Nord-Ostsee-Kanal: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Nord-Ostsee-Kanal''' (NOK; internationale Bezeichnung '''Kiel Canal''', bis 1948 in Deutschland '''Kaiser-Wilhelm-Kanal''') verbindet die Nordsee / Elbmündung mit der [[Ostsee]] ([[Kieler Förde]]). Diese Bundeswasserstraße<ref name="wsv38">[http://www.wsv.de/wasserstrassen/chronik/index.html Verzeichnis E, Lfd.Nr.38 der Chronik], Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes</ref> ist nach Anzahl der Schiffe die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. 2012 passierten ihn 34.690 Schiffe.<ref>nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord (www.wsd-nord.wsv.de) ; zum Vergleich: Sueskanal = 17.252 Schiffe</ref>  
[[Datei:{{#setmainimage:Nord-Ostsee-Kanal 2020.jpeg}}|thumb|right|Nord-Ostsee-Kanal von der Prinz-Heinrich-Brücke in Richtung Westen fotografiert. 2020.]]
Der '''Nord-Ostsee-Kanal''' (NOK; internationale Bezeichnung '''Kiel Canal''', bis [[1948]] in Deutschland '''Kaiser-Wilhelm-Kanal''') verbindet die Nordsee / Elbmündung mit der [[Ostsee]] ([[Kieler Förde]]). Diese Bundeswasserstraße<ref name="wsv38">[http://www.wsv.de/wasserstrassen/chronik/index.html Verzeichnis E, Lfd.Nr.38 der Chronik], Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes</ref> ist nach Anzahl der Schiffe die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. 2012 passierten sie 34.690 Schiffe.<ref>nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord</ref>  


Der Kanal durchquert auf knapp 100&nbsp;km das deutsche Bundesland [[Schleswig-Holstein]] von Brunsbüttel bis Kiel-[[Holtenau]] und erspart den etwa 900&nbsp;km längeren Weg um die Nordspitze Dänemarks durch Skagerrak und Kattegat.
Der Kanal durchquert auf knapp 100&nbsp;km das Bundesland [[Schleswig-Holstein]] von Brunsbüttel bis Kiel-[[Holtenau]] und erspart den etwa 900&nbsp;km längeren Weg um die Nordspitze [[Dänemark]]s durch Skagerrak und Kattegat.


Die erste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee für seegängige Schiffe war der 1784 in Betrieb genommene und 1853 in [[Eiderkanal]] umbenannte Schleswig-Holsteinische Canal.
Die erste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee für seegängige Schiffe war der 1784 in Betrieb genommene und 1853 in [[Eiderkanal]] umbenannte Schleswig-Holsteinische Canal.<ref>{{WP}}</ref>


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Der Kanal gehört zu den spiegelgleichen Seekanälen und wird an beiden Enden durch Schleusen gegen die wechselnden Wasserstände (verursacht durch Gezeiten oder Windstau) der Nordsee und der Ostsee abgeschlossen.
Der Kanal gehört zu den spiegelgleichen Seekanälen und wird an beiden Enden durch Schleusen gegen die wechselnden Wasserstände (verursacht durch Gezeiten oder Windstau) der Nordsee und der Ostsee abgeschlossen.
Die Endpunkte befinden sich in Brunsbüttel an der Elbe (km&nbsp;0,38)<ref name="laenge" /> und in Kiel-[[Holtenau]] an der [[Kieler Förde]] (km&nbsp;98,64)<ref name="laenge" />. Sie liegen 98,26&nbsp;km auseinander (Luftlinie 85,5&nbsp;km). Die Fließgewässerkennziffer 5978 ordnet den Kanal offiziell dem Flusssystem der Elbe zu.
Die Endpunkte befinden sich in Brunsbüttel an der Elbe (km&nbsp;0,38) und in Kiel-[[Holtenau]] an der [[Kieler Förde]] (km&nbsp;98,64). Sie liegen 98,26&nbsp;km auseinander (Luftlinie 85,5&nbsp;km). Die Fließgewässerkennziffer 5978 ordnet den Kanal offiziell dem Flusssystem der Elbe zu.
 
Der Kanal passiert verschiedene Landschaftszonen Schleswig-Holsteins.<ref>Gert Kaster: ''Kulturlandschaft Nord-Ostsee-Kanal''. In: Denkmal. Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein. 10/2003, {{ISSN|0946-4549}}, S.&nbsp;30</ref> Zunächst durchquert er die Marsch und durchschneidet dann einen Geestrücken. Auf dieser Strecke orientiert sich der Verlauf des Kanals zwischen Burg (Dithmarschen) und Schafstedt am Verlauf der [[Holstenau]] und von Kilometer&nbsp;41 bis über Rendsburg hinaus dann an der [[Eider]]niederung, in deren Flussbett er nordöstlich von Rendsburg verläuft. Dann erreicht der Kanal das [[östliche Hügelland]]. Zwischen Rendsburg, der wichtigsten Hafenstadt im Verlauf des Kanals, und Kiel bildet der Kanal die Grenze zwischen den Landesteilen [[Schleswig]] und [[Holstein]].
 
Bei Kilometer 40,66 zweigt seit 1937 nach Norden der Gieselaukanal als Verbindung zur Untereider ab. Zum Nord-Ostsee-Kanal gehören als Bundeswasserstraßen<ref name="wsv38" /> noch der Borgstedter See mit Enge auf seiner Nordseite östlich von Rendsburg und auf seiner Südseite der Flemhuder See bei Kilometer 85,32 und der Achterwehrer Schifffahrtskanal bei Kilometer&nbsp;85,63. Bis&nbsp;1913 mündete die Obereider durch den Flemhuder See, seitdem fließt das Wasser durch den Achterwehrer Schifffahrtskanal in den Nord-Ostsee-Kanal ein. Etwa 1.200&nbsp;km² des ursprünglichen Einzugsgebiets der Eider entwässern in den Nord-Ostsee-Kanal. Bis 2008 gehörte auch die seeartig erweiterte Obereider zwischen Nord-Ostsee-Kanal und Rendsburg zum Kanal.<ref>BGBl. I/11 vom 31. März 2008, Seite 449</ref>
 
Der Kanal entwässert insgesamt ein Gebiet von 1580&nbsp;km², wovon 250&nbsp;km² durch Schöpfwerke künstlich entwässert werden. Dabei fließen zwischen 4&nbsp;m³/s und 190&nbsp;m³/s in den Kanal, im Schnitt sind es 20&nbsp;m³/s. Das Wasser fließt vor allem bei Brunsbüttel in die Elbe.
 
Im Unterschied zu flacheren Binnenkanälen sind im Nord-Ostsee-Kanal nur die Uferbereiche zwischen einem Meter über und bis zu zwei Metern unter dem Wasserspiegel zum Schutz befestigt. Hier liegen 15 bis 50&nbsp;Kilogramm schwere Steine auf einer 30 bis 50&nbsp;Zentimeter dicken Kiesschicht. Bei weichen Untergründen wie Torf oder Klei liegen diese auf einer Buschmatte, um das Gewicht optimal zu verteilen. Um den Kanal schiffbar zu halten, werden jährlich 6,5&nbsp;Millionen&nbsp;m³ Nassschlick in Brunsbüttel ausgebaggert, im restlichen Kanal noch einmal 100.000&nbsp;m³ Erosionsmaterial. Der Einsatz der Baggerschiffe birgt dabei zum einen ein Kollisionsrisiko für den Schiffsverkehr, zum anderen scheint auch insbesondere der Einsatz von Saugbaggern die Ökologie des Kanals zu stören.
 
Acht Straßen und vier Eisenbahnstrecken überqueren den Nord-Ostsee-Kanal auf insgesamt zehn Brücken, dreizehn Fahrzeug- und eine Personenfähre ermöglichen den Transport auf die andere Seite, und bei Rendsburg existieren seit 1961 ein Kanaltunnel Straßen- und ein Fußgängertunnel. Bekannt ist die in Rendsburg befindliche Eisenbahnhochbrücke mit der darunter hängenden Schwebefähre. Alle Brücken haben die gleiche Durchfahrtshöhe von 42&nbsp;Metern für die Schifffahrt, weil der Kanal beim Bau für die Linienschiffe der Deutschlandklasse der kaiserlichen Marine ausgelegt wurde.
 
[[Datei:Karte Nord-Ostsee-Kanals MKL1888.png|miniatur|Historische Karte des Nord-Ostsee-Kanals]]
[[Datei:Schleswig-Holstein 2010.png|miniatur||Lage des Kanals in Schleswig-Holstein]]
[[Datei:Levensauer Hochbrücke (um 1900).jpg|miniatur|[[Levensauer Hochbrücke]] (um&nbsp;1900)]]
[[Datei:Wd b179.JPG|miniatur|Ehemalige Drehbrücke in Rendsburg (1895)]]
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F010623-0027, Rendsburg, Eisenbahn-Hochbrücke Nord-Ostsee-Kanal.jpg|miniatur|Eisenbahnhochbrücke bei Rendsburg mit Tankmotorschiff „Caapemaa“, Juni&nbsp;1961]]
[[Datei:NOK Hochbrücke.JPG|miniatur|Blick von der Rendsburger Eisenbahnhochbrücke mit [[Großherzogin Elisabeth]] (Mitte), Mai&nbsp;2012]]
[[Datei:Nord-Ostsee-Kanal_Kiel-Holtenau.JPG|thumb|Luftaufnahme der Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau]]
[[Datei:nordostseekanalholtenau panorama.jpg|miniatur|Blick von der Hochbrücke in Kiel in Richtung Förde]]
[[Datei:KielCanalNorthSeaLocks.jpg|miniatur|Schleusen in [[Brunsbüttel]]]]
[[Datei:KielCanalView.jpg|miniatur|Blick aus dem Kreuzfahrtschiff [[Norwegian Dream]]]]
[[Datei:Hochdonn, Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal NIK 0273.JPG|miniatur|Kanal[[fähre]] in [[Hochdonn]]]]<br />
[[Datei:Containerschiff Holtenau.jpg|miniatur|links|Holtenauer Hochbrücken mit [[Containerschiff]]]]
[[Datei:Schleusen.jpg|miniatur|mitte|Schleusen in [[Kiel-Holtenau]]]]
 
=== Abmessungen des Kanals ===
{| class="wikitable"
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Länge
| align="left" | 98,26 km
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Breite im Wasserspiegel
| align="left" | 162 m (teilweise noch 102,5 m)
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Breite in der Sohle
| align="left" | 90 m (teilweise noch 44 m)
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Wassertiefe
| align="left" | 11 m
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Höhe der Brücken über Wasserlinie
| align="left" | 42 m
|}
 
Maximal erlaubte Schiffsabmessungen siehe Abschnitt [[#|Verkehrsvorschriften]].


=== Schleusen ===
=== Schleusen ===
Die Schleusen an beiden Enden des Kanals, sowohl in Brunsbüttel als auch in Kiel-Holtenau, haben jeweils zwei kleine Schleusenkammern (Alte oder Kleine Schleuse) und zwei große Schleusenkammern (Neue oder Große Schleuse). Aufgrund des mittlerweile hohen Alters der Schleusen ist zumindest für Brunsbüttel der Neubau einer fünften Schleusenkammer geplant.<ref name="wsabonn-portalnok" />
[[Datei:Schleusen.jpg|mini|250px|Die Schleusen in [[Holtenau]]]]
 
Die Schleusen an beiden Enden des Kanals, sowohl in Brunsbüttel als auch in Kiel-Holtenau, haben jeweils zwei kleine Schleusenkammern (Alte oder Kleine Schleuse) und zwei große Schleusenkammern (Neue oder Große Schleuse).
Nach wiederholt vorkommenden kurzfristigen Sperrungen von einzelnen Schleusenkammern wegen immer wieder erforderlicher Reparaturarbeiten an den Schleusenanlagen<ref name="ndr-nok167" /> mussten in Brunsbüttel am 6.&nbsp;März 2013 beide Kammern der Großen Schleuse für acht Tage gesperrt werden, um ein defektes Schleusentor gegen ein repariertes zu tauschen.<ref name="ndr-nok171" /> Auch bei der Kleinen Schleuse war nur eine Kammer betriebsbereit. Während dieser Arbeiten war der Kanal für Schiffe über 125&nbsp;m Länge nicht befahrbar.<ref>''Katastrophe für den Schiffsverkehr''. In: ''[[Täglicher Hafenbericht]]'' vom 8. März 2013, S. 1–3</ref><ref>''Defekte Schleusen legen NOK für Großschiffe lahm''. In: ''[[Hansa (Zeitschrift)|Hansa]]'', Heft 4/2013, S.&nbsp;62, Schiffahrts-Verlag Hansa, Hamburg 2013, {{ISSN|0017-7504}}</ref> Diese Schiffe mussten während der Sperrung den Umweg (etwa 250 Seemeilen mehr) um das [[Skagerrak]] nehmen.<ref name="ndr-nok161" />
Laut Branchenangaben habe dies Mehrkosten von 70.000 Euro pro Schiff verursacht.<ref name="handelsblatt-2013-77-7">{{Literatur | Autor= | Titel=Nadelöhr Nord-Ostsee-Kanal | Sammelwerk= [[Handelsblatt]] | Band= | Nummer=77 | Jahr= 2013 | Monat=4 | Tag=22 | Seiten=7 | Online= | ISSN=0017-7296 }}</ref> Bis zum 14.&nbsp;März 2013 kam die Notreparatur der südlichen Kammer der Großen Schleuse so weit voran, dass sie wieder genutzt werden und die Längenbeschränkung aufgehoben werden konnte.<ref name="ndr-nok177" />
Stand 14. März 2013 waren zwei von vier Schleusenkammern gesperrt, die Reparaturarbeiten dauerten an.<ref>NOK Newsletter Nr. 222 vom 14. März 2013, [[Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel]]</ref>
 
Im Jahr 2013 wurden die Bundesmittel für den Kanal von 60 auf 11 Millionen Euro zurückgefahren.<ref name="sz-2013-03-07">Charlotte Frank: [http://www.sueddeutsche.de/auto/marode-schleusen-schotten-dicht-am-nordostseekanal-1.1618755 ''Schotten dicht am Nord-Ostsee-Kanal'']. Meldung auf [[sueddeutsche.de]] vom 7. März 2013, abgerufen am 12. März 2013</ref>
 
Die folgende Tabelle zeigt einige technische Daten der Schleusenkammern in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau.<ref name="wsabrunsb-pdf" />
 
{| class="wikitable"
! bgcolor="#ececec" |
! bgcolor="#ececec" | Kleine Doppelschleuse<br> Brunsbüttel und Holtenau
! bgcolor="#ececec" | Große Doppelschleuse<br> Brunsbüttel und Holtenau
! bgcolor="#ececec" | Neue Schleuse Brunsbüttel<br/>(5. Kammer)
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Inbetriebnahme
| align="left" | 1895
| 1914
| 2021<ref name="ndr-nok173" />
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Nutzlänge
| align="left" | 125 m
| 310 m
| 330 m <small>(geplant)</small>
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Nutzbreite
| align="left" | 22 m
| 42 m
| 42 m <small>(geplant)</small>
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" valign="top" | [[Drempeltiefe]]
| align="left" | in Brunsbüttel NN&nbsp;–10,2&nbsp;m<br />in Kiel-Holtenau NN&nbsp;–9,8&nbsp;m
| valign="top" | NN –14,0 m
| valign="top" | NN –14,0 m <small>(geplant)</small>
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" valign="top"| Tore
| align="left" valign="top"| Stemmtore<br />je Kammer 2 Ebb- und 2&nbsp;Fluttore
| align="left" valign="top"| je Kammer 3 Schiebetore; das Mitteltor (zugleich Reservetor)<br />ermöglicht in einer verkürzten Kammer eine schnellere Schleusung
| align="left" valign="top"| Schiebetore
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" valign="top"| Füllung
| align="left" valign="top" | durch 2 Seitenkanäle<br />mit je 12&nbsp;Stichkanälen
| align="left" valign="top" | in Brunsbüttel durch Torumläufe<br />in Holtenau durch 2&nbsp;Seitenkanäle mit je 29&nbsp;Stichkanälen
| ''noch unbekannt''
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Schleusungszeit
| align="left" | 30 Minuten
| align="left" | 45 Minuten
| ''noch unbekannt''
|}


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Vorgeschichte (bis 1886) ===
Bereits im späten 14. Jahrhundert war durch den ''Stecknitz-Kanal'' eine schiffbare Möglichkeit geschaffen worden, von der Trave in die Elbe und damit von der Ost- in die Nordsee zu gelangen. Etwa 100 Jahre später wurde ein später wieder stillgelegter und in Teilen zugeschütteter Kanal zwischen dem Trave-Nebenfluss ''Beste'' und der ''Alster'' gebaut.
Erste Pläne für einen Kanal quer durch das heutige Schleswig-Holstein reichen wahrscheinlich bis in das 7.&nbsp;Jahrhundert zurück. Von der damals blühenden Handelsstadt Haithabu an der Schlei waren zwischen der Ostsee und der Nordsee nur 16&nbsp;km Landweg zu überbrücken, denn die hier fließende Treene mündet über die Eider in die Nordsee. Die Waren und auch die leichten Schiffe der Wikinger wurden über diese Landbrücke von Ochsen getragen bzw. gezogen.
 
Durch die spätere Verlagerung des Handels in Schleswig-Holstein nach Lübeck wurde dieser Plan jedoch obsolet.
Es entstanden der Stecknitz- und der Alster-Beste-Kanal, die jedoch nicht für Seeschiffe bestimmt waren.
 
Der direkte Vorläufer des Nord-Ostsee-Kanals war der [[Eiderkanal]], den der dänische König [[Christian VII. (Dänemark und Norwegen)|Christian&nbsp;VII.]] von 1777 bis 1784 errichten ließ. Er begann in Kiel und mündete bei Rendsburg in die Eider, die bei Tönning die Nordsee erreicht. Jedoch dauerte eine Fahrt durch Kanal und Eider noch drei bis vier Tage.
 
Eine ausführliche Abwägung möglicher Streckenführungen samt einer Hochrechnung der Kosten und des Nutzens eines Kanalbaus bot das 1863 im Verlag der Buchhandlung Heiberg in Schleswig anonym erschienene Buch ''Durchstich der Holsteinischen Landenge zwischen Ostsee und Nordsee''. Den Anstoß dafür gab die „Projectirung einer Canalanlage durch Holstein von der Elbmündung … bis zur Ostsee“, die das ''Königlich-Dänische Ministerium für die Herzogtümer Holstein und Lauenburg'' 1862 in Auftrag gegeben hatte.<ref>''Durchstich der Holsteinischen Landenge zwischen Ostsee und Nordsee'', Schleswig 1863, S. 39.</ref> 1864, zu Beginn des [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieges]], erteilte der preußische Kanzler Otto von Bismarck den Auftrag, Ermittlungen über eine Verbindung zwischen Nord- und Ostsee anzustellen, „welche alle Kriegs- Handels- und Dampfschiffe gut passieren können“. Der deutschen Flotte sollte die Möglichkeit gegeben werden, „jederzeit von der Ostsee in die Nordsee zu gelangen, ohne unter dänischen Kanonen passieren zu müssen“. Damit wurde der zunächst vorrangig militärisch-strategische Charakter des Kanalprojekts deutlich angesprochen. Die Generäle Moltke und Albrecht von Roon sprachen sich allerdings gegen das von Bismarck forcierte Kanalprojekt aus. Generalstabschef [[Helmuth Karl Bernhard von Moltke]] verfasste sogar ein Pamphlet: „Rede gegen den Kanalbau“.
 
1873 schien das Kanalprojekt gescheitert. Aber Bismarck fand Verbündete. 1878 legten der Hamburger Reeder Hermann Dahlström, auch „Kanalström“ genannt, und der Wasserbauinspektor Fritz Boden einen Plan für einen Kanal vor, der weitgehend entlang der heutigen Streckenführung von Kiel-Holtenau nach Brunsbüttel führen sollte. Bismarck gelang es in der Folge, Kaiser Wilhelm&nbsp;I. für den Kanalbau zu gewinnen. 1883&nbsp;erließ der Kaiser den Auftrag, Beratungen über einen Bau des Kanals anzustellen, und zwar ausdrücklich „mit den für die Flotte notwendigen Ausmaßen“. Die Brüder [[Georg Franzius]] und [[Ludwig Franzius]] sollten klären, ob der Kanal besser in die [[Kieler Förde]] oder in die Eckernförder Bucht münden sollte. Nach ihrem Votum wurde trotz erheblicher Mehrkosten 1887 die Kieler Lösung beschlossen.
 
=== Bau und erste Erweiterung (1886–1914) ===
1886 billigte der Reichstag ein Gesetz zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals und am 3.&nbsp;Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm&nbsp;I. in Kiel-Holtenau; leitender Ingenieur war [[Otto Baensch]]. Bis zu 8900 Arbeiter bewegten circa 80&nbsp;Mio.&nbsp;m³ Erdreich. Der Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe 67&nbsp;m breit und 9&nbsp;m tief.
 
Am 21. Juni 1895 konnte nach acht Jahren Bauzeit Kaiser Wilhelm&nbsp;II. den nach seinem Großvater „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ benannten neuen Wasserweg eröffnen. Die Zeremonie wurde von dem Briten Birt Acres mit einer Filmkamera aufgenommen; sein Film ''[[Opening of the Kiel Canal]]'' gilt als die älteste Filmaufnahme Deutschlands.<ref>Uli Jung, Martin Loiperdinger (Hrsg.): ''Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland''. Band 1: Kaiserreich (1895–1918). Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-030031-2, S.&nbsp;68.</ref>
 
Der regelmäßige Betrieb wurde am 1. Juli 1895 aufgenommen.<ref>''Brockhaus’ Konversationslexikon'', Band 10, F.A. Brockhaus, Leipzig 1908, S. 31.</ref> Sein Bau kostete 156&nbsp;Mio.&nbsp;Goldmark. Damit überschritt der Bau, ungewöhnlich für ein Projekt dieser Größenordnung, nicht die veranschlagten Kosten. Die&nbsp;1902 von Wilhelm&nbsp;II. eingeführte Schaumweinsteuer diente auch zur Finanzierung des Kanals. Der Kanal stand im Eigentum des Reiches, war somit die erste Reichswasserstraße und wurde vom ''Kaiserlichen Kanalamt / Reichskanalamt'' in Kiel verwaltet.
 
1898 / 1900 begann Deutschland, seine Flotte erheblich zu vergrößern und zu modernisieren (vgl. Tirpitz-Plan), Flottengesetze, [[Deutsch-Britisches Flottenwettrüsten]]).
Einige nach 1900 gebaute Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine konnten den Kanal wegen ihrer Größe nicht durchfahren. Von&nbsp;1907 bis 1914 wurde der Kanal das erste Mal ausgebaut. Die Breite wurde auf 102&nbsp;m erhöht und die Tiefe auf 11&nbsp;m. Außerdem wurden in Kiel und in Brunsbüttel je zwei neue Schleusen gebaut. Diese sind mit 310&nbsp;m Länge und 42&nbsp;m Breite deutlich größer als die alten Schleusen mit 125&nbsp;m Länge und 22&nbsp;m Breite. Der Ausbau kostete 242&nbsp;Mio.&nbsp;Goldmark und war damit deutlich teurer als der gesamte Kanalbau vor&nbsp;1895.
 
== Aktuelle Ausbauplanungen ==
Die im Jahre 2008 eingerichtete Planungsgruppe für den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals projektiert und begleitet folgende Maßnahmen:
=== Ausbau Oststrecke ===
Der Bereich der Oststrecke zwischen den Weichen Königsförde und dem Binnenhafen Holtenau hat sich zu einem Flaschenhals entwickelt<ref>[http://www.portalnok.de/Projekte/ausbau_nok/ausbau_oststrecke_nok/index.html Ausbauplanung Oststrecke].</ref> und soll deshalb ausgebaut werden. Durch Ausbau der Kanalböschung auf ca. 11&nbsp;km soll der Kanal auf eine Mindestsohlbreite von 70&nbsp;m verbreitert und die Kurven abgeflacht werden.


=== Vertiefung einschließlich Kurven- und Weichenoptimierungen ===
Seit dem 16. Jahrhundert hatte es eine Reihe von weiteren Plänen gegeben, die Nord- und die Ostsee durch eine künstliche Wasserstraße zu verbinden. Mit dem 1784 eröffneten [[Eiderkanal|Schleswig-Holsteinischen Kanal]] war schließlich eine 34&nbsp;km lange Verbindung zwischen Holtenau und der Eider bei Rendsburg gebaut worden, die nach gut 100 Jahren den Anforderungen allerdings in keiner Weise mehr genügte.
Für die stetig größer werdenden Schiffe und die Zunahme der Kanalpassagen stellt der bisherige Ausbau des NOK einen zunehmenden Engpass dar.<ref>[http://www.portalnok.de/Projekte/ausbau_nok/vertiefung_nok/index.html Vertiefung NOK]</ref> Gemeinsam mit einer Optimierung von Kurven und Ausweichstellen ist daher eine Vertiefung des NOK auf gesamter Länge geplant. Wegen der Tunnel in Rendsburg (siehe [[#Brücken, Tunnel, Fähren und Hochspannungsleitungen|unten]])
ist eine Vertiefung um mehr als 1,5&nbsp;m nicht möglich. <!--- Kanaltunnel Rendsburg wurde 1957 - 1962 gebaut; damals rechnete keiner mit so großen/tiefen Schiffen --->


=== Neubau Levensauer Hochbrücke ===
Der Hamburger Reeder ''Heinrich Dahlström'' legte 1878 eine Denkschrift für eine Wasserstraße vor, die eine private Finanzierung vorsah. 1880 wurde er beauftragt, eine Trassenführung zu planen, die von der Elbmündung in die Kieler Förde führte. Am [[16. März]] [[1886]] erklärte der Reichstag mit dem ''Gesetz betreffend die Herstellung des Nord-Ostsee-Kanals'' das Projekt zur Reichssache.
Ein Neubau der [[Levensauer Hochbrücke]] ist zurzeit in Planung.<ref>[http://www.portalnok.de/Projekte/ausbau_nok/neubau_levensau/index.html Neubau Levensauer Hochbrücke]</ref> Die Alternative zu einem komplett neuen Brückenbauwerk zwischen den vorhandenen Brücken Levensau alt und [[Bundesstraße 76|B&nbsp;76]] ist ein Ersatzneubau in der vorhandenen Trasse. Über die Alternativen ist noch nicht entschieden.


=== Instandsetzung Rendsburger Straßentunnel ===
Am [[3. Juni]] [[1887]] erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser [[Wilhelm I.]] in Kiel-Holtenau; leitender Ingenieur war Otto Baensch. Bis zu 8900 Arbeiter bewegten circa 80&nbsp;Mio.&nbsp;m³ Erdreich. Der Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe an der Oberfläche 66,7&nbsp;m, an der Sohle 22&nbsp;m breit und 9&nbsp;m tief.
Über den Planungsstand der Instandsetzung des Rendsburger Straßentunnels ist zurzeit (Stand Dezember 2012) keine Information verfügbar.<ref>[http://www.portalnok.de/Projekte/kanaltunnel_rendsburg/index.html Instandsetzung des Kanaltunnel Rendsburg]</ref>
Am [[21. Juni]] [[1895]] konnte Kaiser Wilhelm II. nach acht Jahren Bauzeit den nach seinem Großvater „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ benannten neuen Wasserweg eröffnen.


== Initiative Kiel-Canal ==
Bereits in den Jahren 1907 bis 1914 war eine erste Kanalerweiterung notwendig:
Der schleppende Fortgang der Modernisierung des NOK hat zur Gründung des Vereins „Initiative Kiel-Canal e.V.“ in Kiel geführt. Die hierin zusammengeschlossenen Unternehmen der maritimen Wirtschaft und nautischen Institutionen bemängeln u.a., dass nach Ankündigungen seitens der Politik kaum Taten folgen, und wollen auf diese Missstände aufmerksam machen.<ref>Frank Binder: ''„Initiative Kiel-Canal“''. In: ''[[Täglicher Hafenbericht]]'' vom 13. Dezember 2012, S.&nbsp;2.</ref>
* Der Kanal wurde um 2&nbsp;m vertieft, die obere Breite von 66,7&nbsp;m auf 102,5&nbsp;m verbreitert und die Sohlenbreite von 22&nbsp;m auf 44&nbsp;m verdoppelt.
* Im Zuge der Verbreiterung werden die Kurvenradien vergrößert. So wird die Kanalkurve zwischen Holtenau und Knoop begradigt.
* In Kiel und Brunsbüttel werden die bisherigen Schleusenkammern von 125&nbsp;m x 22&nbsp;m um je zwei weitere Kammern von 310&nbsp;m x 42&nbsp;m ergänzt.
* Der Kanal erhält die fünf "klassischen" Hochbrücken in Holtenau (Straße), Levensau (Straße/Eisenbahn), Rendsburg (Eisenbahn), Grünental (Straße) und Hochdonn (Eisenbahn).


== Nutzungsregime und Ausbau ==
Der Grund für die Erweiterung war nicht allein das gewachsene Verkehrsaufkommen, sondern auch die marinestrategische Bedeutung der Wasserstraße: Der Kanal diente der schnellen Verbindung zwischen den Marinebasen in Kiel und Wilhelmshaven. Ab 1906 baute England Schlachtschiffe von Dreadnought-Typ, die deutlich länger und breiter waren, als die bis dahin üblichen Linienschiffe. Deutschland hielt mit seinen Großlinienschiffen dagegen und musste den Kanal für diese Schiffe nutzbar machen.
Der Versailler Vertrag internationalisierte den Kanal 1919. 1923 kam es in Bezug auf eine dieser Regelungen zu einem Rechtsstreit vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof, der als Wimbledon-Fall bekannt wurde. Mit Erklärung vom 14.&nbsp;November 1936 erklärte die deutsche Reichsregierung den durch den Versailler Vertrag begründeten internationalisierten Rechtszustand für beendet; von den betroffenen Staaten protestierten hiergegen lediglich Frankreich und die Tschechoslowakei.


1948 wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal in ''Nord-Ostsee-Kanal'' umbenannt, wie er schon in der Planungs- und Bauphase bezeichnet wurde; im internationalen Verkehr heißt er jedoch weiterhin „Kiel&nbsp;Canal“. Seit 1965 wird der Kanal zum zweiten Mal erweitert. Zum Schutz der Böschung wird die Breite bis zum Kanalkilometer&nbsp;87 auf 162&nbsp;Meter erweitert. Dies ist bis heute nicht abgeschlossen; die Gesamtkosten werden auf 485&nbsp;Mio.&nbsp;Euro geschätzt. Zurzeit führt die [[Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord]] in Kiel das Planfeststellungsverfahren für die Anpassung der Oststrecke des Nord-Ostsee-Kanals durch.<ref>{{Literatur | Herausgeber=Deutscher Bundestag | Titel=Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr 2011 | TitelErg=Unterrichtung durch die Bundesregierung | Reihe=Drucksache | Nummer=17/12230 | Verlag=Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH | Ort=Köln | Jahr=2013 | Monat=Januar | Tag=25 | Seiten=285 | ISSN=0722-8333 | Online=[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/122/1712230.pdf PDF] | Zugriff=2013-02-14 | Typ=PDF}}</ref> Am&nbsp;7.&nbsp;Oktober 2006 wurde das neue elektronische Verkehrslenkungssystem, in das 13,5&nbsp;Mio. Euro investiert wurden, eingeweiht. Es hatte die Zentralisierung der Leitstelle in Brunsbüttel zur Folge.
[[1948]] wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal in ''Nord-Ostsee-Kanal'' umbenannt, wie er schon in der Planungs- und Bauphase bezeichnet wurde; im internationalen Verkehr heißt er jedoch weiterhin „Kiel&nbsp;Canal“. Von 1965 bis 2000 wurde der Kanal zum zweiten Mal erweitert. Zum Schutz der Böschung wuchs die Breite an der Oberfläche von der Schleuse Brunsbüttelkoog bis zum Kanalkilometer&nbsp;80 (Weiche Königsförde) auf 162&nbsp;Meter. Auf der so genannten Oststrecke von dort bis zur Schleuse Holtenau von  beließ man es zunächst beim Kanalquerschnitt von 1914, weil die Böschung dort hinreichend standfest war.


== Verkehr ==
Dadurch fehlen dort Ausweichmöglichkeiten, so dass die Oststrecke zum Engpass geworden ist. Der Ausbau auf die Breite von 167&nbsp;m soll dort ab 2020 erfolgen.  
Nachdem die Zahl der Schiffe mit etwa 35.000 im Jahr 1999 einen Tiefstand erreicht hatte, stieg sie, den Trends im internationalen Schiffsverkehr folgend, kontinuierlich bis 2008. 2004&nbsp;passierten ca. 41.000&nbsp;Schiffe mit ungefähr 80&nbsp;Mio.&nbsp;[[Tonne (Einheit)|t]] Ladung den Kanal, 2006 waren es etwa 43.000&nbsp;Fahrzeuge. Ein Großteil davon ist Feederverkehr, der aus dem Ostseeraum kommend die Häfen in der südlichen Nordsee oder Hamburg anläuft, wo ihre Ladungen zu Transozean-Passagen zusammengestellt werden. Das nach den Abmessungen bis dahin größte den Kanal passierende Schiff war im Oktober 2009 die ''Ever Leader'' mit 225&nbsp;m Länge, 32,26&nbsp;m Breite und 7,3&nbsp;m Tiefgang.<ref>''Größtes Schiff im NOK''. In: [[Täglicher Hafenbericht]] vom 22. Oktober 2009, S. 3.</ref> Dieser Rekord wurde 2012 vom Massengutfrachter „Aeolian Vision“ mit einer Länge von 229&nbsp;m, einer Breite von 32,24&nbsp;m und einem Tiefgang von 7,20&nbsp;m bei einer BRZ von 43.767 übertroffen.<ref name="ndr-nok165" /><ref name="noki-de" />


Im Jahr 2011 durchfuhren den Kanal 33.522 Schiffe mit einer Gesamt-Bruttoraumzahl (BRZ) von 154,5&nbsp;Mio. Die gesamte transportierte Gütermenge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 16,9 % und betrug 98.036.571&nbsp;t. Dies zeigt, dass die Größe der Schiffe und die Menge ihrer Ladung steigen, nicht aber die Anzahl der Schiffe.<ref>''NOK: Mehr Ladung und größere Schiffe''. In: [[Täglicher Hafenbericht]] vom 23. Januar 2012, S. 3.</ref> Im Jahr 2012 passierten 34.879 Schiffe (+4 %) mit einer gesamten BRZ von 166.134.880 (+7,5 %) den Kanal, die transportierte Ladungsmenge lag bei gut 104&nbsp;Millionen&nbsp;t (+6 %).<ref>''Mehr Schiffe passierten Kanal 2012''. In: ''Hansa'', Heft 3/2013, S.&nbsp;7.</ref>
Bereits am 7. Oktober 2006 wurde das neue elektronische Verkehrslenkungssystem, in das 13,5&nbsp;Mio.&nbsp;Euro investiert wurden, eingeweiht. Es hatte die Zentralisierung der Leitstelle in Brunsbüttel zur Folge.


=== Verkehrsvorschriften ===
== Brücken, Fähren ==
[[Datei:Kielkanal.Lichtzeichen.wmt.jpg|miniatur|hochkant|Verkehrszeichenanlage am Nord-Ostsee-Kanal]]
Kanalquerungen sind grundsätzlich für den querenden Verkehr kostenlos. Das heißt zum Beispiel nicht nur, dass die Fähren gratis benutzt werden können, auch bei Eisenbahnstrecken wird der Unterhalt der Brücken vom Bund bezahlt.


Auf der Binnenwasserstraße Nord-Ostsee-Kanal gilt die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung. Da der Kanal von sehr vielen Schiffen der unterschiedlichsten Größenklassen befahren wird, gelten auf ihm sehr umfangreiche Verkehrsvorschriften.<ref name="Verkehrsvorschriften">[http://www.kiel-canal.org/pages/vorschriften/Verkehrsvorschriften-KIEL-CANAL.pdf kiel-canal.org] (PDF)</ref> Es gibt spezielle Regeln für das Begegnen und Überholen: In Abhängigkeit von Länge, Breite und Tiefgang werden die Schiffe in sechs Verkehrsgruppen unterteilt, deren Einteilung dem Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel obliegt.<ref>{{Internetquelle |hrsg=[[Wasser- und Schifffahrtsamt Brunsbüttel]] |url=http://www.wsa-brunsbuettel.wsv.de/info/Verkehrsgruppen/index.html |titel=Verkehrsgruppen auf dem NOK |zugriff=2011-07-29}}</ref> Eine Feststellung des Tiefgangs erfolgt durch das Schleusenpersonal, die Passage muss durch den Schiffsführer selbst angemeldet werden. Das Begegnen ist nur in den [[Ausweiche|Weichen]] für alle Schiffe zulässig; sonst richtet sich die Zulässigkeit einer Begegnung nach der Summe der Verkehrsgruppen. Die Höchstgeschwindigkeit für alle Schiffe liegt bei 15&nbsp;km/h (8,1&nbsp;kn), bei Schiffen mit mehr als 8,5&nbsp;m Tiefgang 12&nbsp;km/h (6,5&nbsp;kn). Eine Fahrt durch den Kanal dauert 7 bis 9&nbsp;Stunden.
Mittlerweile gibt es zehn Hochbrücken und 14 Fähren über den Kanal. Vier der Brücken und eine der Fähren befinden sich in oder bei Kiel.  
Die Regelung des Verkehrsablaufs auf dem Nord-Ostsee-Kanal wird als Verkehrslenkung bezeichnet.


{| class="wikitable"
* Doppelbrücke in Kiel-Holtenau: <br>Die Brücken führen die [[B 503]], die hier auch als innerstädtische Kieler Verkehrsverbindung dient, über den Kanal.<br>Die östliche Brücke wurde 1969 bis 1972 neben der dort bereits seit 1912 bestehenden [[Prinz-Heinrich-Brücke]] erbaut. Dadurch bekam die Bundesstraße dort für jede Richtungsfahrbahn eine Brücke, damit sie den steigenden Straßenverkehr in die nördlich des Kanals liegenden Stadtteile [[Holtenau]], [[Friedrichsort]], [[Pries]] und [[Schilksee]] bewältigen konnte. Dies war insbesondere für die [[Olympische Sommerspiele 1972|Segelolympiade 1972]] in Schilksee notwendig geworden. Daher wird sie auch als ''Olympiabrücke'' bezeichnet<br>Die westliche Brücke war ursprunglich eine Stahl-Fachwerk-Konstruktion, die ab 1909 durch [[Friedrich Voß]] gebaut worden war. Sie wurde in den Jahren 1992 bis 1995 durch eine Schwesterbrücke der Olympiabrücke ersetzt. Beim Abbruch der alten Brücke kam es am [[2. August]] [[1992]] zu einem Unfall, als ein Kran unter der Last eines 40&nbsp;m langen Fachwerk-Brückenteils abknickte, das 280&nbsp;t schwere Stahlteil herunterfiel und dabei einen weiteren Kran mitriss. Kräne und Brückenteile fielen auf die Uferstraße am Holtenauer Kanalufer. Trotz des spektakulären Unfalls und der vielen Zuschauer, die am Sonntagabend die Demontage des Mittelteils der Brücke beobachten wollten, entstand nur Sachschaden.<ref>Zwei Videos [https://www.youtube.com/watch?v=1j3n3EMN7Mw Video 1], (2:48 Minuten) und [https://www.youtube.com/watch?v=dRCd1uJV5Ig Video 2] (5:17 Minuten) zum Unfall beim Brückenabriss, bei YouTube, abgerufen am 7. Februar 2019</ref><br>Hauptartikel: [[Prinz-Heinrich-Brücke]]
|+ Maximale einzelne [[Schiffsgrößen und Wasserstraßen|Schiffsabmessungen]]
|- bgcolor="#ececec"
! Länge
! Breite
! Mastenhöhe<br />(über Wasserspiegel)
! Tiefgang
|-
| 235 m
| 32,5 m
| 40 m
| 9,5 m
|}


Ab einer Schiffslänge von 160 m reduziert sich der zulässige Tiefgang abhängig von Länge und Breite des Schiffs.
* Doppelbrücke bei Levensau:<br>Die Brücken führen die [[B 76]], die dort von Kiel nach Eckernförde führt, über den Kanal. <br>Die historische Levensauer Hochbrücke von 1893/94 bekam 1980/83 eine Nachbarbrücke. Anders als in Holtenau nimmt die Neubaubrücke beide Fahrtrichtungen der bis Gettorf autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße auf, während die Straße auf der alten Brücke, über die auch die Eisenbahnlinie nach Eckernförde und Flensburg führt, zur Kreisstraße herabgestuft wurde. <br>Die historische Brücke wurde bereits 1953/54 an die Erfordernisse des Verkehrs angepasst, indem die imposanten Brückenportale abgebrochen wurden, um die Straße zu verbreitern. Die Unterteile der ehemaligen Brückentürme dienen als Widerlager für den Fahrbahnträger und als Fledermaus-Überwinterungsquartier. <br>Im Zuge der Kanalverbreiterung wird die Brücke erneuert werden. Dafür muss auch das nördliche Widerlager beseitigt werden, um Platz für den Kanal zu schaffen. Das südliche soll, wenn auch ohne statische Bedeutung für die neue Brücke, als Fledermausquartier erhalten bleiben. <br>Hauptartikel: [[Levensauer Hochbrücke]]
Die Kombination aus L&nbsp;=&nbsp;235&nbsp;m und B&nbsp;=&nbsp;32,5&nbsp;m ist nur zulässig, wenn der Tiefgang 7,0&nbsp;m nicht überschreitet.<ref>[http://www.elwis.de/Schifffahrtsrecht/Seeschifffahrtsrecht/SeeSchStrO/Siebenter-Abschnitt/42/index.html Zulassung zum Befahren des Nord-Ostsee-Kanals (§&nbsp;42 Absatz&nbsp;1 Nummer&nbsp;1 und Absatz&nbsp;6 SeeSchStrO)]</ref>


==== Kanallotsen ====
* Personenfähre Holtenau:<br>Die kleinste Kanalfähre und gleichzeitig die einzige, die nur Fußgänger und Fahrräder transportiert, verbindet die Wik mit Holtenau. Die auf dieser Route seit dem Mai 1984 verkehrende ''Adler I'' darf maximal 49 Passagiere und 24 Fahrräder transportieren und wird wegen ihres kantigen Aufbaus von den Holtenauern liebevoll als "Schuhkarton" bezeichnet.<br>In Holtenau gab es nach dem Bau des Kanals zunächst eine Prahmdrehbrücke, um die vom Kanal unterbrochene Verkehrsverbindung in die [[Wik]] wieder herzustellen. Nach dem Bau der Prinz-Heinrich-Brücke erstritten sich die Bewohner Holtenaus, dass sie trotz der Brücke eine Fähre erhalten sollten, um nicht den Umweg über die Brückenrampen nehmen zu müssen. Dabei sollte es sich um ein "Fährboot aus Eichenholz mit einem 10-pferdigen Benzin-Motor und einer Beförderungskapazität von 25 Personen" handeln. Die Fähre war anfangs nur für die direkten Anwohner kostenlos, für andere aufgrund der existierenden Brückenverbindung kostenpflichtig. Diese Kostenpflicht entfiel 1977. Die Kosten trägt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.<br>Anfang [[1977]] wurde die Fähre ''Wik'' durch die neu gebaute Fähre ''Hubert'' ersetzt. Am Abend des [[28. Januar]] wurde diese bei einer Kollision mit einem Frachter versenkt, wobei ein Passagier ums Leben kam. Daraufhin versah die Wik die Verbindung erneut bis 1983. Nach der Ausmusterung der Wik setzte die Nordstrander, heute Sylter, Reederei Paulsen dort zunächst für einige Monate ihre ''Adler III'' ein. Diese wurde ab Mai 1984 durch die nach Vorgaben der Kieler Verkehrsplanung neu gebaute Adler I ersetzt.<ref>Kieler Nachrichten vom 15. Juni 2020 (Druckausgabe)</ref><ref>Mehr zur [http://www.apt-holtenau.de/holtenau-info/history/kanalfaehre.htm Geschichte der Fähre] bei apt-holtenau.de, abgerufen am 18. Juni 2020</ref><br>Die Stadt Kiel möchte die Fährverbindung gerne in eine künftige Premium-Veloroute 2 einbinden. Dem stehen allerdings das geringe Platzangebot für Fahrräder und der nicht mehr zeitgemäße Dieselantrieb entgegen. Der Vertrag mit dem Betreiber der Fähre läuft Ende 2024 aus. Die Stadtverwaltung hat daher in einem Letter of Intent (LOI) mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vereinbart, eine gemeinsame Planung für den anschließenden Betrieb unter den sich verändernden Anforderungen vorzunehmen.<ref>[https://ratsinfo.kiel.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=24030 Drucksache 0487/2020] zu TOP 12.15 der Ratsversammlung am 11. Juni 2020</ref><ref>[https://ratsinfo.kiel.de/bi/___tmp/tmp/45081036664658044/664658044/00762184/84-Anlagen/01/030620_Anlage_LOI_Entwurf_WSA.pdf Geschäftliche Mitteilung] des Letter of Intent in der Ratsversammlung am 11. Juni 2020</ref>
[[Datei:NOK.Lotsenstation.Rüsterbergen.wmt.jpg|miniatur|Lotsenstation Rüsterbergen in Kanalmitte (Kanal-Km&nbsp;55)]]


Fahrzeuge der Verkehrsgruppe 1 dürfen den Kanal als sogenannte Freifahrer passieren. Darunter fallen auch kleine Schiffseinheiten wie Segel- oder Motoryachten. Jedes größere Schiff, das den Nord-Ostsee-Kanal durchfährt, ist verpflichtet, einen Kanallotsen aufzunehmen. Fahrzeuge der Verkehrsgruppen 2 und 3 können als Freifahrer passieren, wenn der Schiffsführer eine entsprechende Prüfung abgelegt hat.<ref name="Verkehrsvorschriften" />
== Unfälle ==
Die Enge des Fahrwassers und die hohe Verkehrsbelastung führen immer wieder zu Unfällen. Schiffe, die nach Ruder- oder Steuerungsversagen in die Kanalböschung bzw. die Schleusentore fahren, Kollisionen von Schiffsaufbauten oder Deckslasten mit den Kanalbrücken und nicht zuletzt Schiffskollisionen haben regelmäßig kürzere oder längere Sperrungen zur Folge.


Die Kanallotsen werden in den Schleusen Holtenau bzw. Brunsbüttel aufgenommen und in der Kanalmitte an der Station Rüsterbergen gewechselt.
Einige Beispiele von Unfällen der letzten Jahre im Kieler Bereich:
* 20. Februar 2018: Das unter portugiesicher Flagge fahrende, 149&nbsp;m lange Containerschiff ''Akacia'' fährt aus Brunsbüttel kommend in das seeseitige Tor der Holtenauer Südschleuse. Es gab keinen Personenschaden.<br>Der Bug durchbrach das Tor und lag teilweise darauf auf. Das Schiff konnte freigeschleppt werden; für das Schleusentor stand ein Reservetor zur Verfügung. Das beschädigte Tor wurde bei der Kieler Werft [[German Naval Yards Kiel|German Naval Yards]] repariert; bis zum Abschluss der Reparatur im November 2022 stand aber kein Reservetor mehr zur Verfügung.
* 29. März 2022: Unter der Levensauer Hochbrücke stoßen die Frachter ''Bjoerkoe'' (Zypern, 107&nbsp;m) und ''Paivi'' (Zypern, 82&nbsp;m) frontal zusammen. Beide Schiffe werden am Bug schwer beschädigt. Drei Seeleute der Paivi werden leicht verletzt.<br>Die Schiffe wurden in den [[Scheerhafen]] bzw. den Kieler Binnenhafen geschleppt. Der Kanal war für drei Stunden gesperrt.
* 30. November 2022: Der Schwergutfrachter ''Meri'' (Finnland, 105&nbsp;m) rammt auf der Reise von Rostock nach Esbjerg nach dem Auslaufen aus der Holtenauer Schleuse mit seiner Deckslast, einem Hafenmobilkran, beide Holtenauer Hochbrücken.<br>Die aufwändige Reparatur der beiden Hohlkastenbrücken dauerte rund ein Jahr. Während dieser Zeit war der Straßenverkehr über die Brücken stark eingeschränkt und der Verkehr im Kanal immer wieder kurzfristig behindert.


==== Kanalsteurer ====
Weitere spektakuläre Kanalunfälle:
In Deutschland einmalig ist, dass auf dem Nord-Ostsee-Kanal zusätzlich zur Lotsenpflicht eine Pflicht zur Annahme von Steurern besteht, um Havarien zu vermeiden.
* 12. Dezember 1995: Der Containerfrachter ''Sabine D.'' (Deutschland, 89&nbsp;m) kollidiert bei Nübbel nach einem Ruderausfall mit dem entgegenkommenden Containerschiff ''Baltic Champ'' (Panama, 72&nbsp;m). Die Sabine D. kentert mit 90 Containern und blockiert den Kanal. Ihre 10 Besatzungsmitglieder kommen ins Krankenhaus.<br>Die Bergung von Schiff und Ladung dauerte über einen Monat. Sie zog tagsüber Schaulustige und in der Nacht Strandräuber an, die Shrimps aus einem geborgenen Kühlcontainer stahlen. Die Baltic Champ machte im Dezember 2014 unter dem Namen ''Sandy'' im Mittelmeer als führerloses Flüchtlingsschiff Schlagzeilen, das von der italienischen Küstenwache geborgen werden musste.
Überschreitet ein Schiff bei der Kanalpassage zwischen den in der folgenden Tabelle genannten Orten die angeführten Werte, muss es die folgende Anzahl Kanalsteurer annehmen:
* 8. Januar 2016: Die Rendsburger Schwebefähre stößt mit dem Frachter ''Evert Prahm'' (Deutschland, 78&nbsp;m) zusammen. Der Fährführer wird bei der Kollision schwer, ein Passagier leicht verletzt. Die Fähre wird völlig zerstört.<br>Der Neubau zog sich über mehrere Jahre hin. Er entspricht optisch der alten Schwebefähre von 1913, besitzt aber etliche technische Neuerungen und Verbesserungen. Der Betrieb wurde erst am 4. März 2022 wieder aufgenommen.  
 
{| class="wikitable"
! bgcolor="#ececec" align="left" |
| align="left" | zwischen [[Kiel-Holtenau]]<br />und Rüsterbergen
| align="left" | zwischen Rüsterbergen<br />und [[Brunsbüttel]]
| align="left" | zwischen [[Kiel-Holtenau]]<br />und [[Brunsbüttel]]
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Länge
| align="left" | 100,0 m / 115,0 m
| align="left" | 100,0 m / 120,0 m
| align="left" | 100,0 m / 120,0 m
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Breite
| align="left" | 15,5 m / 14,0 m
| align="left" | 16,5 m / 14,5 m
| align="left" | 19,0 m / 17,0 m
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Tiefgang
| align="left" | 6,1 m / 6,1 m
| align="left" | 6,1 m / 6,1 m
| align="left" | 7,0 m / 7,0 m
|-
! bgcolor="#ececec" align="left" | Kanalsteurer
| align="left" | ein Kanalsteurer
| align="left" | ein Kanalsteurer
| align="left" | zwei Kanalsteurer
|}
 
=== Verkehrslenkung ===
Seit Bestehen des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) wird dieser in eine sogenannte Ost- und eine Weststrecke aufgeteilt. Ungefähr in der Mitte des Kanals (früher ''Alte Lotsenstation bei Nübbel'', heute ''Lotsenstation Rüsterbergen'') wurden der beratende Seelotse und die zuständige Lenkung gewechselt. Der Funkrufname für die Oststrecke ist ''Kiel&nbsp;Canal&nbsp;3'', für die Weststrecke ''Kiel&nbsp;Canal&nbsp;2''.
Ursprünglich gab es sowohl in Kiel-Holtenau (VkZ&nbsp;NOK&nbsp;II) als auch in Brunsbüttel (VkZ&nbsp;NOK&nbsp;I) je eine Verkehrszentrale (VkZ), die für die jeweilige Kanalstrecke verantwortlich war.
Ende 2005 wurden die beiden Verkehrszentralen in Brunsbüttel (VkZ NOK) zusammengelegt. Am 7.&nbsp;Oktober 2006 wurde ein neues Verkehrssicherungssystem in Betrieb genommen. Das System basiert auf [[Automatic Identification System|AIS]] Class&nbsp;A. Durch dieses System wird nicht nur der Schiffsverkehr zentral gelenkt, sondern auch die Signalsetzung in den Ausweichen. Dadurch wurden die Weichenwärter überflüssig, das dadurch frei gewordene Personal wurde auf andere Dienstposten verteilt.


== Ökologie ==
== Ökologie ==
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Ähnliche Auswirkungen hatte der Bau auch auf andere vom Kanal durchtrennte Fließgewässer, etwa die Wilsterau, die zunehmend verschlickt, oder die Holstenau, die ungefähr parallel zum Kanal verläuft und durch ihn in drei Teile getrennt wurde. Auch die Gieselau wurde vom NOK durchtrennt.
Ähnliche Auswirkungen hatte der Bau auch auf andere vom Kanal durchtrennte Fließgewässer, etwa die Wilsterau, die zunehmend verschlickt, oder die Holstenau, die ungefähr parallel zum Kanal verläuft und durch ihn in drei Teile getrennt wurde. Auch die Gieselau wurde vom NOK durchtrennt.
Insgesamt besitzt der Kanal 27 Zuflüsse von Bächen und Flüssen, im Kieler Bereich die [[Levensau]] und mittelbar über den [[Eiderkanal|Alten Eiderkanal]] durch die Rathmannsdorfer Au von Norden. Von Süden her führen ihm die [[Ottendorfer Au]] und die [[Achterkampsau]] Wasser zu. Dieser Zufluss von Oberflächenwasser bedingt, dass die Schleusen vorwiegend mit Wasser aus dem Kanal befüllt werden, das dann in Nord- oder Ostsee entleert wird.
Der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels erfordert eine Erhöhung der Küstenbauwerke in der Nähe der Kanalmündungen sowie der Schleusenmauern und -tore. Bei den Schleusen in Brunsbüttel werden entsprechende Arbeiten bereits vorgenommen, bei den großen Schleusen in Kiel sind sie ab 2030 geplant. Man geht dabei von einem Anstieg der Ostsee um 50&nbsp;cm aus.<ref>Kieler Nachrichten vom 27. Sept. 2023 (Druckausgabe); [https://www.kn-online.de/schleswig-holstein/nord-ostsee-kanal-probleme-durch-steigende-meeresspiegel-IEC4YX43DBEDFKKL4LS3MPJJHE.html online] (Bezahlschranke), abgerufen am 3. Oktober 2023</ref>


== Touristik ==
== Touristik ==
[[Datei:Nok faehre von zug nicht nob.JPG|miniatur|Kanalquerungen sind seit seinem Bau kostenlos, hier eine Kanalfähre bei Hochdonn]]
Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den Schiffen. Das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite mit einer der zahlreichen Fähren ist kostenlos. Dies hatte bereits Kaiser Wilhelm in einer Anordnung verfügen lassen, um eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, da die künstliche Wasserstraße ältere Verkehrswege durchschneidet.
Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den Schiffen. Das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite mit einer der zahlreichen Fähren ist kostenlos. Dies hatte bereits Kaiser Wilhelm in einer Anordnung verfügen lassen, um eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, da die künstliche Wasserstraße ältere Verkehrswege durchschneidet.


Die Schleusenanlagen in Brunsbüttel und Kiel können, ebenso wie das dort jeweils befindliche [[Schleusenmuseum]], ganzjährig besichtigt werden.
Die Radwege am Nord-Ostsee-Kanal sind Teil der im Mai 2004 eröffneten ''Deutschen Fährstraße'', einer rund 250&nbsp;Kilometer langen Ferienstraße, die von Bremervörde an der Oste bis [[Kiel]] führt.


Die Radwege am Nord-Ostsee-Kanal sind Teil der im Mai 2004 eröffneten [[Deutschen Fährstraße]], einer rund 250&nbsp;Kilometer langen Ferienstraße, die von Bremervörde an der Oste bis [[Kiel]] führt.
== Bilder ==
 
In Hochdonn gibt es einen Campingplatz direkt am Kanal. Hier ist es möglich, in einer kleinen Sandbucht im Kanalwasser zu baden.<ref>[http://www.campingplatz-klein-westerland.de/ Campingplatz Hochdonn]</ref> An einigen Kanalfähren sind Stellplätze für [[Wohnmobil]]e vorhanden.
<Gallery>
<Gallery>
File:Hochdonn, Wohnmobilstellplätze an der Fähre NIK 0276.JPG|Wohnnmobilstellplatz in Hochdonn
Bau der Holtenauer Kanalschleusen (Kiel 45.048).jpg|Bau der Holtenauer Kanalschleusen im Jahr 1895
File:Burg, Wohnmobilstellplätze an der Fähre NIK 0317.JPG|Wohnmobilstellplatz in Burg
Datei:Kieler Schleusen.jpg|Blick auf die Schleusen und die [[Prinz-Heinrich-Brücke]], 1967
 
Datei:Karte Nord-Ostsee-Kanals MKL1888.png|Historische Karte des Nord-Ostsee-Kanals
Datei:Schleswig-Holstein 2010.png|Lage des Kanals in Schleswig-Holstein
Datei:Levensauer Hochbrücke (um 1900).jpg|[[Levensauer Hochbrücke]] (um&nbsp;1900)
Datei:Nord-Ostsee-Kanal_Kiel-Holtenau.JPG|Luftaufnahme der Schleusenanlagen des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel-Holtenau
Datei:nordostseekanalholtenau panorama.jpg|Blick von der Hochbrücke in Kiel in Richtung Förde
Datei:KielCanalView.jpg|Blick aus dem Kreuzfahrtschiff "Norwegian Dream"
Datei:Containerschiff Holtenau.jpg|[[Holtenau]]er Hochbrücken mit Containerschiff
</Gallery>
</Gallery>
Jeweils ein Rastplatz bei der Autobahnbrücke der A&nbsp;23 (nordwärts, vor dem Kanal) sowie zwischen den Anschlussstellen 8 und 9 der A&nbsp;7 ermöglicht einen Ausblick auf den Kanal.
In Rendsburg gibt es seit dem 2. Juni 1997 beim Restaurant „Brückenterrassen“ eine Schiffsbegrüßungsanlage. Dort wird jedes Schiff durch Dippen der Flagge und mit der jeweiligen Nationalhymne unter der Eisenbahnhochbrücke begrüßt.
== Brücken, Tunnel, Fähren und Hochspannungsleitungen ==
[[Datei:Rendsburgerhochbruecke.jpg|miniatur|[[Rendsburger Hochbrücke]] mit Schwebefähre]]
[[Datei:Bridge over Kiel Canal.JPG|miniatur|Die [[Rader Hochbrücke]] bei Rendsburg führt die [[Bundesautobahn 7|A&nbsp;7]] / [[Europastraße&nbsp;45]] über den Nord-Ostsee-Kanal]]
Kanalquerungen sind grundsätzlich für den querenden Verkehr kostenlos. Das heißt zum Beispiel nicht nur, dass die [[Fähre]]n gratis benutzt werden können, auch bei Eisenbahnstrecken wird der Unterhalt der Brücken vom Bund bezahlt. Im Einzelnen:
* Brücken über den Kanal
** Straßenhochbrücke Brunsbüttel, vierstreifige Kraftfahrstraße ohne Randstreifen (Bundesstraße&nbsp;5)
** Eisenbahnhochbrücke Hochdonn (Eisenbahnstrecke Elmshorn–Westerland)
** Hochbrücke Hohenhörn (Bundesautobahn 23)
** Eisenbahn- und Straßenhochbrücke Grünental (Bahnstrecke Neumünster–Heide und ehem. B&nbsp;204)
** Eisenbahnhochbrücke Rendsburg mit Schwebefähre (Eisenbahnstrecke Neumünster–Flensburg)
** Autobahnhochbrücke Rade (Bundesautobahn 7)
** [[Levensauer Hochbrücke]] ([[Bahnstrecke Kiel–Flensburg]])
** Straßenhochbrücke Levensau, vierstreifige Kraftfahrstraße mit Randstreifen ([[Bundesstraße&nbsp;76]])
** zwei Straßenhochbrücken in Holtenau, jeweils dreistreifig plus Rad- und Fußweg ([[Bundesstraße 503]])
* Tunnel unter dem Kanal
** Straßentunnel in Rendsburg, vierstreifige Kraftfahrstraße ohne Randstreifen Bundesstraße 77 und Bundesstraße 202
** Fußgängertunnel in Rendsburg
** der Öffentlichkeit nicht zugänglicher [[Versorgungstunnel Holtenau]]
* Fähren (kostenfrei)
** Brunsbüttel (Kanalkilometer 2,1)
** Ostermoor (km 4,3)
** Kudensee (km 7,4)
** Burg (km 14,8)
** Hochdonn (km 19,0)
** Hohenhörn (km 24,0)
** Fischerhütte (km 35,6)
** Oldenbüttel (km 41,1)
** Breiholz (km 50,0)
** Rendsburg (km 62,6) Schwebefähre
** Nobiskrug (km 65,3)
** Sehestedt (km 75,3)
** Landwehr (km 86,7)
** [[Holtenau]] (km 97,3) 25 Personen
* Hochspannungsleitungen
** bei Bornholt (km 27) (Masthöhe: 78 Meter)
** bei Rendsburg (km 64,9) (Masthöhe Nordufer: 80 Meter, Südufer: 88 Meter)
** an der Rader Hochbrücke (km 68,8) (4 Leitungen, Masthöhe bis 74 Meter)
** bei Großnordsee (km 83,3) (Masthöhe: 76 Meter)
== Internationaler Vergleich ==
Der NOK ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Seine Frachtmenge liegt jedoch deutlich unter der von Panama- und Sueskanal.
{| class="wikitable centered sortable" style="font-size:90%;"
! Kanal !!Länge<br />(km, aktuell)!! Inbetriebnahme<br />(Jahr) !! Schiffspassagen<br />(Anzahl, 2011) !! Gütertonnen<br />(Mio., 2011) !! Fracht pro Schiff<br />(Tonnen, 2011)!! class="unsortable" | Daten
|-
| Nord-Ostsee-Kanal
| style="text-align:center" | 98,6
| style="text-align:center" | 1895
| style="text-align:center" | 33.522
| style="text-align:center" | 98,0
| style="text-align:center" | 2.925
| style="text-align:center" |<ref>[http://www.kiel-canal.org/deutsch.htm kiel-canal.org]</ref>
|-
| [[Panamakanal]]
| style="text-align:center" | 81,6
| style="text-align:center" | 1914
| style="text-align:center" | 14.684
| style="text-align:center" | 225,9
| style="text-align:center" | 15.386
| style="text-align:center" |<ref name="panamakanal" />
|-
| [[Sueskanal]]
| style="text-align:center" | 193,3
| style="text-align:center" | 1869
| style="text-align:center" | 17.799
| style="text-align:center" | 691,8
| style="text-align:center" | 38.867
| style="text-align:center" |<ref>[http://www.suezcanal.gov.eg/TRstat.aspx?reportId=4 suezcanal.gov.eg]</ref>
|}
Anmerkungen: Ohne Sport- und Kleinfahrzeuge
Im Jahr 2012 betrug die transportierte Gesamtgütermenge gut 104 Millionen Tonnen bei 34.879 Schiffen, die den Nord-Ostsee-Kanal befuhren. Die Gesamt-Bruttoraumzahl betrug 2012 knapp 166,135&nbsp;Mio.&nbsp;BRZ. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren wurden bei einer Gesamt-BRZ von rund 103,5&nbsp;Mio. mit 38.500&nbsp;Schiffen nur 64,6&nbsp;Mio.&nbsp;Tonnen Ladung befördert. Das zeigt einen Trend zu größeren Schiffen, die den Kanal befahren.<ref>''NOK: Kaputte Schleusen – Rekord verfehlt''. In: ''[[Täglicher Hafenbericht]]'' vom 29.&nbsp;Januar 2013, S.&nbsp;4</ref>
== Siehe auch ==
* [[Eider]]
* ELWIS (Elektronisches WasserstraßenInformationsSystem)
* [[Opening of the Kiel Canal]] (Film über die Eröffnung des Kanals)
* Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung (SeeSchStrO)
== Literatur ==
<!-- Sortierung in chronologischer Reihenfolge -->
* {{Literatur | Autor= | Herausgeber=Kieler Committee für den Kanalbau | Titel=Denkschrift über den grossen Norddeutschen Kanal zwischen Brunsbüttler Koog an der Elbe und dem Kieler Hafen | Verlag=Verlag Schwers | Ort=Kiel | Jahr=1865 | Online=[http://www.digitalis.uni-koeln.de/Koog/koog_index.html Digitalisat]}}
* {{Literatur | Autor=Waldemar Jensen | Titel=Der Nord-Ostsee-Kanal. Eine Dokumentation zur 75-jährigen Wiederkehr der Eröffnung | Verlag=Wachholtz | Ort=Neumünster | Jahr=1970}}
* {{Literatur | Autor=Karl Ernst Kaminski | Titel=100 Jahre Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals. Von der Grundsteinlegung bis zur Neuzeit; 1887–1987 | Verlag=Möller | Ort=Rendsburg | Jahr=1987 | ISBN=3-87550-076-8}}
* {{Literatur | Herausgeber=[[Rainer Lagoni]] | Titel=Nord-Ostsee-Kanal 1895–1995 | TitelErg=Festschrift | Verlag=Wachholtz | Ort=Neumünster | Jahr=1995 | ISBN=3-529-05319-8}}
* {{Literatur | Autor=Gerd Peters | Titel=Der Nord-Ostsee-Kanal | TitelErg= | Verlag=Koehler | Ort=Hamburg | Jahr=1995 | ISBN=3-7822-0626-6}}
* {{Literatur | Autor=Walter Schulz | Titel=Der Nord-Ostsee-Kanal. Eine Fotochronik der Baugeschichte | Auflage=4. | Verlag=Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens | Ort=Heide | Jahr=1995 | ISBN=3-8042-0373-6}}
* {{Literatur | Autor=Georg-Wilhelm Keil | Herausgeber=Manfred Jessen-Klingenberg, Jörn Meiners | Titel=100 Jahre Nord-Ostsee-Kanal. Seeschiffahrt mit Zukunft | Sammelwerk=Mitteilungen des Canal-Vereins | Nummer=16/17 | Ort=Rendsburg | Jahr=1996 | Seiten=7–14}}
* {{Literatur | Autor=Gert Kaster | Herausgeber=Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein | Titel=Kulturlandschaft Nord-Ostsee-Kanal | Sammelwerk=DenkMal! | WerkErg=Zeitschrift für Denkmalpflege in Schleswig-Holstein | Nummer=10/2003 | Verlag=Buchverlag Boyens | Ort=Heide | Jahr=2003 | Monat= | Seiten=25–36 | ISSN=0946-4549}}
* {{Literatur | Autor=Sarah Höner | Titel=Der NOK-Ausbau sichert das zukünftige Wachstum | Sammelwerk=Schiff & Hafen | Nummer=6/2009 | Verlag=Seehafen-Verlag | Ort=Hamburg | Jahr=2009 | Seiten=18–19 | ISSN=0938-1643 | Kommentar=Interview mit Michael Hartmann}}


== Weblinks ==
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* {{Wikisource|Schifffahrt#Wasserwege|Verschiedene Gesetze und Texte zum Nord-Ostsee-Kanal}}
* [http://www.kiel-canal.org/ Offizielle Website]
* [http://www.kiel-canal.org/ Offizielle Website]
** [http://www.kiel-canal.org/deutsch.htm Kostenrechner]
* [http://www.pegelonline.wsv.de/gast/start www.pegelonline.wsv.de] (kostenlos)
* Kostenverordnungen
** [http://www.gesetze-im-internet.de/nokbefabgv/ Verordnung über die Befahrungsabgaben auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOKBefAbgV)]
** [http://www.gesetze-im-internet.de/kanalstto_2010/ Verordnung über die Entgelte der Kanalsteurer auf dem Nord-Ostsee-Kanal (Kanalsteurertarifverordnung)]
** [http://www.gesetze-im-internet.de/ltv/ Verordnung über die Tarifordnung für die Seelotsreviere (Lotstarifverordnung - LTV)] – Lotsabgaben und Lotsgelder
* [http://www.canal-verein.de/ Canal-Verein e.&nbsp;V.]
* {{Internetquelle | url=http://www.uni-kiel.de/ewf/geographie/forum/hintergr/sh1995/15_kanal.htm | titel=Kapitel XV: Der Nord-Ostsee-Kanal | autor= Nina Schliebitz | hrsg=[[Christian-Albrechts-Universität zu Kiel|CAU]] | datum=1996 | archiv-url=http://wayback.archive.org/web/20110318154607/http://www.uni-kiel.de/ewf/geographie/forum/hintergr/sh1995/15_kanal.htm | archiv-datum=2011-03-18 | zugriff=2013-03-14 }}
* Auf der Seite der [http://www.kiel-canal.de/ UNITED CANAL AGENCY] ist der Film [http://www.kiel-canal.de/flvplayer/flvplayer.swf ''Der Kiel-Kanal in 9 Minuten''] ([[Adobe Flash|Shockwave Flash]]; SWF-Datei; 29&nbsp;kB) zu finden, der in einer [[Zeitraffer]]dokumentation eine komplette Kanaldurchfahrt aus der Sicht von der Brücke eines Frachters zeigt
* [http://www.nord-ostsee-kanal-info.de/ Informationen zum Nord-Ostsee-Kanal] (inoffizielle, unkommerzielle Seite)


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references />
<ref name="elwis-klassi">{{Internetquelle | url=http://www.elwis.de/Binnenwasserstrassen/zuordnung_wastr_klassen.pdf | titel=Zuordnung der dem allgemeinen Verkehr dienenden Binnenwasserstraßen des Bundes zu den Wasserstraßenklassen | hrsg=[[Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes]] | seiten=8 | datum=Mai 2004 | archiv-url=http://wayback.archive.org/web/20070927190145/http://www.elwis.de/Binnenwasserstrassen/zuordnung_wastr_klassen.pdf | archiv-datum=2007-09-27 | zugriff=2013-04-07 | format=PDF; 73&nbsp;kB }}</ref>
<ref name="wsabrunsb-pdf">{{Internetquelle | url=http://www.wsa-brunsbuettel.wsv.de/aktuelles/projekte/pdf/5.Schleusenkammer_Infoblatt_DIN_A4_2012_04_02.pdf | titel=Neubau 5. Schleusenkammer Brunsbüttel | hrsg=[[Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes]] | datum=2012-09-27 | zugriff=2013-03-13 | format=PDF, 2.766&nbsp;kB }}</ref>
<ref name="wsabonn-portalnok">{{Internetquelle | url=http://www.portalnok.de/Projekte/Schleuse_Brunsbuettel/index.html/ | titel=Neubau der 5. Schleusenkammer und Grundinstandsetzung der "Großen Schleuse" in Brunsbüttel | hrsg=[[Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes]] | werk=Portal Nord-Ostsee-Kanal | datum=2010-12-22 | zugriff=2013-03-13 }}</ref>
<ref name="ndr-nok161">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok161.html | titel=Kanal-Skandal: Ortstermin mit Ramsauer | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-08 | zugriff=2013-03-13 }}</ref>
<ref name="ndr-nok165">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok165.html | titel=Warum ist der Nord-Ostsee-Kanal so wichtig? | autor=Matthias Friedrichsen | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-07 | zugriff=2013-03-14 }}</ref>
<ref name="ndr-nok177">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok177.html | titel=Nord-Ostsee-Kanal ist ab sofort wieder frei | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-14 | zugriff=2013-03-14 }}</ref>
<ref name="ndr-nok171">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok171.html | titel=NOK: "Schleusen-Bingo" bei Schnee und Eis | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-11 | zugriff=2013-03-14 | zitat=Damit in zwei Wochen zumindest eine der beiden großen Kammern wieder zur Verfügung steht, soll aus den beiden defekten Schleusenkammern eine funktionsfähige entstehen. Dafür sollen mehrere Schleusentore gegeneinander ausgetauscht werden. }}</ref>
<ref name="ndr-nok167">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok167.html | titel="Nord-Ostsee-Skandal" erhitzt die Gemüter | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-07 | zugriff=2013-03-14 | zitat=Seit Monaten hat die marode Technik im Nord-Ostsee-Kanal der Schifffahrt zu schaffen gemacht. Jahrelang wurde nicht investiert. }}</ref>
<ref name="panamakanal">{{Internetquelle | url=https://www.pancanal.com/eng/op/transit-stats/2012-Table01.pdf | titel=PANAMA CANAL TRAFFIC -- FISCAL YEARS 2010 THROUGH 2012 | hrsg=[[Panama Canal Authority]] | datum=2013-03-25 | zugriff=2013-04-07 | sprache=en | format=PDF; 156 KB }}</ref>
<ref name="noki-de">{{Internetquelle | url=http://www.nord-ostsee-kanal-info.de/ | titel=Das größte Schiff im Kanal 2012 | hrsg=nord-ostsee-kanal-info.de | zugriff=2013-04-07 }}</ref>
<ref name="ndr-nok173">{{Internetquelle | url=http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/nok173.html | titel=Bau der Kanal-Schleuse wird vermutlich teurer | hrsg=[[NDR]] | werk=[[NDR 1 Welle Nord]] | datum=2013-03-13 | zugriff=2013-03-14 | zitat=wenn der Bauvertrag bis zum Frühjahr 2014 besiegelt wird, würden die Arbeiten voraussichtlich bis 2021 dauern }}</ref>
</references>
 
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Aktuelle Version vom 3. Oktober 2023, 15:40 Uhr

Nord-Ostsee-Kanal von der Prinz-Heinrich-Brücke in Richtung Westen fotografiert. 2020.

Der Nord-Ostsee-Kanal (NOK; internationale Bezeichnung Kiel Canal, bis 1948 in Deutschland Kaiser-Wilhelm-Kanal) verbindet die Nordsee / Elbmündung mit der Ostsee (Kieler Förde). Diese Bundeswasserstraße[1] ist nach Anzahl der Schiffe die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. 2012 passierten sie 34.690 Schiffe.[2]

Der Kanal durchquert auf knapp 100 km das Bundesland Schleswig-Holstein von Brunsbüttel bis Kiel-Holtenau und erspart den etwa 900 km längeren Weg um die Nordspitze Dänemarks durch Skagerrak und Kattegat.

Die erste Verbindung zwischen Nord- und Ostsee für seegängige Schiffe war der 1784 in Betrieb genommene und 1853 in Eiderkanal umbenannte Schleswig-Holsteinische Canal.[3]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kanal gehört zu den spiegelgleichen Seekanälen und wird an beiden Enden durch Schleusen gegen die wechselnden Wasserstände (verursacht durch Gezeiten oder Windstau) der Nordsee und der Ostsee abgeschlossen. Die Endpunkte befinden sich in Brunsbüttel an der Elbe (km 0,38) und in Kiel-Holtenau an der Kieler Förde (km 98,64). Sie liegen 98,26 km auseinander (Luftlinie 85,5 km). Die Fließgewässerkennziffer 5978 ordnet den Kanal offiziell dem Flusssystem der Elbe zu.

Schleusen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schleusen in Holtenau

Die Schleusen an beiden Enden des Kanals, sowohl in Brunsbüttel als auch in Kiel-Holtenau, haben jeweils zwei kleine Schleusenkammern (Alte oder Kleine Schleuse) und zwei große Schleusenkammern (Neue oder Große Schleuse).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im späten 14. Jahrhundert war durch den Stecknitz-Kanal eine schiffbare Möglichkeit geschaffen worden, von der Trave in die Elbe und damit von der Ost- in die Nordsee zu gelangen. Etwa 100 Jahre später wurde ein später wieder stillgelegter und in Teilen zugeschütteter Kanal zwischen dem Trave-Nebenfluss Beste und der Alster gebaut.

Seit dem 16. Jahrhundert hatte es eine Reihe von weiteren Plänen gegeben, die Nord- und die Ostsee durch eine künstliche Wasserstraße zu verbinden. Mit dem 1784 eröffneten Schleswig-Holsteinischen Kanal war schließlich eine 34 km lange Verbindung zwischen Holtenau und der Eider bei Rendsburg gebaut worden, die nach gut 100 Jahren den Anforderungen allerdings in keiner Weise mehr genügte.

Der Hamburger Reeder Heinrich Dahlström legte 1878 eine Denkschrift für eine Wasserstraße vor, die eine private Finanzierung vorsah. 1880 wurde er beauftragt, eine Trassenführung zu planen, die von der Elbmündung in die Kieler Förde führte. Am 16. März 1886 erklärte der Reichstag mit dem Gesetz betreffend die Herstellung des Nord-Ostsee-Kanals das Projekt zur Reichssache.

Am 3. Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau; leitender Ingenieur war Otto Baensch. Bis zu 8900 Arbeiter bewegten circa 80 Mio. m³ Erdreich. Der Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe an der Oberfläche 66,7 m, an der Sohle 22 m breit und 9 m tief.

Am 21. Juni 1895 konnte Kaiser Wilhelm II. nach acht Jahren Bauzeit den nach seinem Großvater „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ benannten neuen Wasserweg eröffnen.

Bereits in den Jahren 1907 bis 1914 war eine erste Kanalerweiterung notwendig:

  • Der Kanal wurde um 2 m vertieft, die obere Breite von 66,7 m auf 102,5 m verbreitert und die Sohlenbreite von 22 m auf 44 m verdoppelt.
  • Im Zuge der Verbreiterung werden die Kurvenradien vergrößert. So wird die Kanalkurve zwischen Holtenau und Knoop begradigt.
  • In Kiel und Brunsbüttel werden die bisherigen Schleusenkammern von 125 m x 22 m um je zwei weitere Kammern von 310 m x 42 m ergänzt.
  • Der Kanal erhält die fünf "klassischen" Hochbrücken in Holtenau (Straße), Levensau (Straße/Eisenbahn), Rendsburg (Eisenbahn), Grünental (Straße) und Hochdonn (Eisenbahn).

Der Grund für die Erweiterung war nicht allein das gewachsene Verkehrsaufkommen, sondern auch die marinestrategische Bedeutung der Wasserstraße: Der Kanal diente der schnellen Verbindung zwischen den Marinebasen in Kiel und Wilhelmshaven. Ab 1906 baute England Schlachtschiffe von Dreadnought-Typ, die deutlich länger und breiter waren, als die bis dahin üblichen Linienschiffe. Deutschland hielt mit seinen Großlinienschiffen dagegen und musste den Kanal für diese Schiffe nutzbar machen.

1948 wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal in Nord-Ostsee-Kanal umbenannt, wie er schon in der Planungs- und Bauphase bezeichnet wurde; im internationalen Verkehr heißt er jedoch weiterhin „Kiel Canal“. Von 1965 bis 2000 wurde der Kanal zum zweiten Mal erweitert. Zum Schutz der Böschung wuchs die Breite an der Oberfläche von der Schleuse Brunsbüttelkoog bis zum Kanalkilometer 80 (Weiche Königsförde) auf 162 Meter. Auf der so genannten Oststrecke von dort bis zur Schleuse Holtenau von beließ man es zunächst beim Kanalquerschnitt von 1914, weil die Böschung dort hinreichend standfest war.

Dadurch fehlen dort Ausweichmöglichkeiten, so dass die Oststrecke zum Engpass geworden ist. Der Ausbau auf die Breite von 167 m soll dort ab 2020 erfolgen.

Bereits am 7. Oktober 2006 wurde das neue elektronische Verkehrslenkungssystem, in das 13,5 Mio. Euro investiert wurden, eingeweiht. Es hatte die Zentralisierung der Leitstelle in Brunsbüttel zur Folge.

Brücken, Fähren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanalquerungen sind grundsätzlich für den querenden Verkehr kostenlos. Das heißt zum Beispiel nicht nur, dass die Fähren gratis benutzt werden können, auch bei Eisenbahnstrecken wird der Unterhalt der Brücken vom Bund bezahlt.

Mittlerweile gibt es zehn Hochbrücken und 14 Fähren über den Kanal. Vier der Brücken und eine der Fähren befinden sich in oder bei Kiel.

  • Doppelbrücke in Kiel-Holtenau:
    Die Brücken führen die B 503, die hier auch als innerstädtische Kieler Verkehrsverbindung dient, über den Kanal.
    Die östliche Brücke wurde 1969 bis 1972 neben der dort bereits seit 1912 bestehenden Prinz-Heinrich-Brücke erbaut. Dadurch bekam die Bundesstraße dort für jede Richtungsfahrbahn eine Brücke, damit sie den steigenden Straßenverkehr in die nördlich des Kanals liegenden Stadtteile Holtenau, Friedrichsort, Pries und Schilksee bewältigen konnte. Dies war insbesondere für die Segelolympiade 1972 in Schilksee notwendig geworden. Daher wird sie auch als Olympiabrücke bezeichnet
    Die westliche Brücke war ursprunglich eine Stahl-Fachwerk-Konstruktion, die ab 1909 durch Friedrich Voß gebaut worden war. Sie wurde in den Jahren 1992 bis 1995 durch eine Schwesterbrücke der Olympiabrücke ersetzt. Beim Abbruch der alten Brücke kam es am 2. August 1992 zu einem Unfall, als ein Kran unter der Last eines 40 m langen Fachwerk-Brückenteils abknickte, das 280 t schwere Stahlteil herunterfiel und dabei einen weiteren Kran mitriss. Kräne und Brückenteile fielen auf die Uferstraße am Holtenauer Kanalufer. Trotz des spektakulären Unfalls und der vielen Zuschauer, die am Sonntagabend die Demontage des Mittelteils der Brücke beobachten wollten, entstand nur Sachschaden.[4]
    Hauptartikel: Prinz-Heinrich-Brücke
  • Doppelbrücke bei Levensau:
    Die Brücken führen die B 76, die dort von Kiel nach Eckernförde führt, über den Kanal.
    Die historische Levensauer Hochbrücke von 1893/94 bekam 1980/83 eine Nachbarbrücke. Anders als in Holtenau nimmt die Neubaubrücke beide Fahrtrichtungen der bis Gettorf autobahnähnlich ausgebauten Bundesstraße auf, während die Straße auf der alten Brücke, über die auch die Eisenbahnlinie nach Eckernförde und Flensburg führt, zur Kreisstraße herabgestuft wurde.
    Die historische Brücke wurde bereits 1953/54 an die Erfordernisse des Verkehrs angepasst, indem die imposanten Brückenportale abgebrochen wurden, um die Straße zu verbreitern. Die Unterteile der ehemaligen Brückentürme dienen als Widerlager für den Fahrbahnträger und als Fledermaus-Überwinterungsquartier.
    Im Zuge der Kanalverbreiterung wird die Brücke erneuert werden. Dafür muss auch das nördliche Widerlager beseitigt werden, um Platz für den Kanal zu schaffen. Das südliche soll, wenn auch ohne statische Bedeutung für die neue Brücke, als Fledermausquartier erhalten bleiben.
    Hauptartikel: Levensauer Hochbrücke
  • Personenfähre Holtenau:
    Die kleinste Kanalfähre und gleichzeitig die einzige, die nur Fußgänger und Fahrräder transportiert, verbindet die Wik mit Holtenau. Die auf dieser Route seit dem Mai 1984 verkehrende Adler I darf maximal 49 Passagiere und 24 Fahrräder transportieren und wird wegen ihres kantigen Aufbaus von den Holtenauern liebevoll als "Schuhkarton" bezeichnet.
    In Holtenau gab es nach dem Bau des Kanals zunächst eine Prahmdrehbrücke, um die vom Kanal unterbrochene Verkehrsverbindung in die Wik wieder herzustellen. Nach dem Bau der Prinz-Heinrich-Brücke erstritten sich die Bewohner Holtenaus, dass sie trotz der Brücke eine Fähre erhalten sollten, um nicht den Umweg über die Brückenrampen nehmen zu müssen. Dabei sollte es sich um ein "Fährboot aus Eichenholz mit einem 10-pferdigen Benzin-Motor und einer Beförderungskapazität von 25 Personen" handeln. Die Fähre war anfangs nur für die direkten Anwohner kostenlos, für andere aufgrund der existierenden Brückenverbindung kostenpflichtig. Diese Kostenpflicht entfiel 1977. Die Kosten trägt die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
    Anfang 1977 wurde die Fähre Wik durch die neu gebaute Fähre Hubert ersetzt. Am Abend des 28. Januar wurde diese bei einer Kollision mit einem Frachter versenkt, wobei ein Passagier ums Leben kam. Daraufhin versah die Wik die Verbindung erneut bis 1983. Nach der Ausmusterung der Wik setzte die Nordstrander, heute Sylter, Reederei Paulsen dort zunächst für einige Monate ihre Adler III ein. Diese wurde ab Mai 1984 durch die nach Vorgaben der Kieler Verkehrsplanung neu gebaute Adler I ersetzt.[5][6]
    Die Stadt Kiel möchte die Fährverbindung gerne in eine künftige Premium-Veloroute 2 einbinden. Dem stehen allerdings das geringe Platzangebot für Fahrräder und der nicht mehr zeitgemäße Dieselantrieb entgegen. Der Vertrag mit dem Betreiber der Fähre läuft Ende 2024 aus. Die Stadtverwaltung hat daher in einem Letter of Intent (LOI) mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vereinbart, eine gemeinsame Planung für den anschließenden Betrieb unter den sich verändernden Anforderungen vorzunehmen.[7][8]

Unfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Enge des Fahrwassers und die hohe Verkehrsbelastung führen immer wieder zu Unfällen. Schiffe, die nach Ruder- oder Steuerungsversagen in die Kanalböschung bzw. die Schleusentore fahren, Kollisionen von Schiffsaufbauten oder Deckslasten mit den Kanalbrücken und nicht zuletzt Schiffskollisionen haben regelmäßig kürzere oder längere Sperrungen zur Folge.

Einige Beispiele von Unfällen der letzten Jahre im Kieler Bereich:

  • 20. Februar 2018: Das unter portugiesicher Flagge fahrende, 149 m lange Containerschiff Akacia fährt aus Brunsbüttel kommend in das seeseitige Tor der Holtenauer Südschleuse. Es gab keinen Personenschaden.
    Der Bug durchbrach das Tor und lag teilweise darauf auf. Das Schiff konnte freigeschleppt werden; für das Schleusentor stand ein Reservetor zur Verfügung. Das beschädigte Tor wurde bei der Kieler Werft German Naval Yards repariert; bis zum Abschluss der Reparatur im November 2022 stand aber kein Reservetor mehr zur Verfügung.
  • 29. März 2022: Unter der Levensauer Hochbrücke stoßen die Frachter Bjoerkoe (Zypern, 107 m) und Paivi (Zypern, 82 m) frontal zusammen. Beide Schiffe werden am Bug schwer beschädigt. Drei Seeleute der Paivi werden leicht verletzt.
    Die Schiffe wurden in den Scheerhafen bzw. den Kieler Binnenhafen geschleppt. Der Kanal war für drei Stunden gesperrt.
  • 30. November 2022: Der Schwergutfrachter Meri (Finnland, 105 m) rammt auf der Reise von Rostock nach Esbjerg nach dem Auslaufen aus der Holtenauer Schleuse mit seiner Deckslast, einem Hafenmobilkran, beide Holtenauer Hochbrücken.
    Die aufwändige Reparatur der beiden Hohlkastenbrücken dauerte rund ein Jahr. Während dieser Zeit war der Straßenverkehr über die Brücken stark eingeschränkt und der Verkehr im Kanal immer wieder kurzfristig behindert.

Weitere spektakuläre Kanalunfälle:

  • 12. Dezember 1995: Der Containerfrachter Sabine D. (Deutschland, 89 m) kollidiert bei Nübbel nach einem Ruderausfall mit dem entgegenkommenden Containerschiff Baltic Champ (Panama, 72 m). Die Sabine D. kentert mit 90 Containern und blockiert den Kanal. Ihre 10 Besatzungsmitglieder kommen ins Krankenhaus.
    Die Bergung von Schiff und Ladung dauerte über einen Monat. Sie zog tagsüber Schaulustige und in der Nacht Strandräuber an, die Shrimps aus einem geborgenen Kühlcontainer stahlen. Die Baltic Champ machte im Dezember 2014 unter dem Namen Sandy im Mittelmeer als führerloses Flüchtlingsschiff Schlagzeilen, das von der italienischen Küstenwache geborgen werden musste.
  • 8. Januar 2016: Die Rendsburger Schwebefähre stößt mit dem Frachter Evert Prahm (Deutschland, 78 m) zusammen. Der Fährführer wird bei der Kollision schwer, ein Passagier leicht verletzt. Die Fähre wird völlig zerstört.
    Der Neubau zog sich über mehrere Jahre hin. Er entspricht optisch der alten Schwebefähre von 1913, besitzt aber etliche technische Neuerungen und Verbesserungen. Der Betrieb wurde erst am 4. März 2022 wieder aufgenommen.

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bau des Kanals hatte insbesondere schwere Auswirkungen auf den Wasserhaushalt der Eider. Diese wurde durch den Kanalbau von ihrem Oberlauf abgeschnitten. Dadurch verringerte sich insbesondere die Strömung Richtung Meer. Der Einfluss der Nordsee wurde dominant, Deiche zur Sturmflutsicherung mussten bis Rendsburg gebaut werden. Zudem trägt der Flutstrom mehr Sedimente, insbesondere Faulschlamm in die Eider, als die Ebbe und die nun wesentlich schwächere natürliche Strömung wieder heraustragen, der Fluss drohte zu versanden, was wiederum das Sturmflutrisiko erhöhte. Durch den Bau der Schleuse Nordfeld 1937 konnte das Problem für den Mittellauf der Eider gelöst werden, insgesamt hat sich der Wasserhaushalt der Eider jedoch bis heute nicht vom Kanalbau erholt.

Ähnliche Auswirkungen hatte der Bau auch auf andere vom Kanal durchtrennte Fließgewässer, etwa die Wilsterau, die zunehmend verschlickt, oder die Holstenau, die ungefähr parallel zum Kanal verläuft und durch ihn in drei Teile getrennt wurde. Auch die Gieselau wurde vom NOK durchtrennt.

Insgesamt besitzt der Kanal 27 Zuflüsse von Bächen und Flüssen, im Kieler Bereich die Levensau und mittelbar über den Alten Eiderkanal durch die Rathmannsdorfer Au von Norden. Von Süden her führen ihm die Ottendorfer Au und die Achterkampsau Wasser zu. Dieser Zufluss von Oberflächenwasser bedingt, dass die Schleusen vorwiegend mit Wasser aus dem Kanal befüllt werden, das dann in Nord- oder Ostsee entleert wird.

Der zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels erfordert eine Erhöhung der Küstenbauwerke in der Nähe der Kanalmündungen sowie der Schleusenmauern und -tore. Bei den Schleusen in Brunsbüttel werden entsprechende Arbeiten bereits vorgenommen, bei den großen Schleusen in Kiel sind sie ab 2030 geplant. Man geht dabei von einem Anstieg der Ostsee um 50 cm aus.[9]

Touristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der befestigte Betriebsweg am Kanal ist für Fußgänger und Radfahrer freigegeben und ermöglicht beidseitig nahezu auf voller Länge steigungsfreie Radtouren in nächster Nähe zu den Schiffen. Das Übersetzen auf die jeweils andere Kanalseite mit einer der zahlreichen Fähren ist kostenlos. Dies hatte bereits Kaiser Wilhelm in einer Anordnung verfügen lassen, um eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, da die künstliche Wasserstraße ältere Verkehrswege durchschneidet.

Die Radwege am Nord-Ostsee-Kanal sind Teil der im Mai 2004 eröffneten Deutschen Fährstraße, einer rund 250 Kilometer langen Ferienstraße, die von Bremervörde an der Oste bis Kiel führt.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Kiel Canal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verzeichnis E, Lfd.Nr.38 der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  2. nach Angaben der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord
  3. Wikipedia: „Nord-Ostsee-Kanal“
  4. Zwei Videos Video 1, (2:48 Minuten) und Video 2 (5:17 Minuten) zum Unfall beim Brückenabriss, bei YouTube, abgerufen am 7. Februar 2019
  5. Kieler Nachrichten vom 15. Juni 2020 (Druckausgabe)
  6. Mehr zur Geschichte der Fähre bei apt-holtenau.de, abgerufen am 18. Juni 2020
  7. Drucksache 0487/2020 zu TOP 12.15 der Ratsversammlung am 11. Juni 2020
  8. Geschäftliche Mitteilung des Letter of Intent in der Ratsversammlung am 11. Juni 2020
  9. Kieler Nachrichten vom 27. Sept. 2023 (Druckausgabe); online (Bezahlschranke), abgerufen am 3. Oktober 2023