Veste

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Veste um 1877

Die Veste (ein festes Haus[1]) wurde um 1600 als Fachwerkhaus am Markt an der Rosenstraße nebenan des Rathauses errichtet.

Anfangs waren drei Stadtwohnungen, eines davon „Wohnung oberhalb dem Fleischschrangens“. Im Erdgeschoss waren die Verkaufsbuden und -stände (= Schrangen) der Schlachter.

Die ältere Veste war ein Gefangenenhaus an der Ecke der Schuhmacherstraße. Ein Torweg führte durch das Gebäude zu dem Hauptportal der Nikolaikirche. Im Obergeschoss war das Gefängnis. Als es zu klein wurde, hat der Stadtrat das größere Gebäude am Markt als Gefängnis eingerichtet.
Das Niedrigericht und die Bürgergewahrsam zog vom Rathaus in das Obergeschoss der neuen Veste. Im erstes Stock führte eine Tür vom Rathaus in die Veste.

Das Gerichtszimmer lag an der Marktseite, abgetrennt von ihm „.. befand sich nach der Marktseite ein 2 m langes und 2 m breites Gefängniß mit einem 15 cm breiten Stück eines Fensters. Nach der Rosenstraße hin langen 4 Gefängnisse: eins derselben bildete ein zweifenstriges Zimmer mit einem Ofen, während die drei andern die volksthümliche Bezeichnung „Loch“ völlig verdienten. Zwei derselben hatten eine Ausdehnung von 1 1/2 und 2 m und eine, hoch angebrachte, fensterartige Lichtöffnung von nur 16 cm Weite, das dritte war etwas größer, 2 1/4 und 3 m, und hatte zwei der beschriebenen Lichtöffnungen. (…) Eine Treppe führte auf den Dachboden, wo in späterer Zeit ein Erker aufgesetzt war, der nach der Marktseite hin zwei Gefängnisse von 2 und 3 m Ausdehnung, mit wirklichen Fenster und mit einem Ofen versehen, enthielt. Zwei ähnliche Löcher, wie unten, 2 ½ und 3 m groß, mit einer dicht unter der Decke Lichtöffnungen von 40 cm Weite, lagen nach hinten. Die Vergitterung der Fenster bestand in Eisenstangen von theilweise 3 cm Dicke. Die Thüren waren aus 6-7 cm dicken Bohlen verfertigt und mit großen Kastenschlössern, außerdem mit starken Krampen für je drei Vorhängeschlösser versehen. … Sämmtliche Gefängnisse waren aus dicken Bohlen erbaut; im Innern enthielten sie zwei oder mehrere Krampen zum Anschließen der Gefangenen.[2].

Die Beschreibung des Kieler Historikers und Zeitungsredakteurs Friedrich Volbehr (* 3. Juli 1819 in Kiel; † 6. August 1888 ebenda) beruht auf seine Besichtigung bei dem Abriss der Veste und dem an ihr stoßenden Haus im Jahr 1877.

Alte Veste: Niedergericht mit Gefängnis und Schlachterschrangen; rechts das Nebenhaus

Dieses Gebäude war zuerst ein Privathaus, wohl auch um 1600 errichtet; später kaufte es die Stadt Kiel, anfangs als Wohnung des Oberpolizeidieners, dann als Personenstands- und Militärbüro und im oberen Geschoss die Polizeibehörde.[3]

Trotz der Beschreibung waren die Gefängniszellen der Veste wohl nur für Gefangene gedacht, die bei minderschweren Anklagegründen (causae minores der Constitutio Criminalis Carolina) von dem Niedriggericht verurteilt wurden.
Das Niedriggericht bestand aus einem rechtsgelehrten Ratsherr und ein rechtsgelehrten Aktuar (Schreiber) bzw. später ein Rechtsverständiger zur Niederschrift des Verhandelten und zur Aufsicht über die daraus entstandenen Akten.

Diejenigen, die bei schwerwiegenden Anklagegründen (causae maiores – Kapitalverbrechen wie z. B. Mord, Totschlag, Raub, Vergewaltigung, Brandstiftung, Verrat, Münzfälschung, Bruch der Urfehde, einige Arten von Diebstahl und Zauberei vor dem Hohen Gericht angeklagt wurden, gingen in das stärker gesichertes Gefängnis in der Büttelei im Haßturm.
Das Hohe Gericht (auch Hochgericht oder Blutgericht genannt) bestand aus den gesamten Stadtrat, sein Sitz war das Rathaus im Ratssaal.[4]

Weblinks

Karte „Veste“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

Einzelnachweise