Bearbeiten von „Veste“
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[[Datei:Alte Veste (Kiel 35.489).jpg|mini|rechts|Veste um 1877]] | [[Datei:Alte Veste (Kiel 35.489).jpg|mini|rechts|Veste um 1877]] | ||
Die ''' | Die '''Veste''' (ein festes Haus<ref>{{WP}}</ref>) wurde um 1600 als Fachwerkhaus am [[Alter Markt|Markt]] an der [[Rosenstraße]] nebenan des [[Altes Rathaus|Rathauses]] errichtet. | ||
Anfangs waren drei Stadtwohnungen, eines davon „Wohnung oberhalb dem Fleischschrangens“. Im Erdgeschoss waren die Verkaufsbuden und -stände (= Schrangen) der Schlachter.<br> | |||
Die ältere Veste war ein Gefangenenhaus an der Ecke der [[Schuhmacherstraße]]. Ein Torweg führte durch das Gebäude zu dem Hauptportal der [[Nikolaikirche]]. Im Obergeschoss war das Gefängnis. Als es zu klein wurde, hat der [[Magistrat|Stadtrat]] das größere Gebäude am Markt als Gefängnis eingerichtet.<br> | |||
Im Gebäude | Das ''Niedrigericht'' und die ''Bürgergewahrsam'' zog vom Rathaus in das Obergeschoss der neuen Veste. Im erstes Stock führte eine Tür vom Rathaus in die Veste. | ||
Das Gerichtszimmer lag an der Marktseite, abgetrennt von ihm „''.. befand sich nach der Marktseite ein 2 m langes und 2 m breites Gefängniß mit einem 15 cm breiten Stück eines Fensters. Nach der Rosenstraße hin langen 4 Gefängnisse: eins derselben bildete ein zweifenstriges Zimmer mit einem Ofen, während die drei andern die volksthümliche Bezeichnung „Loch“ völlig verdienten. Zwei derselben hatten eine Ausdehnung von 1 1/2 und 2 m und eine, hoch angebrachte, fensterartige Lichtöffnung von nur 16 cm Weite, das dritte war etwas größer, 2 1/4 und 3 m, und hatte zwei der beschriebenen Lichtöffnungen. (…) Eine Treppe führte auf den Dachboden, wo in späterer Zeit ein Erker aufgesetzt war, der nach der Marktseite hin zwei Gefängnisse von 2 und 3 m Ausdehnung, mit wirklichen Fenster und mit einem Ofen versehen, enthielt. Zwei ähnliche Löcher, wie unten, 2 ½ und 3 m groß, mit einer dicht unter der Decke Lichtöffnungen von 40 cm Weite, lagen nach hinten. Die Vergitterung der Fenster bestand in Eisenstangen von theilweise 3 cm Dicke. Die Thüren waren aus 6-7 cm dicken Bohlen verfertigt und mit großen Kastenschlössern, außerdem mit starken Krampen für je drei Vorhängeschlösser versehen. … Sämmtliche Gefängnisse waren aus dicken Bohlen erbaut; im Innern enthielten sie zwei oder mehrere Krampen zum Anschließen der Gefangenen.''“<ref>[https://archive.org/details/bub_gb_I9UOAAAAYAAJ/page/n173 Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 74 f.]</ref>. | |||
Die Beschreibung des Kieler Historikers und Zeitungsredakteurs [[Friedrich Volbehr]] (* [[3. Juli]] [[1819]] in Kiel; † [[6. August]] [[1888]] ebenda) beruht auf seine Besichtigung bei dem Abriss der Veste und dem an ihr stoßenden Haus im Jahr 1877.<br> | |||
[[Datei:Alte Veste (Kiel 44.597).jpg|mini|links|Alte Veste: Niedergericht mit Gefängnis und Schlachterschrangen; rechts das Nebenhaus]] | [[Datei:Alte Veste (Kiel 44.597).jpg|mini|links|Alte Veste: Niedergericht mit Gefängnis und Schlachterschrangen; rechts das Nebenhaus]] | ||
Dieses Gebäude war zuerst ein Privathaus, wohl auch um 1600 errichtet; später kaufte es die Stadt Kiel, anfangs als Wohnung des Oberpolizeidieners, dann als Personenstands- und Militärbüro und im oberen Geschoss die Polizeibehörde.<ref>[https://archive.org/details/bub_gb_I9UOAAAAYAAJ/page/n173 Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 75]</ref><br> | |||
Das '' | Trotz der Beschreibung waren die Gefängniszellen der Veste wohl nur für Gefangene gedacht, die bei minderschweren Anklagegründen (causae minores der Constitutio Criminalis Carolina) von dem Niedriggericht verurteilt wurden.<br> | ||
Das ''Niedriggericht'' bestand aus einem rechtsgelehrten Ratsherr und ein rechtsgelehrten Aktuar (Schreiber) bzw. später ein Rechtsverständiger zur Niederschrift des Verhandelten und zur Aufsicht über die daraus entstandenen Akten.<br> | |||
Diejenigen, die bei schwerwiegenden Anklagegründen (causae maiores – Kapitalverbrechen wie z. B. Mord, Totschlag, Raub, Vergewaltigung, Brandstiftung, Verrat, Münzfälschung, Bruch der Urfehde, einige Arten von Diebstahl und [[Hexenverfolgungen|Zauberei]] vor dem Hohen Gericht angeklagt wurden, gingen in das stärker gesichertes Gefängnis in der Büttelei im [[Haßstraße#Haßturm|Haßturm]].<br> | |||
Das ''Hohe Gericht'' (auch Hochgericht oder Blutgericht genannt) bestand aus den gesamten Stadtrat, sein Sitz war das Rathaus im Saal des Rates.<ref>[https://archive.org/details/bub_gb_I9UOAAAAYAAJ/page/n173 Friedrich Volbehr: Beiträge zur Topographie der Stadt Kiel in den letzten drei Jahrhunderten, Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, S. 74]</ref> | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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[[Kategorie:Altstadt]] [[Kategorie:Abgegangenes Gebäude]] [[Kategorie:Neuzeit]] [[Kategorie:Behörde]] [[Kategorie:Polizei]] | [[Kategorie:Altstadt]] [[Kategorie:Abgegangenes Gebäude]] [[Kategorie:Neuzeit]] [[Kategorie:Behörde]][[Kategorie:Polizei]] |