Gefallenen-Ehrenmal der Christian-Albrechts-Universität

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Das Gefallenen-Ehrenmal der Christian-Albrechts-Universität steht nordöstlich des Schlossgartens im Stadtteil Düsternbrook.

Es wurde zum Andenken von 541 Studenten und 17 Dozenten errichtet, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren.

Auf dem Sockel aus Granitsteinen stehen fünf Sandsteinstelen, die an die fünf Kriegsjahre erinnern, ca. sieben Meter hoch und jeweils mit einer Spitze aus Edelstahl, wie Bajonette. Die Jahreszahlen 1914–1918 sind in den Boden eingelassen.

Ergänzend wurden 1932 Bronzetafeln mit den Namen der Gefallenen im Eingangsbereich des nicht mehr vorhandenen Kollegiengebäudes angebracht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1925 plante die Universität ein Denkmal. 1931 beauftragte sie den Architekten Gustav August Munzer, dessen Entwurf des Marine-Ehrenmals Laboe zeitgleich gefertigt wurde, ein Ehrenmal östlich des Kollegiengebäudes am Schlosspark zu errichten.

Die moderne Form des Ehrenmales unterscheidet sich stark von dem gegenüber im Schlossgarten stehenden, 1879 im Stil des Historismus von Heinrich Moldenschardt und Rudolf Siemering gebauten Kriegerdenkmal für den Krieg 1870/71.[1]

So wird das ungegenständliche Ehrenmal durch seine räumliche Nähe zum Skulpturenpark und zur Kunsthalle vielfach ohne seine frühere Bedeutung und ohne Bezug zur Universität nur als eine Plastik auf einer Aussichtsplattform, nicht als Denkmal wahrgenommen.

Das Hauptgebäude der Universität am Schlossgarten wurde 1954 nach Kriegsschäden beseitigt; der Campus der Kieler Universität hat sich in den Stadtteil Ravensberg verlagert. Auch wenn die universitären Gebäude neben der Kunsthalle, die Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung und das Zoologisches Museum sowie die Nähe des UKSH nach wie vor den Bezug zur Universität herstellen.

Die Universität wählte den Entwurf Munzers, weil das Denkmal auch deutungsoffen ist: In einer Zeit politischer Anspannung, auch zwischen Lehrkörper und Teilen der Studenten der Universität, wollte man eine einseitige politische Instrumentalisierung durch überhöhte Stiliserung des Gefallenengedenkens verhindern.

Das Ehrenmal wird allerdings wiederholt auch als Langemarck-Denkmal bezeichnet.

Die ersten schriftlichen Belege dieser Bezeichnung stammen womöglich aus den frühen 1980er-Jahren; heute findet man das Ehrenmal unter den Namen „Langemarck-Denkmal“ auch im Internet.

Es ist durchaus möglich, dass man in Kiel kurz nach der Errichtung des Ehrenmals oder in der Zeit der NS-Diktatur mit ihrer Propaganda das Ehrenmal „Langemarck-Denkmal“ nannte und sich deshalb dieser Namen in der Erinnerung festgesetzt hat.

Die Freie Kieler Studentenschaft hielt am 11. November 1928 die erste Langmarck-Feier in Kiel mit einem Fackelmarsch durch die Innenstadt ab. Die Deutsche Studentenschaft beschloss, jährlich an allen deutschen Universitäten der „Helden von Langemarck“ zu gedenken.

Im Jahr 1929 entzog der Rektor Walter Jellinek[2] (1885-1955) der Freie Kieler Studentschaft die Anerkennung als akademische Vereinigung.

Unter ihm und seinem Nachfolger Rudolf Höber[3] (1873-1953) wurde das Ehrenmal „zur Überwindung des uns zerklüftenden Hasses“ errichtet: Es sollte nicht die Hochstilisierung des „heldischen“ und „heiligen Opfers“ symbolisieren, wie sie der Mythos von Langemarck verdichtete.[4]

Erst ab 1937 wurden große Langemarck-Feiern abgehalten und der Strandweg zwischen der Seeburg und dem Wall in Langemarck-Ufer umbenannt.[5]

Das Ehrenmal ist eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Kiel-Düsternbrook.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte „Gefallenen-Ehrenmal“ auf dem Online-Stadtplan der Stadt Kiel, aufrufbar auf kiel.de

 Commons: Gefallenen-Ehrenmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gustav August Munzer: Studenten-Ehrenmal auf Kunst@SH, abgerufen am 3. Januar 2019
  2. Wikipedia: „Walter Jellinek“
  3. Wikipedia: „Rudolf Höber“
  4. Wikipedia: „Mythos von Langemarck“
  5. Sven Reiß, „Das Kieler Langemarck-Denkmal“ - Nicht errichtet und doch steinernes Zeugnis. Von Transformationsprozessen universitärer Erinnerungskultur an den Ersten Weltkrieg (S. 195-208) in: Markus Tauschek (Hrsg.) Handlungsmacht, Widerständigkeit und kulturelle Ordnungen Potenziale kulturwissenschaftlichen Denkens Festschrift für Silke Göttsch-Elten Waxmann Verlag Münster 2017; s. Sven Reiß, Das Kieler „Langemarck-Denkmal“ auf books.google.de, abgerufen am 11.September 2018
  6. Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia