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[[Datei:Landgericht Kiel.JPG|mini|Landgericht Kiel]]Das '''Landgericht Kiel''' ist eines von vier Landgerichten des Bundeslandes [[Schleswig-Holstein]] und somit Teil der schleswig-holsteinischen ordentlichen Gerichtsbarkeit.
[[Datei:Landgericht Kiel.JPG|mini|Landgericht Kiel]]Das '''Landgericht Kiel''' ist eines von vier Landgerichten des Bundeslandes [[Schleswig-Holstein]] und somit Teil der schleswig-holsteinischen ordentlichen Gerichtsbarkeit. Sitz des Gerichts ist [[Kiel]]. Der Gerichtsbezirk umfasst die Kreise Plön, Rendsburg-Eckernförde, Kreis Segeberg sowie die kreisfreien Städte Kiel und Neumünster.<ref>{{WP}}</ref>
 
== Gerichtssitz und -bezirk ==
Sitz des Gerichts ist [[Kiel]]. Der Gerichtsbezirk umfasst die Kreise Plön, Rendsburg-Eckernförde, Kreis Segeberg sowie die kreisfreien Städte [[Kiel]] und Neumünster. In dem Bezirk leben rund 980.000 Einwohner; er ist etwa 4.800 km² groß.
 
== Personal, Kammern, Geschäftsverteilung ==
Das Landgericht Kiel hat im Geschäftsjahr 2007 22 Zivilkammern, 13 Strafkammern (davon acht große und fünf kleine), zwei Schwurgerichtskammern), zehn Strafvollstreckungskammern (davon eine große und neun kleine), drei Kammer für Handelssachen, eine Kammer für Baulandsachen und eine Kammer für Steuerberatersachen.<ref>[http://www.schleswig-holstein.de/LGKIEL/DE/Aufgaben/Geschaeftsverteilung/Geschaeftsverteilung_node.html Geschäftsverteilungsplan des Landgerichts]</ref> Seit September 2005 bietet das Landgericht Kiel auch eine gerichtliche Mediation an.
 
Präsidentin des Landgerichts ist [[Ulrike Hillmann]] als Nachfolgerin von [[Emil Schmalfuß]].
 
== Geschichte ==
Mit der Aufnahme Schleswig-Holsteins in das Königreich Preußen am 1. Oktober 1867 wurde in Kiel eines von fünf Kreisgerichten (neben Altona, Flensburg, Itzehoe und Schleswig) eingerichtet, dem 16 Amtsgerichte zugehörten. Im Zuge der Reichsjustizreform im Oktober 1879 wurden die Kreisgerichte wieder aufgelöst und die Landgerichte Kiel, Flensburg und Altona gebildet. Der erste Präsident des Landgerichts Kiel, Isenbart, übte dieses Amt bis zum 30. September 1897 aus.<ref>[http://www.schleswig-holstein.de/LGKIEL/DE/Geschichte/Geschichte_node.html Geschichte des Landgerichs Kiel]</ref>
 
Während des „Dritten Reichs“ wurde beim Landgericht Kiel ein Sondergericht eingerichtet.<ref>[http://www.akens.org/akens/texte/info/35/41.html Klaus-Detlev Godau-Schüttke: ''Justizalltag im „Dritten Reich"'']</ref>


[[Datei:Landgericht.jpeg|miniatur|Fassade am Schützenwall]]
== Gebäude ==
== Gebäude ==
Das Landgericht war im königlichen Gerichtsgebäude in der [[Ringstraße]] 19–31, Ecke [[Königsweg]], untergebracht. Dort befanden sich außerdem das Amtsgericht (Collegialgerichte), die Staatsanwaltschaft und im Anbau das Gefängnis. Aus Platzmangel wurde bis 1919 ein neues [[Justizvollzugsanstalt Kiel|Gefängnis in der Faeschstraße]] erbaut. In der Folgezeit verursachte der Gefangenentransport zu und von den Gerichten allerdings zusätzliche Kosten und verleitete zu Fluchtversuchen.
Das Landgericht war im königlichen Gerichtsgebäude in der [[Ringstraße]] 19–31, Ecke [[Königsweg]], untergebracht. Dort befanden sich außerdem das Amtsgericht (Collegialgerichte), die Staatsanwaltschaft und im Anbau das Gefängnis. Aus Platzmangel wurde bis 1919 ein neues Gefängnis in der [[Faeschstraße]] erbaut. In der Folgezeit verursachte der Gefangenentransport zu und von den Gerichten allerdings zusätzliche Kosten und verleitete zu Fluchtversuchen.


Von 1922 bis 1926 wurde deshalb ein Backsteinneubau am [[Schützenwall]] 31–35 errichtet. Der Eingangsbereich am [[Schützenwall]] wurde mit Halbsäulen, rundbogigen Portalen und Balkonen repräsentativ gestaltet. Um Verbindungen nach außen und Fluchtversuche unmöglich zu machen, führten abgeschlossene Gänge vom Gefängnis direkt zu den einzelnen Gerichtssälen.
Von 1922 bis 1926 wurde deshalb ein Backsteinneubau am [[Schützenwall]] 31–35 errichtet. Der Eingangsbereich am Schützenwall wurde mit Halbsäulen, rundbogigen Portalen und Balkonen repräsentativ gestaltet. Um Verbindungen nach außen und Fluchtversuche unmöglich zu machen, führten abgeschlossene Gänge vom Gefängnis direkt zu den einzelnen Gerichtssälen.


Durch die Zerstörung des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße und den steigenden Geschäftsanfall entstand auch im Neubau, den sich Landgericht, Staatsanwaltschaft und die Strafgerichtsbarkeit des Amtsgerichts teilten, bald drängende Raumnot. Die Erhöhung des Hauptflügels um ein Stockwerk im Rahmen der Beseitigung von Bombenschäden reichte zur Entlastung nicht aus. Mehrere Optionen wie die Nutzung des 1948 frei werdenden Gebäudes des Oberlandesgerichtes oder der Wiederaufbau des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße wurden erwogen, bevor in der Harmsstraße direkt neben dem Neubau – über eine Brücke verbunden – ein weiteres Haus errichtet wurde.
Durch die Zerstörung des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße und den steigenden Geschäftsanfall entstand auch im Neubau, den sich Landgericht, Staatsanwaltschaft und die Strafgerichtsbarkeit des Amtsgerichts teilten, bald drängende Raumnot. Die Erhöhung des Hauptflügels um ein Stockwerk im Rahmen der Beseitigung von Bombenschäden reichte zur Entlastung nicht aus. Mehrere Optionen wie die Nutzung des 1948 frei werdenden Gebäudes des Oberlandesgerichtes oder der Wiederaufbau des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße wurden erwogen, bevor in der Harmsstraße direkt neben dem Neubau – über eine Brücke verbunden – ein weiteres Haus errichtet wurde.


Ende der 1980er Jahre zog das [[Amtsgericht Kiel]] in neues Gebäude in der [[Deliusstraße]] 22. Zuletzt wurde 1996 im Innenhof, an der Rückseite der Justizvollzugsanstalt, ein zusätzlicher Flügel von der Staatsanwaltschaft bezogen.
Ende der 1980er Jahre zog das [[Amtsgericht]] Kiel in neues Gebäude in der [[Deliusstraße]] 22. Zuletzt wurde 1996 im Innenhof, an der Rückseite der Justizvollzugsanstalt, ein zusätzlicher Flügel von der Staatsanwaltschaft bezogen.


=== Gedenktafel ===
=== Gedenktafel ===
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=== Verkehrsanbindung ===
=== Verkehrsanbindung ===
Das Gerichtsgebäude befindet sich am [[Schützenwall]] 31–35, Ecke [[Harmsstraße]]. Der Schützenwall ist die Verlängerung der [[A 215]]. Am Gericht stehen nur wenige Parkplätze zur Verfügung. In der parallel zur [[Harmsstrasse]] verlaufenden [[Deliusstrasse]] gibt es ein kostenpflichtiges Parkhaus. Die nächstgelegene Bushaltestelle ''Harmsstraße'' wird ab dem [[Hauptbahnhof]] von den Buslinien [[Buslinie 51|51]], [[Buslinie 52|52]], [[Buslinie 81|81]] und [[Buslinie 82|82]] bedient. Ein rollstuhlgerechter Eingang befindet sich im Innenhof.
Das Gerichtsgebäude befindet sich am [[Schützenwall]] 31–35, Ecke [[Harmsstraße]]. Der Schützenwall ist die Verlängerung der [[A 215]]. Am Gericht stehen nur wenige Parkplätze zur Verfügung. In der parallel zur Harmsstraße verlaufenden [[Deliusstraße]] gibt es ein kostenpflichtiges Parkhaus. Die nächstgelegene Bushaltestelle heißt ''Harmsstraße''. Ein rollstuhlgerechter Eingang befindet sich im Innenhof.
 
== Über- und nachgeordnete Gerichte ==
Dem Landgericht Kiel ist das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht in Schleswig übergeordnet. Nachgeordnet sind die Amtsgerichte Bad Segeberg, Eckernförde, Neumünster, Norderstedt, Plön und Rendsburg. Das [[Amtsgericht Kiel]] steht zwar im Instanzenzug unter dem Landgericht Kiel, ist aber als Präsidialgericht in seiner Verwaltung unmittelbar dem Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht unterstellt.
 
== Staatsanwaltschaft ==
Dem Landgericht Kiel ist eine [[Staatsanwaltschaft Kiel|Staatsanwaltschaft]] zugeordnet. Sie untersteht der Generalstaatsanwaltschaft beim Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht.
 
== Juristen, die am Landgericht Kiel tätig waren ==
* [[Wolfgang Fränkel]] (Staatsanwalt 1933–1936)
* [[Bernhard Leverenz]] (Staatsanwalt 1947–1949)
* [[:en:Ludwig Krämer]] (Richter 1969–2004)
* [[Kay Nehm]] (Staatsanwalt)
* [[Karin Graßhof]] (Richterin)
* [[Frieder Henf]] (Richter 1974–1977)
* [[Sophus Pohl-Laukamp]] (Richter)
 
== Bekannte Strafprozesse ==
* [[Oskar Kusch#Postumes|Strafverfahren gegen Karl-Heinrich Hagemann]]
* [[Carl Clauberg|Anklage gegen Carl Clauberg]]
* [[Arbeitserziehungslager Nordmark#Gerichtliche Aufarbeitung|Strafverfahren gegen Fritz Schmidt]]
* [[Kurt Asche#Prozess|Asche-Prozess]]<ref>[http://www.akens.org/akens/texte/ak_ap/1985dokumente.pdf Informationen zum Asche-Prozess] (PDF; 517&nbsp;kB)</ref>
* [[Lucona|Fall Lucona]]<ref>[http://rhein-zeitung.de/on/97/06/11/topnews/lucona.html ''Fall „Lucona“ geht zu Ende''] ([[Rhein-Zeitung]] vom 11. Juni 1997)</ref>
* [[Manfred Schmitt (Unternehmer)#Hagenuk-Prozess|Hagenuk-Prozess]]<ref>[http://www.heise.de/newsticker/meldung/95670 ''Erneut Strafprozess um Pleite von Telefonhersteller Hagenuk'', [[heise online]], 7. September 2007]</ref>
* [[Gerhard Schmid (Unternehmer)|Mobilcom-Prozess]]
 
== Bekannte Zivilprozesse ==
* [[Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen|Beweissicherung durch die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen]]
* [[Ryanair#Subventionen durch Flughäfen|Subventionen für Ryanair]]
* [[Arcor#Arcor im Visier der Auseinandersetzungen um Altersverifikation|Sperrung von Internetseiten]]<ref>[http://www.schleswig-holstein.de/LGKIEL/DE/Service/DownloadMaterialien/Urteil__14__O__125__07,templateId=raw,property=publicationFile.pdf Urteil vom 23. November 2007, Az. 14 O 125/07]</ref>
* Das in Deutschland zu dieser Zeit höchste Schmerzensgeld in Höhe von 500.000 € zuzüglich einer monatlichen Rente von 500 € wurde im Jahr 2003 einem Kleinkind zugesprochen,<ref>Urteil vom 11. Juli 2003, Az. 6 O 13/03 (VersR 2006, 279)</ref> das seit einem Verkehrsunfall querschnittsgelähmt war und das Sprachvermögen vollständig verloren hatte.<ref>[http://www.wkdis.de/aktuelles/rechtsnews/87549 ''Jaeger hält Entscheidung des LG Kiel über "Rekord-Schmerzensgeld" für richtig''], wkdis.de, 14. August 2013</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.schleswig-holstein.de/LGKIEL/DE/StartseiteLGKiel.html Webauftritt des Landgerichts Kiel]
* [http://www.schleswig-holstein.de/LGKIEL/DE/StartseiteLGKiel.html Webauftritt des Landgerichts Kiel]
* [http://www.lrz-muenchen.de/~Lorenz/urteile/NJW98_2539.htm Urteil vom 22. Januar 1998, Az. 8 S 160/97] (NJW 1998, 2539): Rechtlicher Charakter der Tischreservierung
* [http://openjur.de/gericht-36.html Entscheidungen des Landgerichts Kiel auf der Entscheidungsplattform openjur.de]
* [http://dejure.org/dienste/rechtsprechung?gericht=LG%20Kiel Übersicht der Rechtsprechung des Landgerichts Kiel]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Gericht]]
[[Kategorie:Behörde]]
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[[Kategorie:Gebäude]]
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[[Kategorie:Schützenwall]]
[[Kategorie:Schützenwall]]
[[Kategorie:Harmsstraße]]
[[Kategorie:Harmsstraße]]

Version vom 25. März 2015, 07:45 Uhr

Landgericht Kiel

Das Landgericht Kiel ist eines von vier Landgerichten des Bundeslandes Schleswig-Holstein und somit Teil der schleswig-holsteinischen ordentlichen Gerichtsbarkeit. Sitz des Gerichts ist Kiel. Der Gerichtsbezirk umfasst die Kreise Plön, Rendsburg-Eckernförde, Kreis Segeberg sowie die kreisfreien Städte Kiel und Neumünster.[1]

Fassade am Schützenwall

Gebäude

Das Landgericht war im königlichen Gerichtsgebäude in der Ringstraße 19–31, Ecke Königsweg, untergebracht. Dort befanden sich außerdem das Amtsgericht (Collegialgerichte), die Staatsanwaltschaft und im Anbau das Gefängnis. Aus Platzmangel wurde bis 1919 ein neues Gefängnis in der Faeschstraße erbaut. In der Folgezeit verursachte der Gefangenentransport zu und von den Gerichten allerdings zusätzliche Kosten und verleitete zu Fluchtversuchen.

Von 1922 bis 1926 wurde deshalb ein Backsteinneubau am Schützenwall 31–35 errichtet. Der Eingangsbereich am Schützenwall wurde mit Halbsäulen, rundbogigen Portalen und Balkonen repräsentativ gestaltet. Um Verbindungen nach außen und Fluchtversuche unmöglich zu machen, führten abgeschlossene Gänge vom Gefängnis direkt zu den einzelnen Gerichtssälen.

Durch die Zerstörung des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße und den steigenden Geschäftsanfall entstand auch im Neubau, den sich Landgericht, Staatsanwaltschaft und die Strafgerichtsbarkeit des Amtsgerichts teilten, bald drängende Raumnot. Die Erhöhung des Hauptflügels um ein Stockwerk im Rahmen der Beseitigung von Bombenschäden reichte zur Entlastung nicht aus. Mehrere Optionen wie die Nutzung des 1948 frei werdenden Gebäudes des Oberlandesgerichtes oder der Wiederaufbau des Gerichtsgebäudes in der Ringstraße wurden erwogen, bevor in der Harmsstraße direkt neben dem Neubau – über eine Brücke verbunden – ein weiteres Haus errichtet wurde.

Ende der 1980er Jahre zog das Amtsgericht Kiel in neues Gebäude in der Deliusstraße 22. Zuletzt wurde 1996 im Innenhof, an der Rückseite der Justizvollzugsanstalt, ein zusätzlicher Flügel von der Staatsanwaltschaft bezogen.

Gedenktafel

Im ersten Stock des Gebäudes in der Harmsstraße erinnert im Treppenhaus eine Gedenktafel an den am 12. März 1933 erschossenen Kieler Rechtsanwalt und Notar Wilhelm Spiegel.

Verkehrsanbindung

Das Gerichtsgebäude befindet sich am Schützenwall 31–35, Ecke Harmsstraße. Der Schützenwall ist die Verlängerung der A 215. Am Gericht stehen nur wenige Parkplätze zur Verfügung. In der parallel zur Harmsstraße verlaufenden Deliusstraße gibt es ein kostenpflichtiges Parkhaus. Die nächstgelegene Bushaltestelle heißt Harmsstraße. Ein rollstuhlgerechter Eingang befindet sich im Innenhof.

Weblinks

Einzelnachweise