Schleswig-Holsteinische Volkszeitung: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung''' (Originaltitel und -schreibweise: ''Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung - Organ für das arbeitende Volk'') war eine sozialdemokratisch orientierte Tageszeitung der Landeshauptstadt Kiel in Schleswig-Holstein von 1877 bis 1968.
Die '''Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung''' (Originaltitel und -schreibweise: ''Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung - Organ für das arbeitende Volk'') war eine sozialdemokratisch orientierte Tageszeitung der Landeshauptstadt Kiel in Schleswig-Holstein von 1877 bis 1968.<ref>{{WP|Schleswig-Holsteinische_Volkszeitung}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Volks-Zeitung wurde 1877 in Kiel gegründet, aufgrund der Sozialistengesetze im Jahr darauf verboten. Sie erschien ab 1893 wieder. 1920 hatte sie eine Auflage von etwa 24.000 Exemplaren und bezeichnete sich als "führendes politisches Blatt der Provinz Schleswig-Holstein".
Die Volks-Zeitung wurde 1877 in Kiel gegründet, aufgrund der Sozialistengesetze im Jahr darauf verboten. Sie erschien ab dem [[2. April]] [[1893]] wieder. [[1920]] hatte sie eine Auflage von etwa 24.000 Exemplaren und bezeichnete sich als "führendes politisches Blatt der Provinz Schleswig-Holstein".


1932 führte die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung einen Prozess gegen Adolf Hitler und die NSDAP, den sie verlor. Die Zeitung hatte in einem Artikel vom 18. März 1932 dem späteren Reichskanzler vorgeworfen, er bereite einen Bürgerkrieg vor. Der bekannte Kieler jüdische Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat [[Wilhelm Spiegel]] vertrat die Zeitung und wurde am 12. März 1933 <!--vermutlich aus Rache von SA oder SS nur mit Beleg wieder rein--> ermordet. Er erreichte während des Prozesses, den Adolf Hitler persönlich angestrengt hatte, eine Vorladung des SA-Politikers Ernst Röhm. Am 15. Februar 1933 verbot der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein das Erscheinen der Zeitung bis zum 1. März 1933. Der Beschwerde der Zeitung gab das Reichsgericht Leipzig statt. Nach der einmaligen Montagsausgabe am 27. Februar 1933 wurde die Zeitung unbefristet verboten.
[[1932]] führte die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung einen Prozess gegen Adolf Hitler und die NSDAP, den sie verlor. Am [[15. Februar]] [[1933]] verbot der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein das Erscheinen der Zeitung bis zum 1. März 1933. Nach der einmaligen Montagsausgabe am [[27. Februar]] [[1933]] wurde die Zeitung unbefristet verboten, am [[8. August]] [[1933]] ihr Vermögen offiziell enteignet.


Nach Kriegsende 1945 bekam sie als parteigebundenes Blatt früher als andere regionale Zeitungen eine Lizenz der britischen Besatzungsmacht. Persönlicher Lizenzträger war der Sozialdemokrat und künftige Verlagsleiter [[Karl Ratz]]. Fortan führte die Zeitung, die am 3. April 1946 zum ersten Mal wieder erschien, im Titel die Zeile: "Veröffentlicht unter Zulassungsnummer 24 der Militär-Regierung". Die Chefredaktion übernahm zunächst der Hamburger Verleger Ernst Tessloff. Von 1946 bis 1954 war [[Karl Rickers]] wiederum als Lokalredakteur, danach bis zur Einstellung der VZ als deren Chefredakteur tätig.
In ihren Räumen und der Druckerei in der [[Bergstraße]] wurde anschließend bis 1942 durch den NS-Gauverlag die [[Nordische Rundschau]] produziert.


Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung wurde in erster Linie von sozialdemokratischen Haushalten gelesen und von ihren Lesern kurz VZ (vauzett) genannt. Die Zeitung wurde am 31. Dezember 1968 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Nach Kriegsende 1945 bekam die Volks-Zeitung als parteigebundenes Blatt früher als andere regionale Zeitungen eine Lizenz der britischen Besatzungsmacht. Persönlicher Lizenzträger war der Sozialdemokrat und künftige Verlagsleiter [[Karl Ratz]]. Fortan führte die Zeitung, die am [[3. April]] [[1946]] zum ersten Mal wieder erschien, im Titel die Zeile: "Veröffentlicht unter Zulassungsnummer 24 der Militär-Regierung". Von 1946 bis 1954 war [[Karl Rickers]] als Lokalredakteur, danach bis zur Einstellung der VZ als deren Chefredakteur tätig.
 
Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung wurde in erster Linie von sozialdemokratischen Haushalten gelesen und von ihren Lesern kurz VZ (vauzett) genannt. Die Zeitung wurde am [[31. Dezember]] [[1968]] aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.


Seit 1968 ist der Zeitungstitel [[Kieler Nachrichten]] die alleinige in Kiel produzierte Tageszeitung.
Seit 1968 ist der Zeitungstitel [[Kieler Nachrichten]] die alleinige in Kiel produzierte Tageszeitung.
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* [[Andreas Gayk]] war ab 1926 als Redakteur tätig.
* [[Andreas Gayk]] war ab 1926 als Redakteur tätig.
* [[Hans Ralfs]] war von März 1919 bis Dezember 1921 freier Feuilleton-Mitarbeiter.
* [[Hans Ralfs]] war von März 1919 bis Dezember 1921 freier Feuilleton-Mitarbeiter.
* [[Karl Otto Rickers]] (1905−1999) war ab 1926 Mitarbeiter.
* Karl Otto Rickers (1905−1999) war ab 1926 Mitarbeiter.


== Archiv ==
== Archiv ==
Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel hat die Jahrgänge von 1903 bis 1968 archiviert.
Die [[Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek]] in Kiel hat die Jahrgänge von 1903 bis 1968 archiviert.
 
== Nachfolge-Versuche ==
Ein wenig erfolgreiches Nachfolgeblatt unter dem Titel "[[Nordwoche]]" existierte bis 1974. Hier war [[Bernd Plagemann]] (1939–2003) als Theater- und Filmkritiker tätig gewesen. Von 1980 bis 1988 band einen Teil der Leserschaft die [[Kieler Rundschau]] an sich.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Regine Bigga, Uwe Danker: ''Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte.'' In: ''Demokratische Geschichte'' Band 3, S. 427-436. ([http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay33.pdf Online]; PDF; 1,6&nbsp;MB), enthält die Abbildung der Verfügung vom 15. Februar 1933.
* Regine Bigga, Uwe Danker: ''Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte.'' In: ''Demokratische Geschichte'' Band 3, S. 427-436. ([http://www.beirat-fuer-geschichte.de/fileadmin/pdf/band_03/Demokratische_Geschichte_Band_03_Essay33.pdf Online]; PDF; 1,6&nbsp;MB), enthält die Abbildung der Verfügung vom 15. Februar 1933.
* Karl  Rickers: ''Erinnerungen eines Kieler Journalisten 1920–1970.'' Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1992.
* Karl Rickers: ''Die neue Volks-Zeitung von 1946-50.'' In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): ''Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950''. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.
* Karl Rickers: ''Unterdrückungsmassnahmen kamen in kleinen Schritten''. In: Christa Geckeler (Hg.): ''Erinnerungen an Kiel zwischen den Weltkriegen 1918/1939''. Husum Verlag, Husum 2007 (Bd. 58 der Ges. für Kieler Stadtgeschichte), ISBN 978-3-89876-342-4.
* Karl Rickers: ''Unterdrückungsmassnahmen kamen in kleinen Schritten''. In: Christa Geckeler (Hg.): ''Erinnerungen an Kiel zwischen den Weltkriegen 1918/1939''. Husum Verlag, Husum 2007 (Bd. 58 der Ges. für Kieler Stadtgeschichte), ISBN 978-3-89876-342-4.
* Hans Wind: ''Gedanken zur Volks-Zeitung''. In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): ''Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950''. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Christa Geckeler: ''Kieler  Erinnerungstag: [http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=84 15. Februar 1933. Verbot der in Kiel erscheinenden Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung.]''
* Christa Geckeler: ''Kieler  Erinnerungstag: [http://www.kiel.de/kultur/stadtarchiv/erinnerungstage/index.php?id=84 15. Februar 1933. Verbot der in Kiel erscheinenden Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung.]''
* SPD-Geschichtswerkstatt: [http://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Schleswig-Holsteinische_Volkszeitung Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]
* SPD-Geschichtswerkstatt: [http://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Schleswig-Holsteinische_Volkszeitung Schleswig-Holsteinische Volkszeitung]
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Historisches Unternehmen]]
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[[Kategorie:Zeitung]]
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Aktuelle Version vom 22. Januar 2019, 07:58 Uhr

Die Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung (Originaltitel und -schreibweise: Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung - Organ für das arbeitende Volk) war eine sozialdemokratisch orientierte Tageszeitung der Landeshauptstadt Kiel in Schleswig-Holstein von 1877 bis 1968.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Volks-Zeitung wurde 1877 in Kiel gegründet, aufgrund der Sozialistengesetze im Jahr darauf verboten. Sie erschien ab dem 2. April 1893 wieder. 1920 hatte sie eine Auflage von etwa 24.000 Exemplaren und bezeichnete sich als "führendes politisches Blatt der Provinz Schleswig-Holstein".

1932 führte die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung einen Prozess gegen Adolf Hitler und die NSDAP, den sie verlor. Am 15. Februar 1933 verbot der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein das Erscheinen der Zeitung bis zum 1. März 1933. Nach der einmaligen Montagsausgabe am 27. Februar 1933 wurde die Zeitung unbefristet verboten, am 8. August 1933 ihr Vermögen offiziell enteignet.

In ihren Räumen und der Druckerei in der Bergstraße wurde anschließend bis 1942 durch den NS-Gauverlag die Nordische Rundschau produziert.

Nach Kriegsende 1945 bekam die Volks-Zeitung als parteigebundenes Blatt früher als andere regionale Zeitungen eine Lizenz der britischen Besatzungsmacht. Persönlicher Lizenzträger war der Sozialdemokrat und künftige Verlagsleiter Karl Ratz. Fortan führte die Zeitung, die am 3. April 1946 zum ersten Mal wieder erschien, im Titel die Zeile: "Veröffentlicht unter Zulassungsnummer 24 der Militär-Regierung". Von 1946 bis 1954 war Karl Rickers als Lokalredakteur, danach bis zur Einstellung der VZ als deren Chefredakteur tätig.

Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung wurde in erster Linie von sozialdemokratischen Haushalten gelesen und von ihren Lesern kurz VZ (vauzett) genannt. Die Zeitung wurde am 31. Dezember 1968 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Seit 1968 ist der Zeitungstitel Kieler Nachrichten die alleinige in Kiel produzierte Tageszeitung.

Bekannte Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eduard Adler war von 1900 bis 1918 Redakteur und Chefredakteur.
  • Wilhelm Brecour war von 1893 bis 1931 Mitarbeiter der Zeitung, meist als Redakteur.
  • Andreas Gayk war ab 1926 als Redakteur tätig.
  • Hans Ralfs war von März 1919 bis Dezember 1921 freier Feuilleton-Mitarbeiter.
  • Karl Otto Rickers (1905−1999) war ab 1926 Mitarbeiter.

Archiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel hat die Jahrgänge von 1903 bis 1968 archiviert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Regine Bigga, Uwe Danker: Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte. In: Demokratische Geschichte Band 3, S. 427-436. (Online; PDF; 1,6 MB), enthält die Abbildung der Verfügung vom 15. Februar 1933.
  • Karl Rickers: Unterdrückungsmassnahmen kamen in kleinen Schritten. In: Christa Geckeler (Hg.): Erinnerungen an Kiel zwischen den Weltkriegen 1918/1939. Husum Verlag, Husum 2007 (Bd. 58 der Ges. für Kieler Stadtgeschichte), ISBN 978-3-89876-342-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]