Pestfriedhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Pestfriedhof''' wurde um [[1350]] am Südende des [[Schloßgarten]]s angelegt.
Der '''Pestfriedhof''' wurde um [[1350]] am Südende des [[Schloßgarten]]s angelegt.


1350 schenkte der Ritter ''Nicolaus Split'' (auch Splyt geschrieben) ein [[Stadtdörfer|Teil seines Burglehns]] in [[Brunswik]] vor dem [[Dänische Straße|Dänisches Tor]] der Stadt Kiel . Graf [[Johann III.]] der Milde und sein Sohn [[Adolf VII.|Adolf]] willigten ein, dass dort außerhalb Kiels ein Friedhof anlegen und eine hölzerne Kapelle gebaut werden kann.<br>
1350 schenkte der Ritter ''Nicolaus Split'' (auch Splyt geschrieben) ein [[Stadtdörfer|Teil seines Burglehns]] in [[Brunswik]] vor dem [[Dänische Straße|Dänisches Tor]] der Stadt Kiel. Graf [[Johann III.]] der Milde und sein Sohn [[Adolf VII.|Adolf]] willigten ein, dass dort außerhalb Kiels ein Friedhof anlegen und eine hölzerne Kapelle gebaut werden kann.<br>
Nach einer Urkunde des Bremer Erzbischofs Gottfried von Arnsberg (* um 1285; † 1363) wurde die Kapelle den Heiligen Fabian, Sebastian, Antonius und der Hauptpatronin Heiligen Gertrud geweiht. In der Urkunde erwähnt wurde auch die „schreckliche Seuche“ Pest.<br> Die Gertrudenkapelle stiftete der [Magistrat|Kieler Rat] und die Bürgerschaft.<ref>Wilhelm Ernst Christiani, Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein, Dritter Theil, Band 3, Kortenscher Buchhandlung Flensburg und Leipzig 1777, S. 451 ([https://books.google.de/books?id=6V5dAAAAcAAJ&pg=PA451&lpg=PA451&dq=#v=onepage&q&f=false books.google]). Siehe auch [http://wiki-de.genealogy.net/Topographie_Holstein_1841/A-H/144 Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Erster Theil A-H, C. Fränckel Oldenburg (in Holstein) 1841, S. 144]</ref><br>
Nach einer Urkunde des Bremer Erzbischofs Gottfried von Arnsberg (* um 1285; † 1363) wurde die Kapelle den Heiligen Fabian, Sebastian, Antonius und der Hauptpatronin Heiligen Gertrud geweiht. In der Urkunde erwähnt wurde auch die „schreckliche Seuche“ Pest.<br> Die Gertrudenkapelle stiftete der [[Magistrat|Kieler Rat]] und die Bürgerschaft.<ref>Wilhelm Ernst Christiani, Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein, Dritter Theil, Band 3, Kortenscher Buchhandlung Flensburg und Leipzig 1777, S. 451 ([https://books.google.de/books?id=6V5dAAAAcAAJ&pg=PA451&lpg=PA451&dq=#v=onepage&q&f=false books.google]). Siehe auch [http://wiki-de.genealogy.net/Topographie_Holstein_1841/A-H/144 Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Erster Theil A-H, C. Fränckel Oldenburg (in Holstein) 1841, S. 144]</ref><br>
 
''Wulf von Hagen'' verkaufte 1352 sein Anteil des Dorfes [[Gut Schwartenbek|Schwartenbek]]  an dem Kieler Magistrat zur Stiftung einer Vikarie der Gertrudenkapelle, deren Kapital von dem Kieler Ratsherr ''Schele Harder'' stammten.<ref>Nikolaus Falck, Neues staatsbürgerliches Magazin mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 8, gedruckt und verlegt im Königlichen Taubstummen-Institut Schleswig 1839,  S. 173 ([https://books.google.de/books?id=_cFCAAAAcAAJ&pg=PA173#v=onepage&q&f=false books.google.de]). Siehe auch [http://wiki-de.genealogy.net/Topographie_Holstein_1841/I-Z/338 von Schröder ebd,, Zweiter Theil, S. 338]; [https://archive.org/details/bub_gb_I9UOAAAAYAAJ/page/n53 Friedrich Volbehr, Zur Geschichte der ehemaligen Kieler Stadtdörfer in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Heft 2 , Schmidt und Klaunig Kiel 1879, S.3 ff.]</ref><br>
''Wulf von Hagen'' verkaufte 1352 sein Anteil des Dorfes [[Gut Schwartenbek|Schwartenbek]]  an dem Kieler Magistrat zur Stiftung einer Vikarie der Gertrudenkapelle, deren Kapital von dem Kieler Ratsherr ''Schele Harder'' stammten.<ref>Nikolaus Falck, Neues staatsbürgerliches Magazin mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 8, gedruckt und verlegt im Königlichen Taubstummen-Institut Schleswig 1839,  S. 173 ([https://books.google.de/books?id=_cFCAAAAcAAJ&pg=PA173#v=onepage&q&f=false books.google.de]). Siehe auch [http://wiki-de.genealogy.net/Topographie_Holstein_1841/I-Z/338 von Schröder ebd,, Zweiter Theil, S. 338]; [https://archive.org/details/bub_gb_I9UOAAAAYAAJ/page/n53 Friedrich Volbehr, Zur Geschichte der ehemaligen Kieler Stadtdörfer in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Heft 2 , Schmidt und Klaunig Kiel 1879, S.3 ff.]</ref><br>
1530 vergab der Kieler Rat noch eine Pfründe für das Hospital der Gertrudenkapelle <ref group="Anm." >Im Mittelalter waren viele Krankenhäuser dem Patrozinium der Heiligen Gertrud von Nivelles (* 626, † 659; Äbtissin des Klosters Nivelles in Belgien)
 
unterstellt. Sie ist Schutzpatronin der Katzen und wird gegen Mäuse- und Rattenplagen angerufen, {{WP|Gertrud_von_Nivelles|Gertrud von Nivelles}}. Im Artikel [https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/stadtarchiv/erinnerungstage.php?id=49 Kieler Erinnernungstag: 14. Februar 1961 Mittelalterlicher Kieler Pestfriedhof gefunden] wird auch erwähnt, das Gertrud von Nivelles Schutzheilige ''einer'' Kieler Gilde war.</ref><br>
1530 vergab der Kieler Rat noch eine Pfründe für das Hospital der Gertrudenkapelle<ref group="Anm." ><big>Im Mittelalter waren viele Krankenhäuser dem Patrozinium der Heiligen Gertrud von Nivelles (* 626, † 659; Äbtissin des Klosters Nivelles in Belgien)
1570 heißt es aber in einem Bericht an den Herzog Adolf I. (* 1526, † 1586), die Kapelle sei abgebrochen. Auch der Friedhof verschwand. Später wusste man nicht mehr, wo der Pestfriedhof und der Gertrudenkapelle gelegen hatten.
unterstellt. Sie ist Schutzpatronin der Katzen und wird gegen Mäuse- und Rattenplagen angerufen, {{WP|Gertrud_von_Nivelles|Gertrud von Nivelles}}. Im Artikel [https://www.kiel.de/de/bildung_wissenschaft/stadtarchiv/erinnerungstage.php?id=49 Kieler Erinnernungstag: 14. Februar 1961 Mittelalterlicher Kieler Pestfriedhof gefunden] wird auch erwähnt, das Gertrud von Nivelles Schutzheilige ''einer'' Kieler Gilde war.</big></ref>; 1570 heißt es aber in einem Bericht an den Herzog Adolf I. (* 1526, † 1586), die Kapelle sei abgebrochen.<br> Auch der Friedhof verschwand. Später wusste man nicht mehr, wo der Pestfriedhof und der Gertrudenkapelle gelegen hatten.


Am [[14. Februar]] [[1961]] wurden bei Ausschachtungsarbeiten in der [[Dänische Straße|Dänischen Straße]] unterhalb der [[Straßenbahn]]schienen Knochenreste gefunden. Nach Ermittlungen der Polizei handelte es sich dabei um sehr alte Knochen und so gab es nun Gewissheit, dass sich der Pestfriedhof an dieser Stelle befand. Über 100 Skelette wurden bei weitergehenden Grabungen entdeckt.
Am [[14. Februar]] [[1961]] wurden bei Ausschachtungsarbeiten in der [[Dänische Straße|Dänischen Straße]] unterhalb der [[Straßenbahn]]schienen Knochenreste gefunden. Nach Ermittlungen der Polizei handelte es sich dabei um sehr alte Knochen und so gab es nun Gewissheit, dass sich der Pestfriedhof an dieser Stelle befand. Über 100 Skelette wurden bei weitergehenden Grabungen entdeckt.

Version vom 15. Juli 2019, 17:45 Uhr

Der Pestfriedhof wurde um 1350 am Südende des Schloßgartens angelegt.

1350 schenkte der Ritter Nicolaus Split (auch Splyt geschrieben) ein Teil seines Burglehns in Brunswik vor dem Dänisches Tor der Stadt Kiel. Graf Johann III. der Milde und sein Sohn Adolf willigten ein, dass dort außerhalb Kiels ein Friedhof anlegen und eine hölzerne Kapelle gebaut werden kann.
Nach einer Urkunde des Bremer Erzbischofs Gottfried von Arnsberg (* um 1285; † 1363) wurde die Kapelle den Heiligen Fabian, Sebastian, Antonius und der Hauptpatronin Heiligen Gertrud geweiht. In der Urkunde erwähnt wurde auch die „schreckliche Seuche“ Pest.
Die Gertrudenkapelle stiftete der Kieler Rat und die Bürgerschaft.[1]

Wulf von Hagen verkaufte 1352 sein Anteil des Dorfes Schwartenbek an dem Kieler Magistrat zur Stiftung einer Vikarie der Gertrudenkapelle, deren Kapital von dem Kieler Ratsherr Schele Harder stammten.[2]

1530 vergab der Kieler Rat noch eine Pfründe für das Hospital der Gertrudenkapelle[Anm. 1]; 1570 heißt es aber in einem Bericht an den Herzog Adolf I. (* 1526, † 1586), die Kapelle sei abgebrochen.
Auch der Friedhof verschwand. Später wusste man nicht mehr, wo der Pestfriedhof und der Gertrudenkapelle gelegen hatten.

Am 14. Februar 1961 wurden bei Ausschachtungsarbeiten in der Dänischen Straße unterhalb der Straßenbahnschienen Knochenreste gefunden. Nach Ermittlungen der Polizei handelte es sich dabei um sehr alte Knochen und so gab es nun Gewissheit, dass sich der Pestfriedhof an dieser Stelle befand. Über 100 Skelette wurden bei weitergehenden Grabungen entdeckt.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Im Mittelalter waren viele Krankenhäuser dem Patrozinium der Heiligen Gertrud von Nivelles (* 626, † 659; Äbtissin des Klosters Nivelles in Belgien) unterstellt. Sie ist Schutzpatronin der Katzen und wird gegen Mäuse- und Rattenplagen angerufen, Wikipedia: „Gertrud von Nivelles“. Im Artikel Kieler Erinnernungstag: 14. Februar 1961 Mittelalterlicher Kieler Pestfriedhof gefunden wird auch erwähnt, das Gertrud von Nivelles Schutzheilige einer Kieler Gilde war.

Einzelnachweis

  1. Wilhelm Ernst Christiani, Geschichte der Herzogthümer Schleswig und Hollstein, Dritter Theil, Band 3, Kortenscher Buchhandlung Flensburg und Leipzig 1777, S. 451 (books.google). Siehe auch Johannes von Schröder, Topographie des Herzogthums Holstein, des Fürstenthums Lübek und der freien und Hanse-Städte Hamburg und Lübek, Erster Theil A-H, C. Fränckel Oldenburg (in Holstein) 1841, S. 144
  2. Nikolaus Falck, Neues staatsbürgerliches Magazin mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 8, gedruckt und verlegt im Königlichen Taubstummen-Institut Schleswig 1839, S. 173 (books.google.de). Siehe auch von Schröder ebd,, Zweiter Theil, S. 338; Friedrich Volbehr, Zur Geschichte der ehemaligen Kieler Stadtdörfer in: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Heft 2 , Schmidt und Klaunig Kiel 1879, S.3 ff.