Bearbeiten von „Zeitzeugen Matrosen– und Arbeiteraufstand 1918/1919“
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:''Zur Frage warum Noske in Kiel relativ freie Hand erhielt, nahm Artelt in den 1960er Jahren auf Fragen von Angehörigen der Volksmarine wie folgt Stellung (nach Robert Rosentreter, "Blaujacken im Novembersturm", Dietz Verlag, 1988, S. 250 f.): Karl Artelt hat auf diesbezügliche Fragen von Angehörigen der Volksmarine immer wieder betont, dass ihm und anderen Genossen die Rolle Noskes durch dessen Verhalten erst nach und nach bewußt geworden wäre. Artelt selbst und andere ... hätten zwar gewußt, dass Noske zu den rechten Kräften in der Partei gehörte, ihn aber doch immerhin als sozialistischen Parteifunktionär angesehen und gehofft, dass er in der Revolution eine den Arbeitern nützliche Politik machen würde, keineswegs hätte jemals jemand gedacht, dass er bereit sein könnte, auf Arbeiter schießen zu lassen ....'' | :''Zur Frage warum Noske in Kiel relativ freie Hand erhielt, nahm Artelt in den 1960er Jahren auf Fragen von Angehörigen der Volksmarine wie folgt Stellung (nach Robert Rosentreter, "Blaujacken im Novembersturm", Dietz Verlag, 1988, S. 250 f.): Karl Artelt hat auf diesbezügliche Fragen von Angehörigen der Volksmarine immer wieder betont, dass ihm und anderen Genossen die Rolle Noskes durch dessen Verhalten erst nach und nach bewußt geworden wäre. Artelt selbst und andere ... hätten zwar gewußt, dass Noske zu den rechten Kräften in der Partei gehörte, ihn aber doch immerhin als sozialistischen Parteifunktionär angesehen und gehofft, dass er in der Revolution eine den Arbeitern nützliche Politik machen würde, keineswegs hätte jemals jemand gedacht, dass er bereit sein könnte, auf Arbeiter schießen zu lassen ....'' | ||
== Mannschaftsangehörige Marine, untere Dienstgrade == | == Mannschaftsangehörige Marine, untere Dienstgrade == | ||
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:''Und dann wie ich dort ankam, in Kiel, also wo waren Sie die ganze Zeit, sage ich, ich weiß es nicht. Also kam ich vor das Kriegsgericht und dieser Kriegsrichter ...... also ich kam dauernd zu Vernehmungen, wurde vorgeführt, und inzwischen gärte es natürlich schon bereits. Und eines Tages kam der Moment, … Also wir bekamen die Waffen ausgehändigt mit Munition, dann wurden sie uns wieder weggenommen. … wurde also von Mittags, wurde die ganze Werftdivision und [Torpedo-] Division zusammen auf dem Riesenplatz, den es ja heute noch gibt, zusammengetrommelt und der Kapitän Bartels hielt uns also eine Rede und sagte, was ist eigentlich los mit euch. Und so und so. Und alles fing an zu murren und wir … [gingen] auseinander. Daraufhin wollte er vier, zwei Leute von der Werftdivision und zwei Leute von der Torpedo-Division sprechen. Ich wurde von den Kameraden dazu abgeteilt. Der eine war ein Matrose Artelt und wir haben also gesagt, was wir wollten. Der A. sagte sofortige Abdankung vom Kaiser und ich sagte sofort die Gefängnisse auf, ja von allen Politischen. Währenddem … kam ein Telefunk-Gespräch und es wurde gesagt, wir sollten zum Gouverneur vorgeführt werden. Er wolle uns sprechen in Kiel. Auf einem kleinen Lastwagen fuhren wir also zum Gouverneur, saßen dem gegenüber am grünen Tisch und haben also unsere Anliegen vorgebracht. Der Kriegsgerichtsrat, der mich verhörte, der saß mir gegenüber. Dies sei nebenbei gesagt, es ist ein Stuttgarter gewesen, den ich später im Theater im Foyer getroffen habe.'' | :''Und dann wie ich dort ankam, in Kiel, also wo waren Sie die ganze Zeit, sage ich, ich weiß es nicht. Also kam ich vor das Kriegsgericht und dieser Kriegsrichter ...... also ich kam dauernd zu Vernehmungen, wurde vorgeführt, und inzwischen gärte es natürlich schon bereits. Und eines Tages kam der Moment, … Also wir bekamen die Waffen ausgehändigt mit Munition, dann wurden sie uns wieder weggenommen. … wurde also von Mittags, wurde die ganze Werftdivision und [Torpedo-] Division zusammen auf dem Riesenplatz, den es ja heute noch gibt, zusammengetrommelt und der Kapitän Bartels hielt uns also eine Rede und sagte, was ist eigentlich los mit euch. Und so und so. Und alles fing an zu murren und wir … [gingen] auseinander. Daraufhin wollte er vier, zwei Leute von der Werftdivision und zwei Leute von der Torpedo-Division sprechen. Ich wurde von den Kameraden dazu abgeteilt. Der eine war ein Matrose Artelt und wir haben also gesagt, was wir wollten. Der A. sagte sofortige Abdankung vom Kaiser und ich sagte sofort die Gefängnisse auf, ja von allen Politischen. Währenddem … kam ein Telefunk-Gespräch und es wurde gesagt, wir sollten zum Gouverneur vorgeführt werden. Er wolle uns sprechen in Kiel. Auf einem kleinen Lastwagen fuhren wir also zum Gouverneur, saßen dem gegenüber am grünen Tisch und haben also unsere Anliegen vorgebracht. Der Kriegsgerichtsrat, der mich verhörte, der saß mir gegenüber. Dies sei nebenbei gesagt, es ist ein Stuttgarter gewesen, den ich später im Theater im Foyer getroffen habe.'' | ||
Zum vollständigen Abschnitt über seine Erlebnisse während des Aufstands: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Fritz-fischer_memoiren-revzeit_1970.pdf PDF-Datei | Zum vollständigen Abschnitt über seine Erlebnisse während des Aufstands: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei: Fritz-fischer_memoiren-revzeit_1970.pdf PDF-Datei.] | ||
== Marine, mittlere Dienstgrade == | == Marine, mittlere Dienstgrade == | ||
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Analyse und Edition: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Kuhl_analyse-edition-kaessner-deckoffizierbewegung_2022.pdf PDF-Datei.] | Analyse und Edition: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Kuhl_analyse-edition-kaessner-deckoffizierbewegung_2022.pdf PDF-Datei.] | ||
== Marineoffiziere == | == Marineoffiziere == | ||
=== Karl von Kunowski === | === Karl von Kunowski === | ||
Karl von Kunowski (1897–1991) war Fähnrich und Wachoffizier (WO) auf der „Markgraf“. Er schrieb seine Erlebnisse vermutlich noch 1918 auf. Später wohnte er in Flintbek bei Kiel und war Professor an der Kieler Universität. Er übergab sein Typoskript, das er betitelte: “Erinnerungen an: Die letzten Tage der Kaiserlichen Marine1918, beim III. Geschwader auf SMS Markgraf als wachhabender Offizier“, 1978 an [[Dirk Dähnhardt]], siehe Nachlass im [[Stadtarchiv]]. | Karl von Kunowski (1897–1991) war Fähnrich und Wachoffizier (WO) auf der „Markgraf“. Er schrieb seine Erlebnisse vermutlich noch 1918 auf. Später wohnte er in Flintbek bei Kiel und war Professor an der Kieler Universität. Er übergab sein Typoskript, das er betitelte: “Erinnerungen an: Die letzten Tage der Kaiserlichen Marine1918, beim III. Geschwader auf SMS Markgraf als wachhabender Offizier“, 1978 an [[Dirk Dähnhardt]], siehe Nachlass im [[Stadtarchiv]]. | ||
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Zu den vollständigen Interviews: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Kuhl_interviews-riedl_1990-1991.pdf PDF-Datei.] | Zu den vollständigen Interviews: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Kuhl_interviews-riedl_1990-1991.pdf PDF-Datei.] | ||
=== Otto Preßler === | === Otto Preßler === | ||
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Weitere Auszüge und Hintergrundinformationen: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Andersen_tagebuch-auszuege_1917-1919.pdf PDF-Datei]. | Weitere Auszüge und Hintergrundinformationen: [http://kiel-wiki.de/index.php?title=Datei:Andersen_tagebuch-auszuege_1917-1919.pdf PDF-Datei]. | ||
Das vollständige Tagebuch mit einer Textanalyse wurde im Peter Lang Verlag veröffentlicht: Klaus Kuhl: Kiel und die Revolution von 1918. Das Tagebuch eines Werftingenieurs, verfasst in den Jahren 1917-1919. Edition und Textanalyse. Berlin 2018 (Kieler Werkstücke Bd. 51). ISBN 978-3-631-75857-1. | Das vollständige Tagebuch mit einer Textanalyse wurde im Peter Lang Verlag veröffentlicht: Klaus Kuhl: Kiel und die Revolution von 1918. Das Tagebuch eines Werftingenieurs, verfasst in den Jahren 1917-1919. Edition und Textanalyse. Berlin 2018 (Kieler Werkstücke Bd. 51). ISBN 978-3-631-75857-1. | ||
== Überregionale Persönlichkeiten == | == Überregionale Persönlichkeiten == | ||
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:''In der Versammlung im Schloßhof am späten Nachmittag […] es waren an tausend Mann anwesend. […] Redner wurden mitten in ihren Ausführungen […] unterbrochen und [es] redete ein anderer [...] drauf los. [...] Nach ein paar Stunden bekam ein beträchtlicher Teil die Sache satt und ging davon. Schließlich wurde die Versammlung ohne Resultat geschlossen. '' | :''In der Versammlung im Schloßhof am späten Nachmittag […] es waren an tausend Mann anwesend. […] Redner wurden mitten in ihren Ausführungen […] unterbrochen und [es] redete ein anderer [...] drauf los. [...] Nach ein paar Stunden bekam ein beträchtlicher Teil die Sache satt und ging davon. Schließlich wurde die Versammlung ohne Resultat geschlossen. '' | ||
Zeitnahe Berichte in der SPD-Zeitung und von Lothar Popp zeichnen jedoch ein anderes Bild. Popp schreibt: „ […] gab Abgeordneter Noske die Bedingungen der Regierung [für den Abbruch des Aufstands] bekannt. […] Noske gab zu bedenken, dass die Bewegung zwar in Kiel gesiegt habe, dass aber, da sie isoliert sei, ihr doch große Gefahren drohen, […] Der Vorsitzende des Arbeiterrats Garbe [SPD] und ich führten aus, dass wir doch noch Zeit haben zu warten […] Nicht die Regierung hat Bedingungen zu stellen, sondern wir. Es wurde dann einstimmig beschlossen, das Angebot abzulehnen. Es wurde dann der Antrag gestellt, da anscheinend Haase oder Dr. Cohn verhindert würden, nach hier zu kommen, einen anderen Vertreter der Unabhängigen [Popp] an die Seite Noskes | Zeitnahe Berichte in der SPD-Zeitung und von Lothar Popp zeichnen jedoch ein anderes Bild. Popp schreibt: „ […] gab Abgeordneter Noske die Bedingungen der Regierung [für den Abbruch des Aufstands] bekannt. […] Noske gab zu bedenken, dass die Bewegung zwar in Kiel gesiegt habe, dass aber, da sie isoliert sei, ihr doch große Gefahren drohen, […] Der Vorsitzende des Arbeiterrats Garbe [SPD] und ich führten aus, dass wir doch noch Zeit haben zu warten […] Nicht die Regierung hat Bedingungen zu stellen, sondern wir. Es wurde dann einstimmig beschlossen, das Angebot abzulehnen. Es wurde dann der Antrag gestellt, da anscheinend Haase oder Dr. Cohn verhindert würden, nach hier zu kommen, einen anderen Vertreter der Unabhängigen [Popp] an die Seite Noskes zu stellen, um die Parität zu wahren. Dem wurde zugestimmt und die Wahl vollzogen.“<ref>Popp/Arterlt, Ursprung, S. III-25.</ref> Am folgenden Tag hatte Popp die Soldatenräte neu organisiert. Es wurde der Oberste Soldatenrat gebildet, zu dessen Vorsitzenden Popp gewählt wurde. Noske ersetzte den Gouverneur Admiral Souchon. | ||
== Anmerkungen == | == Anmerkungen == |