Schreventeich (Gewässer)

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Der Schreventeich ist ein natürliches Gewässer westlich der Kieler Innenstadt und ein Teil des Schrevenparks.

Schreventeich, 2008

Sein Name rührt daher, dass er in vergangenen Jahrhunderten zum Besitz des Landesherrn gehörte. Die plattdeutsche Bezeichnung 's Greven Diek (des Grafen Teich) verschliff sich in eine Mischung aus Platt- und Hochdeutsch zum Namen Schreventeich. Unter dieser Bezeichnung wurde er sowohl namensgebend für den umliegenden Schrevenpark als auch für den Stadtteil. Erst 1862 gelangte der Teich in den Besitz der Stadt.

Varendorfsche Karte

Der Teich ist eiszeitlichen Ursprungs und war ursprünglich ungefähr doppelt so groß. Die Varendorfsche Karte von 1798 und der Stadtplan von Thalbitzer (1853) zeigen, dass der Teich damals im Bereich Lessingplatz/Jahnstraße bis an den heutigen Knooper Weg heranreichte. Davon zeugt noch heute der 1872 vergebene Straßenname Teichstraße.

Wasserreservoir der Stadt

In vergangenen Jahrhunderten diente der Teich der Wasserversorgung der Stadt. Das bewahrte ihn auch vor der vollständigen Zuschüttung oder Trockenlegung, die die übrigen Teiche im Süden (Großer Prüner Teich, 1840; Pferdeborn und Ziegelteich, 1867) und Westen (Großer und Kleiner Galgenteich, 1887) der Stadt erlitten.

Vom Schreventeich lief eine hölzerne Wasserleitung aus durchbohrten Baumstämmen ("Piepenböme" - Pfeifenbäume) bis zum Schloss. Sie folgte dem heutigen Verlauf von Legienstraße, Wilhelminenstraße und Brunswiker Straße. Durch diese Leitung wurde das Schloss versorgt und ein Springbrunnen im Schlossgarten betrieben. An die Leitung waren auch einige adelige Häuser in der Dänischen Straße angeschlossen. Die Mönche des Franziskanerklosters hatten bereits 1519 die Erlaubnis erhalten, den Zufluss zu einem Klosterbrunnen von dieser Leitung abzuzweigen. Dieser Brunnen diente nach der Auflösung des Klosters und der Gründung der Universität weiter als Universitätsbrunnen.

Das durch die Leitung versorgte Wasserbecken im Schlosshof durfte auch von der Bevölkerung genutzt werden, wenn sich auf dem Schloss keine fürstliche Herrschaft befand. Die übermäßige öffentliche Nutzung durch das Befüllen von Wasserwagen und das Waschen von Kleidern wurde allerdings 1756 untersagt.[1]

Mit Vertrag vom 12. Februar 1862 kaufte die Stadt den Schreventeich vom dänischen König und baute ihn für die Trinkwasserversorgung aus. Der Südteil des Teiches wurde ausgebaggert. Mit dem Aushub wurde ein Damm gebaut, der den Teich in ein Süd- und ein Nordbecken teilte. Das Nordbecken wurde 1869 zugeschüttet. Dort entstanden später Kleingärten.[2]

Ab 1863 wurde die neue Wasserversorgung der Stadt aus dem Schreventeich in Betrieb genommen. Aber schon 1874 reichte die Wassermenge des Schreventeichs für die wachsende Stadt nicht mehr aus. Daher wurden in den Folgejahren zunächst mehrere Tiefbrunnen im Süden der Stadt (Vorstadt, Vollrathswiese, Vieburg) gebohrt, das erste Kieler Wasserwerk in der Lübecker Chaussee und schließlich das Wasserwerk Schulensee angelegt.

Eisgewinnung

In den Zeiten vor der Erfindung des Kühlschranks stand zur Kühlung von Lebensmitteln nur im Winter gewonnenes Eis aus zugefrorenen Gewässern zur Verfügung. Genau wie der Drachensee diente auch der Schreventeich damals zur Eisgewinnung. An seinem Ufer gab es bis zum Sommer 1901 zwei Eiswerke. Dort wurde das Eis des Teichs im Winter aufgesägt und in den am Ufer liegenden Eisschuppen eingelagert.[3] Das Mordhorstsche Eiswerk befand sich am Südufer auf Höhe des jetzigen Arndtplatzes, das Wichmannsche (ab 1895 Kieler Eiswerke GmbH) am Ostufer auf der Höhe der heutigen Humboldtstraße.[4]

Die Eiswerke am Schreventeich fielen 1901 schließlich der Anlage des Schrevenparks zum Opfer. Heute ist der Schreventeich das wärmste Gewässer in Kiel und friert nur noch sehr selten zu, weil sein Wasser als Kühlwasser für das Kraftwerk Humboldtstraße dient.[5]

Anlage als Teich im Landschaftspark

Das Bootshaus mit Restaurant um 1905, am anderen Teichufer der Pavillon. In der Bildmitte die Häuser zwischen Sternstraße und Arndtplatz

Ein Teil des Schreventeichs war bereits um 1880 herum zugeschüttet worden. Dort befindet sich heute der nördliche Teil des Parks mit der Liegewiese, aber auch Teile der Bebauung zwischen Lessingplatz, Knooper Weg und Gutenbergstraße. Die Jahnstraße und die Goethestraße nördlich des Lessingplatzes sind vollständig auf dem aufgeschütteten Gelände entstanden.

Ab 1897 gab es mit dem Stübbenplan die Absicht, das Schreventeichgelände als Parkanlage zu gestalten. Dies wurde von 1901 bis 1902 durch den Stadtgärtner Ferdinand Hurtzig realisiert. Im Südosten des verbleibenen Teiches wurde die heute wieder über eine Brücke zugängliche Insel geschaffen, auf der ein Pavillon errichtet wurde. Am gegenüber liegenden Ufer entstand 1904 ein Restaurant mit Bootshaus und Bootsverleih im norwegischen Stil.

Wasservögel

Möwenfüttern im Schrevenpark

Nach dem Zweiten Weltkrieg galt der Schrevenpark als das artenreichste Wasservogel-Freigehege Nordeuropas. Dazu trugen auch das warme Wasser und die überwiegende Eisfreiheit des Teichs (s. o.) bei. In den 1980er Jahren führte dies zu ökologischen Problemen durch die zu hohe Besetzungsdichte. Das Übermaß an Vogelkot hatte dazu geführt, dass das Wasser stark überdüngt und entsprechend sauerstoffarm war. Die Futterreste wohlmeinender Parkbesucher, die ihre Brotreste an die Wassertiere verfütterten, taten ein Übriges.

Zur Rettung des Gewässers wurde damals die Zahl der Tiere durch eine Reihe von Maßnahmen verringert. So wurden etliche Vögel in andere Gewässer umgesiedelt. Die Brutmöglichkeiten wurden eingeschränkt, indem das eingezäunte Brutgebiet am Seeufer nahe der Herderstraße stark verkleinert und das Inselchen nahe der Sternstraße durch eine Brücke für Parkbesucher zugänglich gemacht wurde. Außerdem wurde eine Seebelüftung installiert und das Füttern der Tiere untersagt.

Fotos

Einzelnachweise

  1. "Die Brunnen im alten Kiel", in: Arthur Gloy, "Aus Kiels Vergangenheit und Gegenwart", Kiel (Robert Cordes Verlag), 1925, S. 161-165
  2. Erinnerungstag 12..Februar 1862 bei fördeflüsterer.de, abgerufen am 10. August 2017
  3. Eiswerke am Schreventeich bei volkskunde-sh.de, abgerufen am 1. Januar 2017
  4. "Als auf dem Schreventeich das Eis geerntet wurde", in: mittendrin, das Magazin der Stadtwerke Kiel, Heft 12/2005, S. 20-21, abgerufen am 10. August 2017
  5. Parkserie der Kieler Nachrichten, Teil 3 vom 12. August 2015, bei kn-online abgerufen am 10. August 2017