten vor Helgoland und Cuxhaven kam die Reichsflotte im deutsch / dänischen Krieg nicht mehr zum Einsatz.

Während der Dresdner Konferenzen von 1850/1851, wollte kein Staat des Deutschen Bundes die neue Reichsflotte übernehmen. Preußen wollte die Schiffe rasch verkauft sehen und lehnte die Bewilligung weiterer Zahlungen von Bundesmitteln für die Aufrechterhaltung der Flotte ab. Auch Österreich drängte auf die Auflösung der Flotte. So fasste der Bundestag den Beschluß die Flotte aufzulösen und die Schiffe zu veräußern.

Der Deutsche Bund hatte also nach 1853 weiterhin keine eigenen Seestreitkräfte. Die Bundeszentralkommission, gebildet von Österreich und Preußen, übernahm die Aufgaben der Zentralgewalt und richtete eine Marineabteilung ein. Dieser Institution unterstand seit dem 31. Januar 1850 das Oberkommando der Marine und die Seezeug-Meisterei mit nachgeordneter Marine-Intendantur.

Schleswig-Holsteinische Marine 1848 - 1852

Als schleswig-holsteinische Marine werden die Seestreitkräfte der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein während der schleswig-holsteinischen Erhebung von 1848 bis 1851 bezeichnet.

Als sich die Schleswig-Holsteiner 1848 gegen Dänemark erhoben, stellten sie zunächst eine schleswig-holsteinische Armee auf. Alsbald setzte sich danach aber auch sehr schnell die Erkenntnis durch, dass zum Schutz der eigenen Küsten und Häfen eigene Seestreitkräfte erforderlich waren. Diese Erkenntnis konnte aber trotz entsprechender Bedrohungslage nicht schnell umgesetzt werden. Der Kriegsminister der Provisorischen Regierung, Prinz von Noer, war für den Verbleib der relativ autonomen Herzogtümer im dänischen Staatsverband. Seestreitkräfte sah er als Aufgabe des dänischen Gesamtstaats an. Da „schleswig-holsteinische“ Schiffe nach Ende des Konflikts in jedem Falle an die dänische Marine abzugeben gewesen wären, wollte er keinen unnötigen Aufwand betreiben und Schiffe für Dänemark bauen.

Die schleswig-holsteinischen Behörden beauftragten im Sommer 1848 lediglich den Bau von zwei Kanonenbooten, zu einem späteren Zeitpunkt wurden dann nochmals 8 weitere Boote beauftragt. Die Bewaffnung wurde von der Firma Schweffel & Howaldt geliefert. Der planmäßige Aufbau einer schleswig-holsteinischen Marine erfolgt aber erst nach dem Waffenstillstand von Malmö vom 26. August 1848.

Hinweis:

Waffenstillstand von Malmö

Nach dem Sieg der dänischen Armee bei Bau/Bov nahe Flensburg im April 1848 erklärte der Deutsche Bund den Bundeskrieg gegen Dänemark.  Ein Bundesheer unter dem Kommando des preußischen Generals v. Wrangel entsandt. Das Bundesheer konnte die dänischen Streitkräfte bis nach Jütland zurückdrängen. Die europäischen Großmächte Russland, Frankreich und Großbritannien zwangen Preußen unter Vermittlung Schwedens am 26. August 1848 zu dem Vertrag von Malmö. Der Vertrag beinhaltete unter anderem die Einstellung der Feindseligkeiten zu Wasser und zu Land für die Dauer von sieben Monaten. Gekündigt wurde der Vertrag von Malmö am 22. Februar 1849 durch Dänemark. So begann die zweite Phase des Krieges zwischen Dänemark und einem deutschen Heer unter dem preußischen General Karl von Prittwitz.

Der Nationalversammlung entsprechend führten die Schiffe der schleswig-holsteinischen Flottille auch die Flagge der Reichsflotte. Handelsschiffe aus den beiden Herzogtümern führten eine rote Flagge mit dem schleswigschen Löwen und dem holsteinischen Nesselblatt.

Eine große Niederlage der dänischen Marine wurde das Gefecht bei Eckernförde am 9. April 1849 . Sie verlor durch eine Explosion nicht nur das Linienschiff Christian VIII und auch die Fregatte Gefion musste sich ergeben und konnte in die Reichsflotte übernommen werden.

Nach Kündigung des Waffenstillstandes von Malmö durch Dänemark im März 1849 gab es wieder Kampfhandlungen an der Nord- und Ostsee. Bereits am 24. Juli 1849 setzten die Großmächte erneut einen Waffenstillstand zwischen Preußen und Dänemark durch. Preußen und auch die Frankfurter Zentralgewalt schieden aus der Koalition gegen Dänemark aus. Dem preußisch-dänischen Waffenstillstand folgten Verhandlungen zum Berliner Frieden zwischen Preußen und Dänemark. Während der Verhandlungen fanden keine Kampfhandlungen statt. Nach dem Friedensschluss am 2. Juli 1850 war Schleswig-Holstein in seinem Kampf gegen Dänemark auf sich allein gestellt. Deshalb wurde auch die Marine im Juli 1850 wieder aktiviert.

Nachdem Friedensschluss kam es zu entscheidenden Kampfhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark. Am 24. und 25. Juli 1850 errangen die Dänen einen entscheidenden Sieg in der Schlacht von Idstedt. Die Dänen rückten nun weiter nach Süden vor.

Nach letzten Gefechten akzeptierte am 11. Januar 1851 die Schleswig-Holsteinische Landesversammlung die Bedingungen, die sich nach der preußisch-österreichischen Einigung über die Fortführung des Deutschen Bundes in der Olmützer Punktation ergaben. Die Schiffe der schleswig-holsteinischen Flottille und ihre Bewaffnung fielen mit dem Ende des Krieges größtenteils an Dänemark. Sie wurden ab Mitte 1851 nach und nach übergeben. Die Übergabe wurde mit der formellen Übertragung der Kommandogewalt am 4. März 1852 abgeschlossen.

Kiel Flottenstützpunkt 1848 - 1854

Flottenstützpunkt der schleswig-holsteinischen Marine 1848

Mit dem Vertrag von Zarskoje Selo zwischen Dänemark und Russland im Jahre 1773 trat der Sohn des russischen Zaren Peter III., Großfürst Paul, seine holsteinischen Besitzungen an den dänischen König ab. Somit wurde auch die Stadt Kiel Teil des dänischen Gesamtstaates. In Kiel entwickelte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung, der neben der Erweiterung des wirtschaftlichen Einzugsgebietes auch durch nachfolgende in die Zukunft gerichtete Investitionen getragen wurde:

  • 1784 Eröffnung des Schleswig-Holsteinischen Kanals (ab 1853 Eiderkanal)
  • 1832 Fertigstellung der ersten Chaussee zwischen Altona und Kiel
  • 1844 Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke zwischen Kiel und Altona

Die Stadt Kiel war aber auch dänische Garnisonsstadt. Den zentralen Schutz des Hafens übernahm an der engsten Stelle der Kieler Förde die Festung Friedrichsort. Kiel war kein dänischer Flottenstützpunkt, obwohl der dänischen Marine am Hafen entsprechende unterstützende Einrichtungen zur Verfügung standen.

Ab 1848 während der schleswig-holsteinischen Erhebung war der Kieler Hafen der einzige Stützpunkt, der die logistische Unterstützung der schleswig-holsteinischen Marine gewährleisten konnte. Die Stadt Kiel war somit zum ersten Mal zentraler Flottenstützpunkt einer deutschen Marine.

Für die technisch logistische Unterstützung dieser Marine gab es in den Herzogtümern eine leistungsfähige Schiffbauindustrie. Die lokalen Werften war weitestgehend in der Lage kleinere Schiffe zu bauen. So konnte man die von der schleswig-holsteinischen Marine benötigten Kanonenboote parallel an mehreren Orten bauen. Das Kieler Unternehmen Schweffel & Howaldt betrat bei der Fertigung von zwei Neubauten für die schleswig-holsteinischen Marine (Schraubenkanonenboot Von der Tann, U-Boot Brandtaucher) sogar technisches Neuland.

Für Betrieb und Instandsetzung der Flotte benötigte die Marine neben den vorhandenen, privaten Schiffbaubetrieben auch eigene, militärische Unterstützungskapazitäten und Einrichtungen. Die Marinekommission stellte daher eine Maschinenabteilung unter Leitung des Kieler Ingenieurs Diederichsen auf. Dieser erhielt den Dienstgrad eines Obermaschinenmeisters. Ab 1849 errichtete auf dem Kieler Ostufer die schleswig-holsteinische Marine eine eigene Werft (Marineplatz) für Instandsetzungsaufgaben. So konnten im Winter 1849/50 auf dieser kleinen Werft die meisten Kanonenboote der Marine überholt werden.

Am westlichen Ufer der Förde, in Düsternbrook wurde von der schleswig-holsteinischen Marine ein weiteres Depot eingerichtet. Im neuen Depot lagerten Waffen und Munition für die schleswig-holsteinische Marine. Die von der Marine benötigte Munition stellte man in einem neu erbauten Munitionslaboratorium mit Pulverturm her.

In Kiel-Holtenau wurde das Zollpackhaus als Marinedepot hergerichtet. Es diente zugleich als Kaserne, Vorratsraum, Gefängnis, Küche und Werkstattgebäude. Gleichzeitig stand auch das Packhaus am Binnenhafen als Verpflegungslager für die Marine zur Verfügung.

Die als Marineplatz bekannte Werft auf dem Ostufer und die Depots der schleswig-holsteinischen Marine wurden 1851 von der dänischen Marine übernommen und genutzt.

Die Marinekommission gründete zusätzlich auch noch in Kiel-Holtenau eine „Seeoffizierschule“. Diese Schule wurde am 1.12.1848 eröffnet. Der erste Lehrgang umfasste 25 Kadetten im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Die Schule hatte nur den Zweck, Unterricht zu erteilen. Die Schüler hatten ein Eintrittsgeld von 31.200 Talern zu zahlen, welches bei vorzeitiger Entlassung nach Abzug der Unkosten zurückerstattet wurde. Für seinen Unterhalt hatte jeder Schüler selbst zu sorgen. Bekleidung und Ausrüstung stellte die Schule. Die Ausbildung sollte 4 bis 5 Jahre dauern.

Auf dem ehemaligen dänischen Schoner „Elben“ waren jährliche Übungsfahrten vorgesehen. Das Schiff war im März 1848 im damals dänischen Altona im Handstreich genommen und in die schleswig-holsteinischen Marine integriert. Nach dem Friedensschluss (1851) wurde die „Elben“, die in der schleswig-holsteinischen Marine „Elbe“ hieß, an Dänemark zurückgegeben.

Zum Friedensschluss mit Dänemark im Jahre 1851 wurde die Seeoffizierschule aufgelöst. Das Schulgebäude wurde noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert abgerissen.

Außerdem wurde 1849 in Kiel Holtenau am Kanal in der Nähe des bereits von der Marine genutzten Packhauses ein Hospital für leicht Erkrankte mit einer Kapazität von 20 Betten eingerichtet. Da der Krankenstand sehr hoch war (zwischen April und Dezember wurden 483 Marineangehörige behandelt) musste die Kapazität auf insgesamt 30 Betten erweitert werden. Mit der Auflösung der schleswig-holsteinischen Marine wurde das Kieler Hospital zum 01.04.1851 geschlossen.

Flottenstützpunkt während des Krim Krieges 1854

Im Jahre 1854 wurde der Kieler Hafen kurzzeitig während des Krim Krieges zu einem wichtigen Flottenstützpunkt der englischen und der französischen Marine. Beide Staaten wollten im Rahmen der laufenden militärischen Aktionen die Festung Kronstadt vor St. Petersburg angreifen.

Am 29. März 1854 erreichte ein englisches Geschwader, insgesamt 22 Einheiten, Kiel und ankerte vor Bülk. Flaggschiff war die „Duke of Wellington“ (131 Kanonen, 1100 Mann Besatzung). Als sich die Kieler gerade an die neuen Gäste gewöhnt hatten, verließen diese auch schon wieder die Kieler Förde.

Am 21. Mai 1854 liefen acht französische Kohlenschiffe in den Kieler Hafen ein. Vor Bülk begrüßte die dänische Fregatte Thor das Geschwader mit Salut. Dann dampften die größeren Einheiten in die Förde hinein und ankerten vor Bellevue. Flaggschiff des Geschwaders war die „Inflexible“. Das Geschwader wurde in Kiel neu ausgerüstet.

Für die Stadt Kiel war der Besuch der französischen Marine ein herausragendes Ereignis hatte aber ein unschönes Nachspiel. Als das Geschwader am 30. Mai 1854 den Kieler Hafen wieder verließ, musste eine Einheit im Hafen bleiben. Auf der „Breslau“ waren die Blattern ausgebrochen. Die Zahl der Erkrankten stieg trotz erster Impfversuche auf 300 Personen an. Fast täglich musste die Besatzung Kameraden auf dem St.-Nikolai-Friedhof beisetzen. Als die Krankheit dann zurück ging, konnte die Breslau am 20 Juni 1854 ebenfalls die Kieler Förde verlassen.

Das politische Umfeld 1852 - 1867

Nach Ende der schleswig-holsteinischen Erhebung behielt die dänische Krone die Hoheit über die Herzogtümer Schleswig (als dänisches Lehen) und Holstein sowie Lauenburg (als Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes). Dänemark verpflichtete sich aber, diese drei Herzogtümer weiterhin als selbstständige Einheiten innerhalb des dänischen Gesamtstaates zu behandeln. Zudem sollte nach dem Londoner Protokoll von 1852 Schleswig verfassungsmäßig nicht enger als Holstein und Lauenburg, die staatsrechtlich zu Deutschland gehörten, an Dänemark gebunden werden. Dennoch strebten die nationalliberalen sog. Eiderdänen eine vollständige Integration von Schleswig, aber nicht die Integration von Holstein, in den dänischen Staat an. Aber auch die holsteinischen Stände verweigerten eine Zusammenarbeit mit der dänischen Krone. Ab 1859 forderten deutsch nationale Kreise offen Unabhängigkeit von Holstein und Schleswig von Dänemark. In der Novemberverfassung von 1863 sah der dänische König Christian IX. schließlich in der die letzte Möglichkeit, den Gesamtstaat vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Diese Verfassung sollte, die Bestimmungen des Londoner Protokolls missachtend, für Dänemark und Schleswig gelten und sie bezog rechtswidrig Schleswig in den dänischen Gesamtstaat ein.

Daraufhin wurde vom Deutschen Bund am 1. Oktober 1863 eine Bundesexekution beschlossen, die gegen die Herzogtümer Holstein und Lauenburg als Mitglieder des Deutschen Bundes gerichtet war.

Dem preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck gelang es auf dem beschlussfassenden Bundestag, die Einbeziehung Österreichs in die Bundesexekution zu erwirken, so dass mit der Durchführung der Besetzung von Holstein und Lauenburg Österreich, Preußen, Sachsen und Hannover gemeinsam beauftragt wurden. Die Besetzung der bundesangehörigen Staaten Lauenburg und Holstein durch das Bundesheer wurde schließlich am 23. Dezember 1863 durchgeführt. Die Verwaltung der beiden Herzogtümer wurde zwei Bundeskommissaren übertragen. In Schleswig marschierten die deutschen Truppen daher zunächst noch nicht ein, sondern blieben auf dem Territorium des Deutschen Bundes.

Am 16. Januar 1864 stellten beide Großmächte Dänemark ein 48-Stunden-Ultimatum zur Aufhebung der Novemberverfassung und zur Räumung Schleswigs, das Dänemark verstreichen ließ. Die ersten Schüsse des Krieges fielen nahe der deutschen Bundesfestung Rendsburg an der Eider: Österreichische und preußische Truppen überschritten nach Ablauf des Ultimatums am Morgen des 1. Februar 1864 die Eider, die seit einem Jahrtausend die Grenze zwischen Holstein und Schleswig markierte. Gleichzeitig versuchten die Preußen erfolglos und unter recht hohen Verlusten, die Schlei bei Missunde zu überqueren. Die Österreicher rückten bis auf zehn Kilometer an das Danewerk heran. Bei Oberselk, Jagel, am Königshügel und bei Wedelspang kam es daraufhin am 3. Februar 1864 zu schweren Gefechten, bei denen die Dänen in ihre Verschanzungen zurückgedrängt wurden. Die Preußische Armee überquerte die Schlei am 6. Februar bei Arnis. Die Dänen räumten das Danewerk, um einer preußischen Umfassung zu entgehen und zogen sich über Flensburg zurück. Die Dänen zogen sich auf die Insel Alsen zurück und verschanzten sich nun bei Düppel vor den Toren der Stadt Sonderburg.

Dort kam es schließlich am 18. April 1864 zur entscheidenden Schlacht bei den Düppeler Schanzen, einer oberhalb von Sonderburg an der Flensburger Förde und am Alsensund gelegenen Festungsanlage. Der Erstürmung der zehn Schanzen ging eine mehrwöchige Belagerung durch die preußischen Truppen voraus. Die Preußen stürmten die Schanzen und die dänische Besatzung wurde überwältigt. Mit dem Ausgang dieser Schlacht war der Krieg im Grunde entschieden, da die dänische Hauptarmee auf Alsen gebunden war und nicht mehr in den Kampf um Jütland eingreifen konnte. Die österreichischen Truppen belagerten zur selben Zeit die Festung Fredericia, die schließlich ebenfalls von den dänischen Verteidigern aufgegeben wurde. Am 12. Mai trat nach Friedensverhandlungen in London ein Waffenstillstand in Kraft. Von Preußen wurde nun eine Teilung des Herzogtums Schleswig entlang der deutsch-dänischen Sprachgrenze vorgeschlagen, jedoch seitens Dänemarks abgelehnt, so dass der Krieg erneut aufflammte.

Am 29. Juni 1864 gelang den Preußen und Österreichern der Übergang nach Alsen. Weitere preußische Truppen erreichten wenig später sogar die Nordspitze Jütlands. Die dänische Regierung musste erneut in Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eintreten, nun allerdings unter für sie sehr viel ungünstigeren Bedingungen. Im Oktober endete der Krieg mit dem Frieden von Wien.

Mit dem Friedensvertrag von Wien verlor Dänemark alle seine Rechte in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg zugunsten Österreich und Preußen. Damit war die Verbindung der Herzogtümer mit dem dänischen Staat gelöst. Preußen und Österreich übten nun die Regierungsgewalt in den Herzogtümern durch zwei Regierungskommissare gemeinsam aus, bedingt aber durch die nationale preußisch-österreichische Rivalität, mit einer unterschiedlichen Interessenlage. Bismarck wünschte die Annexion Schleswig-Holsteins für Preußen, Österreich dagegen ein vereinigtes Herzogtum unter den Augustenburgern im Rahmen des Deutschen Bundes. Der Konflikt der Bundesgenossen von 1864 schien daher unvermeidlich.

Die eigentliche Ursache für den sich bereits 1865 abzeichnenden Krieg zwischen Österreich und Preußen war die Auseinandersetzung beider Länder um die Führungsrolle im Deutschen Bund. Die Politik Preußens unter Bismarck unternahm alles, um Österreich zu isolieren und zu provozieren. Unter diesen politischen Randbedingungen muss man auch die königlich-preußische Entscheidung vom 24. März 1865, die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen, verstehen.

Mittels der Gasteiner Konvention vom 14. August 1865 wurde eine vorläufige Verwaltungsteilung in den Herzogtümern vereinbart und so vorerst die Kriegsgefahr zwischen Preußen und Österreich gebannt. An Preußen fiel Schleswig, an Österreich Holstein. Lauenburg ging in den Besitz Preußens über, das dafür an Österreich eine Entschädigung von 2,5 Millionen dänische Taler zahlte. Außerdem sollte Rendsburg Bundesfestung werden und Preußen zwei Militärstraßen durch Holstein erhalten.

Dass gerade Kiel der Ostseehafen der preußischen und dann später der deutschen Marine werden sollte, darüber gingen die Meinungen der preußischen Führung auseinander. Auch Sonderburg und Arkona wurden ins Gespräch gebracht. Aber der Kieler Hafen hatte sich während der schleswig-holsteinischen Erhebung gegen Dänemark und während des Krimkrieges gegen Russland bewährt. Hinzu kamen Kostengründe, denn im Kieler Hafen gab es bereits eine gewisse Infrastruktur, die bei einer Anlage eines neuen Hafens am Alsensund oder am Jasmunder Bodden erst hätte geschaffen werden müssen. Außerdem verfügte Kiel über einen besonders geeigneten Naturhafen. Die lang eingeschnittene Förde war gegen Wind geschützt, sie verengte sich von 7 km Breite auf 1 km bei Friedrichsort und war daher gut zu verteidigen und die Wassertiefe bis zu 12m war für das Anlegen tief gehender Kriegsschiffe günstig.

Preußischer Gouverneur für das Herzogtum Schleswig wurde Generalleutnant Edwin von Manteuffel, der in seinem Amtssitz auf Schloss Gottorf am 29. August 1865 eintraf. Zum Statthalter für das Herzogtum Holstein hatte Kaiser Franz Joseph Feldmarschall-Leutnant Freiherr Ludwig von Gablenz ernannt. Am 15. September 1865 nahm er seinen Dienst im Kieler Schloss auf.

Vorwand des deutsch - deutschen Krieges von 1866 war der Streit um die Verwaltung der Herzogtümer Schleswig und Holstein nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Krieges. Die zentrale Weichenstellung für einen Krieg gegen Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland fiel auf einer Sitzung des Kronrates am 28. Februar 1866.

Wegen der sich verschärfenden Spannungen zwischen Österreich und Preußen verließen am 7. Juni 1866 die österreichischen Truppen mit dem Statthalter Gablenz Kiel. Preußen besetzte Holstein, ohne auf österreichischen Widerstand zu stoßen. Als die Preußen am 12. Juni die Regierungsgewalt in Holstein übernahmen und die Österreicher bei Altona die Elbe überquerten, endete auch die Teilung der Stadt Kiel.

Die Entscheidung über das weitere Schicksal der Herzogtümer Schleswig und Holsteins fiel am 3. Juli 1866 in der Schlacht bei Königgrätz. Im Prager Frieden musste Österreich seine Rechte auf die Herzogtümer dem König von Preußen übertragen.

Der Ausgang des Krieges von 1866 zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland ermöglichte Preußen eine Annexion der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein. Nach Verabschiedung des Annexionsgesetzes wurde Schleswig-Holstein durch königliches Patent am 12. Januar 1867 preußische Provinz.

Das Herzogtum Lauenburg wurde bereits seit 1865 in preußischer Personalunion regiert und wurde daher erst 1876 als Kreis Herzogtum Lauenburg in die Provinz Schleswig-Holstein integriert.