Friedenseiche

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Doppeleiche in der Ellerbeker Friedenstraße

In Kiel werden acht sogenannte Friedenseichen in der Liste der Naturdenkmale aufgeführt[1], eine davon ist auch in der Liste der Kulturdenkmale eingetragen.[2]

Die Eiche wurde (und wird) wegen ihrer kultischen Bedeutung für die Germanen als „deutscher Baum schlechthin“ angesehen und versinnbildlicht in der Heraldik unter anderem Kraft, Beständigkeit, Kampf und Sieg.
Als Friedenseichen bezeichnete man ursprünglich eine Eiche, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gepflanzt wurden.
Daneben wurden auch die sogenannten „Kaisereichen“ aus Anlass des 100. Geburtstags von Kaiser Wilhelm I. 1897 gepflanzt.[3].

Die Friedenseichen als Denkmale an den Friedensvertrag von Versailles nach dem Sieg über Frankreich und auch die Doppeleichen hatten als Kriegerdenkmale weniger die Ehrung der Gefallenen zum Inhalt, aber ihre Bedeutung erweiterte sich durch Gedenkschriften zu (Gefallenen-) Ehrenmale.[4].
In der Gedenk- und Erinnerungskultur können sie heute auch als Mahnmal dienen.[5]

Doppeleiche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drei der in der Naturdenkmalliste aufgeführten Friedenseichen in Kiel sind Doppeleichen, ein landestypische Symbol in Schleswig-Holsteinisches.

Doppeleichen haben zwei Stämmen, die manchmal im unteren Teil zusammengewachsen sind (Zwiesel), und eine gemeinsame Krone bilden.
Die zwei Stämme können von Natur aus einer Wurzel (Wurzelbrut, selten bei Eichen), aus zwei Eicheln und durch Stocktriebe entstehen. Die meisten Doppeleiche sind allerdings von Menschen gepflanzt.[6]

Die Doppeleiche wurde im Zuge des Konflikts zwischen Dänen und Deutschen über den völkerrechtlichen Status Schleswig-Holsteins Mitte des 19. Jahrhunderts zum Symbol für das deutsche Beharren auf dem Vertrag von Ripen von 1460, wonach die Schleswig und Holstein „Up ewig ungedeelt“ (Auf ewig ungeteilt) bleiben sollten, stilisiert.
Das Zusammenwachsen zweier Stämme, die eine gemeinsame Krone bilden, spielte auf das Motto „Up ewig ungedeelt“ an. So wie eine Doppeleiche nicht getrennt werden kann, ohne dass sie schweren Schaden nimmt und ganz oder teilweise abstirbt, sollte Schleswig-Holstein nur als ein ungeteiltes Ganzes – in einem (künftigen) deutschen Nationalstaat – bestehen können. Diesen Gedanken drückt auch das Lied „Wanke nicht, mein Vaterland“ aus, wie es 1844 vorgestellt wurde. Darin heißt es in der siebten, letzten Strophe:

Teures Land, du Doppeleiche,
unter einer Krone Dach,
stehe fest und nimmer weiche,
wie der Feind auch dräuen mag!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
wanke nicht, mein Vaterland!

Dieses Lied ist heute unter dem bekannteren Namen Schleswig-Holstein meerumschlungen die Hymne des Bundeslands Schleswig-Holstein.

1898 jährte sich der Beginn der Schleswig-Holsteinischer Erhebung (1848–1851), der ersten Schleswig-Holsteinischen Kriegs, zum fünfzigsten Mal. Aus diesem Anlass wurden vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein zu Hunderten Doppeleichen gepflanzt, um den nationalen Gedanken in Schleswig-Holstein zu pflegen.
Dabei erwiesen sich gerade in ländlichen Gemeinden die Doppeleichen als kostengünstiges Mittel, die zeitgenössische kaiserlich-nationale Gesinnung einerseits und das unteilbare und erfolgreich dem Deutschen Reich gewonnene einige Schleswig-Holstein andererseits darzustellen. Während der Konflikt mit Dänemark um die Grenzen und die Zugehörigkeit Schleswig-Holsteins der Vergangenheit angehört, lebt die Doppeleiche als landestypisches Motiv Schleswig-Holsteins fort.[7]

In Schleswig-Holstein finden sich noch etwa 100 Doppeleichen aus dem 19. Jahrhundert.
In Kiel steht außer die drei Doppeleichen als Friedenseichen in der Naturdenkmalliste eine weitere unter Kulturdenkmalschutz gestellte Doppeleiche in dem Schützenpark (Landschaftspark Große Grüne Schützengilde, Lage)[8]
Die Doppeleiche in Neumühlen-Dietrichsdorf wurden durch den Ausbau der Schönkirchener Straße zur Bundesstraße B 502 gefällt. Sie stand an der ehemaligen Mädchenschule (Schwentineschule). Der Gedenkstein mit der Inschrift "1848 1908 24.März" wurde 1998 bei einer Eiche in die Grünanlage am Ivensring versetzt (Lage).[9]

Liste der Friedenseichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht alle in der Naturdenkmalliste aufgeführten Friedenseichen sind von 1871. Einige sind wohl älter und andere von 1898 oder jünger zum Gedenken an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848.

  • Doppeleiche auf einer Grünfläche in der Friedenstraße in Ellerbek (Lage).
    Schutzzwecke: Eigenart, heimatkundlicher Bedeutung und unter Kulturdenkmalschutz[2].
    Inschrift des Gedenksteins: "UP EWIG UNGEDEELD 1848 - 1898".
    Die Ellerbeker Büttgill vun 1666 legt dort jedes Jahr im Juli einen Kranz zum Gedenken an die Toten nieder.

Totenehrung an der Doppeleiche bei dem Fest der Ellerbeker Buttgilde (1976)
  • Doppeleiche (als Friedenseiche deklariert) in der Rendsburger Landstraße bei dem Freiwilligen Feuerwehr im Russee (Lage).
    Schutzzwecke: heimatkundliche Bedeutung, Schönheit.
    Inschrift des Gedenkstein: "Up ewig ungedeeld 1848 24. März Den Veteranen J.Ströh – G.Sinn F. Eggers gewidmet 1908"
  • Eiche (als Friedenseiche deklariert, aber wohl keine Doppeleiche) auf dem Gelände des alten Martenshofes (an der Ecke Melsdorfer Straße / Hasselteich) im Hasseldieksdamm (Lage).
    Schutzzwecke: heimatkundliche Bedeutung, Schönheit.
    Inschrift des Gedenksteins: "Zur Erinnerung an die Erhebung Schleswig-Holsteins. 1848. 24.März 1898".
Gedenkstein an der Friedenseiche, Vieburger Gehoelz
  • Friedenseiche am Steindamm im Moorsee (Lage).
    Schutzzwecke: heimatkundliche Bedeutung, Schönheit.
    Durch ihre Größe ist sie weit über 200 Jahre alt.
    Inschriften der vier Gedenksteine:
    "Ehrenmal unserer Kriegsopfer 1914 1918" (Namen der Gefallenen)
    "Gedenket unserer Gefallenen und Kriegsopfer 1939 - 1945"
    "1870-71"
    "Gewidmet unseren Veteranen von 1848 am 24. Maerz 1898"

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Friedenseichen in Schleswig-Holstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Doppeleichen in Schleswig-Holstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 Naturschutzverordnungen und -satzungen in Kiel (Stand: November 2017, pdf), S. 115, auf kiel.de.
  2. 2,0 2,1 Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia . Die anderen in der Naturdenkmaliste aufgeführten Friedenseichen unterliegen der Revision durch das Landesamt für Denkmalpflege
  3. Wikipedia: „Kaisereiche“
  4. Doppeleiche auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Wikipedia: „Doppeleiche“. Wikipedia: „Kriegerdenkmale“
  5. Siehe als Beispiel Vom Heldendenkmal zum Mahnmal (pdf), Vortrag von Christian Lopauim Ratssaal des Ratzeburger Rathauses am 28. Februar 2017
  6. Wikipedia: „Wurzelbrut“; Wikipedia: „Stocktriebe“
  7. Doppeleiche auf der Website der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Wikipedia: „Doppeleiche“
  8. Liste der Kulturdenkmale in Kiel (nach Stadtteilen gegliedert) in der deutschsprachigen Wikipedia
  9. http://www.spd-net-sh.de/kiel/daten/dietrichsdorf/poggendoerper/Pogg0707a.htm Der Gedenkstein am Ivensring] auf POGGENDÖRPER - online
  10. Up Ewig Ugedeelt - Doppeleichen in und um Kiel auf der Website Andreas-Kirchengemeinde Wellingdorf